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August 2, 2023

4 Jahre Sustainable Fashion auf franzmagazine

Susanne Barta

Am 1. August 2019 ist mein erster Artikel über nachhaltige und faire Mode erschienen. Vorangegangen ist ein Jahr, in dem ich begonnen habe, mich immer intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Es hat mich richtiggehend gepackt. Wer hätte gedacht, dass ich mich mal mit Mode – in ihrer nachhaltigen Form –, beschäftigen werde? Ich, ehrlich gesagt, nicht. Aber Schritt für Schritt habe ich mich in diese Welt, in die Hintergründe der Textilindustrie hineingearbeitet, dabei aber auch meine spielerische Seite wieder entdeckt. Mode ist nun mal auch Selbstausdruck und lädt ein zu experimentieren. Dass konventionell produzierte Mode, egal ob Fast Fashion oder Luxus-Mode, nur halbwegs ok scheint, wenn oberflächlich betrachtet, das versteht schnell, wer sich auf das Thema einlässt. Die Textilindustrie ist eine zutiefst ungerechte, ausbeutende und klimaschädliche Industrie. Den Preis für unser Konsumverhalten zahlen die Menschen, die unsere Kleidung produzieren. Und die Umwelt, da die Produktion (und die Entsorgung) meist in Ländern erfolgt, die nur unzureichende gesetzliche Regelungen haben. Der Preisdruck auf die Produktionsländer, auf die Fabriken ist enorm. Und das alles, weil der Profit für die großen Player an erster Stelle steht und wir nicht bereit sind, faire Preise für unsere Kleidung zu bezahlen. Erst kürzlich ist die European-Citizen-Kampagne „Good Clothes Fair Pay“ zu Ende gegangen, wo es darum ging, Unterschriften zu sammeln für eine europäische Gesetzgebung, die die Bezahlung eines existenzsichernden Lohns in der Textilindustrie verbindlich machen soll. 1.000.000 Unterschriften hätte es dazu gebraucht, knapp 240.000 sind es geworden. Das ist die traurige Realität. Aber aufgeben ist keine Option. Nur kontinuierliches Weitermachen kann den Boden dafür bereiten, dass sich etwas verändert.4 jahre sustainable fashion blog 2-3 (c) susanne bartaFür die Bildstrecke dieses Artikels habe ich mich entschieden, ein Seidennachthemd meiner verstorbenen Großmutter auf verschiedene Weise zu stylen. Es ist wohl an die 30 Jahre alt. Damit das Nachthemd etwas aufgepeppt wird, viel kunterbunter Schmuck dazu. Hier gestylt mit einem Pulli des fairen Labels Fit Buddha, Schuhe und Tasche sind Secondhand. 

Ich weiß es und ihr wisst es auch, zu viel Belehrung will niemand. Es ist zum Teil sogar kontraproduktiv. Also geht’s darum – solange diese Möglichkeit noch besteht –, einen Weg zu finden, der zu einem veränderten Verhalten anregt und inspiriert. Im Klitzekleinen geht es mir genau darum. Zu informieren, ab und an auch anzumahnen, aber vor allem zu zeigen, dass es anders, besser gehen kann. Und zu zeigen, dass Kleidung, die besser produziert wird oder Vintage oder Secondhand ist, sehr gut aussieht. Dabei aber auch selbst aktiv zu werden. Meine Meinung dazu: ohne Aktivismus geht’s nicht. Zum Beispiel ist es gelungen, eine gemeinsame Plattform auf den Weg zu bringen. Fashion For Future Bolzano ist diesen April – im Rahmen der Fashion Revolution Week gestartet – mit lokalen Veranstaltungen zum Thema. Es gibt in der Zwischenzeit viele Initiativen, Plattformen, sehr coole Brands und viele inspirierende Menschen, die andere, zeitgemäßere Wege gehen. Und dabei jedoch nicht auf das verzichten, was Mode auch ausmacht: Freude am Selbstausdruck und Freude an schönen Stücken. Auch die Gesetzgebung, vor allem die europäische, hat sich im Bereich Textilindustrie auf den Weg gemacht, im Rahmen des Green Deal wird in Bezug auf Transparenz der Lieferketten, Umgang mit Ressourcen, Gewährleistungsansprüchen, Umgang mit Abfällen, Förderung zirkulärer Prozesse und auch soziale Ansprüche vieles vorangetrieben. 4 jahre sustainable fashion blog 4-5 (c) susanne bartaVery casual, einmal mit als Schürze umgebundenem Pullover (aus Hanf) und zünftigen Clogs und einmal mit Bluse (Secondhand) drüber.

Ich habe länger darüber nachgedacht, wo ich meinen Blog/meine Kolumne platzieren soll. Und habe mich für franzmagazine entschieden, nicht nur weil ich die Plattform seit ihrer Gründung gut kenne, das Umfeld erschien mir das richtige, weil eine aufgeweckte und interessierte Leserschaft. Zusammen geht’s besser, gerade bei einem solchen Thema. Und so ist die Konstruktion eines Blogs auf einem Blog entstanden. Die Zusammenarbeit mit den franz-Damen ist bis heute ausgezeichnet, vor allem Kunigunde Weissenegger möchte ich herzlich danken. 

4 Jahre Sustainable Fashion Blog haben mich nicht nur angeregt, ein wenig zurückzublättern und nochmals Revue passieren zu lassen, was ich da so alles zusammengetragen habe – sondern auch über den Begriff sustainable/nachhaltig nachzudenken. Das Ergebnis: aus Sustainable Fashion Blog wird Slow Fashion Blog. Slow trifft es für mich besser. Sustainable wird in der Zwischenzeit zu sehr von Marketing-Strategen missbraucht, wird geradezu inflationär gebraucht. Greenwashing ist allgegenwärtig. Wirklich nachhaltig produzieren kann heute niemand, und wer es vollmundig behauptet, auch die Unternehmen, die sich Nachhaltigkeit vorgenommen haben, schaden der Sache oft mehr, als sie ihr nützen. Es geht nur besser, respektvoller und vor allem langsamer. Vielversprechend in diesem Zusammenhang scheint mir das vor kurzem gelaunchte italienische Projekt Slow Fiber zu sein. Solange sich das Business Model – ständig neue Kollektionen, Überproduktion und Überkonsum in immer schnellerem Tempo – nicht verändert, ist die verwendete und groß kommunizierte Bio-Baumwolle nicht viel mehr als ein viel zu kleiner Tropfen auf dem heißen Stein. Also Slow Fashion. 4 jahre sustainable fashion blog 6-7 (c) susanne bartaMit weißem Button Down Shirt und zwei verschiedenen Heels, geht natürlich auch gut mit flachen Sandalen, am besten vorne offen, sonst wirkt der Look zu „geschlossen“. 

Bei euch möchte ich mich herzlich bedanken, dass ihr mir so zahlreich in diesen Jahren die Treue gehalten habt, und ich hoffe natürlich, dass das auch weiterhin so bleibt. Bedanken möchte ich mich bei den vielen Menschen, die ich bisher auf diesem Weg getroffen habe, deren Arbeit ich näher kennenlernen konnte und die mich inspiriert haben. Ein Dank an meinen Mann Urban für aufmerksames und liebevolles Feedback, Ansporn und die Fotos, die er unermüdlich mit mir macht. Und ein Dankeschön an die Sponsoren dieses Blogs, yes, es gibt nun einige! Nach fast vier Jahren habe ich mich entschlossen anzuklopfen und Tataaa, einige sind bereits dabei. Danke an Salewa, Oscalito, Cora happywear, den Kauri Store und an meine Freundin Kristin, die meine Arbeit unterstützen. Ich hoffe natürlich, dass noch viele dazukommen. Alle Infos dazu findet ihr unten. 

Die 4 Jahre sollen auch physisch nicht ganz spurlos vorübergehen, am 25. August wird bei einem Aperitif angestoßen. Dazu gibt’s eine Modenschau von Violeta Nevenova. Die Designerin war bereits mit ihren Stücken im Kraftwerk zu Gast. Jetzt folgt Teil 2. Ihr seid herzlich eingeladen. Wo? Im Werk 3, neben dem Kraftwerk Rendelstein, gleich bei der St.-Anton-Brücke in Bozen. Wann? Um 19 Uhr. RSPV bis 20. August.4 jahre sustainable fashion blog 8-9 (c) susanne bartaDie Plateausandalen sind Secondhand, die Jacke ist von Lidija Kolovrat. Was sagt ihr zum Nachthemd-Style?

Da franzmagazine im August Pause macht, macht auch mein Blog Pause, weiter geht’s am 30. August. In der Zwischenzeit könnt ihr aber gerne mein Instagram besuchen, da wird’s sicher einige Secondhand/Slow/Sustainable (Style-) Stories geben. A presto, bleibt mir gewogen. Übrigens: das ist der 214. Artikel.

Alle Fotos © Susanne Barta 

>> Supported by CORA happywear (M), Kauri Store (M), Oberalp Group (XL), Oscalito (L) und meiner Freundin Kristin <<

Wenn ihr diesen Blog auch unterstützen möchtet, gibt‘s hier alle Infos.

 

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Comments

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There is one comment for this article.
  • Susanne Maria Barta · 

    Wir hatten einen super schönen Abend! Weiter gehts mit Slow Fashion hier auf dieser Plattform.

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