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February 27, 2014

Momentaufnahme eines Sommertages: “5 im gleichen Kleid”

David Thaler
…und eines wird dann auch ausgezogen. Das Rotierende Theater bringt die Message des amerikanischen Success-Authors Alan Ball auf Merediths Matratzenlager auf den Punkt.

Rotierendes Theater – kennt ihr nicht, oder gar… noch nie gehört? Na dann, lest mal schön weiter. Rotierendes Theater ist eine Gruppierung junger Südtiroler Theatertollwütiger, die im dritten Jahr ihrer Vereinstätigkeit steht. Nach dem Motto „let’s not simply try – let’s just do it“ finden sich unter den Mitgliedern Begeisterte für jeden erdenklichen Bereich, der im Theater eine Rolle spielt. Ob es sich um die Auswahl eines neuen Stückes, um den Bühnenbau, die Kostüme, Maske oder Regie handelt, wer dann schlussendlich auf der Bühne steht oder im Technik-Kämmerlein das Licht und den Sound checkt; bei ihnen findet sich immer jemand, der sich dazu bereit erklärt. Auch wenn manche Dinge bisweilen Neuland sein mögen. Man traut sich an alles heran. 
Da der Name der Theatergruppe auch Programm ist, wirkt nicht jedes Mitglied zwingend bei jeder Produktion mit, und hat auch nicht zwingend ständig denselben Aufgabenbereich. Bei denen “rotiert” einfach alles … die Zahnrädchen im Kopf beim Text lernen, die Konstellation untereinander und es rotieren auch die Reifen unter ihren Karossen, wenn sie mit ihren Bühnenstücken durch Südtirol touren. 

Im Augenblick sind sie mit “Fünf im gleichen Kleid” unterwegs, eine Komödie von Alan Ball, ins Deutsche übernommen von Michael Walter, und adaptiert vom Rotierenden Theater selbst unter der Leitung von Anton Rainer. 

Die Handlung des Stücks entwickelt sich aus einer simplen Beinahe-Alltagssituation, wie sie sich in jeder Lebensgeschichte einmal abspielt: 
Frau ist wiedermal zu Gast bei einer Vermählung, 
bald darauf auf der Hochzeit-AfterParty, 
sodann im Gespräch mit Freunden, 
die man schon gefühlte EEEwigkeiten nicht mehr gesehen hat 
…und es kommen Freunde, Bekannte ober Unbekannte hinzu. 

Bald merkt man, wie depressiv die Stimmung ist, 
und wie scheiße alle drauf sind, 
und wie scheiße es einem selber geht; 
wenn man mal anfängt darüber nachzudenken, 
wie es einem selbst eigentlich so über den Daumen gepeilt hoch Pi geht.  

Einziger Ausweg aus dieser misslichen Lage und dem miesen Gefühl:
Für Person A – “wo ist das Ding, ich brauch’ mein Zeug, und wehe das raucht mir jemand weg” 
Für Person B – “wo lagern bei euch im Haus die Champagner-Flaschen?
Für Person C – “ich schau, ob ich noch ein Tablett mit Häppchen finde, das erste ist, Wunder oh Wunder, so schnell fertig geworden”
Person D denkt: “ich heul einfach drauf los, nach dem Weinen geht’s ja dann immer besser”
Person E denkt: “ich glaube an den Allmächtigen, denn der wird alles richten …oder hieß das: er wird uns alle richten?! Oh Gott!” 

Nebenbei wird allen klar, dass der kollektive Jugendschwarm, das in früheren Jahren entfachte Lodern in den Herzen der Damen noch immer aufheizen kann, und dass sich im Leben aller, nur unwesentlich etwas geändert hat. 
Bis sich schlussendlich alle so dermaßen zugedröhnt, ausgeheult, vollgefressen, zugesoffen und offenbart haben, um dann, lächelnd für das Erinnerungsfoto beim lauten CHEEEEESE drauf kommen, dass morgen auch noch ein Tag zum glücklich werden ist… Und dass heute alles auch irgendwie geil war, und man sich irgendwie besonders fühlt, auch wenn Frau auf dem Foto sicher ‘was Grünes zwischen den Zähnen hat. 
So ungefähr läuft’s im Leben ab und so ungefähr spielt es sich auch auf der Bühne im Zimmer von Meredith, der kleinen Schwester der gefeierten Braut, ab. 

Das Stück von Alan Ball setzt die Frau von Heute in dieses Szenario und entblößt: 
- ihren Hang zur Psychoneurose 
- ihren Konflikt mit dem Bild der Frau in der Bibel
- ihre Angst vor Enttäuschungen
- ihr Verlangen nach Liebe 
- …und einem perfekten Körper 

Überdies gibt es im Stück die Figur einer Lesbe. Das wollte ich nur noch gesagt haben. Und man redet über Liebe zwischen Frauen, und auch über Titten …und Frauen küssen sich. Rein technisch gesehen. Leider nur einmal. Das wollte ich dann grad auch noch erwähnt haben. Soviel zu den Frauen von Heute. 

Das Rotierende Theater bringt das Stück mit witzigen Pointen und keckem Mut zum Laut-werden und Sich-aus-der-Seele-schreien auf die Bühne. Erfrischend sind die gesanglich-musikalischen Einlagen. Für spontane Theatergänger – sehen kann man das Stück noch am Freitag 28. Februar im UFO Bruneck um H 20:30. Ein Revival dieses Stückes ist, irgendwann, so glaube ich, nicht ausgeschlossen. Weitere Theaterproduktionen des Rotierenden Theater sind für dieses Jahr schon geplant und in Arbeit.

Foto: Christian Mantinger

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