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November 12, 2024

Victoria Dejaco, Kunsthistorikerin, Kuratorin und Unternehmerin, Gast des zwölften Moontalks

Ludwig Mehler

Die Welt des Kunstmanagements und -handels bleibt ein großes, oft unübersichtliches Mysterium – für „Durchschnittsbürger*innen“ sowieso, aber selbst für Kunstliebhaber*innen und solche, die einen Kunstkauf anstreben. Die Kunstwelt und speziell die der Sammler*innen und Galerist*innen scheint von außen kompliziert, oft intransparent, unfair, exklusiv und patriarchal geprägt. Die Galeristin, Kuratorin und Gründerin Victoria Dejaco will Inklusion und Zugänglichkeit in der Kunstszene forcieren, angetrieben von ansteckender Begeisterung für Kunst, von weitsichtigen Zielen und mit moralischer Standhaftigkeit. Über ihre Arbeit und besonders über die Wichtigkeit von Resilienz, das Vermögen sich nicht unterkriegen zu lassen in der männlich dominierten Welt der Vermittlung und des Managements von Kunst, wird sie beim zwölften Moontalk in der Luna Bar des Parkhotels Mondschein in Bozen sprechen.Victoria Dejaco + Arlette Kochounian (c) Victoria DejacoVictoria Dejaco + Jerry Saltz in New York (c) Victoria DejacoVictoria Dejaco + Christine König auf der viennacontemporary (c) Victoria Dejaco

Anliegen der von franzLAB kuratierten Moontalks ist es, mit kunst-, kultur- und designaffinen Menschen, die sich über ihre Kreativität ausdrücken und darin ihren Beruf und ihre Berufung gefunden haben, Themen auf den Grund zu gehen und antwortend Fragen aufzuwerfen, also zur Diskussion anzuregen. Durch das Gespräch mit Victoria Dejaco führt am Dienstag, 26. November 2024 um 19:00 Uhr die Bozner Kuratorin und Kunstberaterin Eva von Ingram Harpf. Entsprechend stehen bei diesem Moontalk die Themen Kuration, Kunstmanagement und -vermittlung sowie die Notwendigkeit persönlicher Resilienz im beruflichen Wirken und in der künstlerischen Produktion im Mittelpunkt.Victoria Dejaco im Kunstwerk von Stephanie Winter (c) Victoria DejacoWie sie franzmagazine bei einem ersten Treffen im Jahr 2013 verriet, sei der gebürtigen Brixnerin Victoria Dejaco nach ihrem Studium in Kunstgeschichte an der Universität Wien schnell klar geworden, dass sie ihren eigenen Beruf erschaffen müsste, um eine professionelle Zukunft im kreativen Feld, das sie so begeisterte, zu finden. So kreierte sie 2010 mit der Hallway Gallery kurzerhand ihre erste eigene Initiative, die Werke von jungen und meist noch unbekannten Künstler*innen im Flur ihrer eigenen Wiener Wohnung ausstellte. Das Sichtbarmachen und die Vermittlung künstlerischen Talents waren unterdessen schon immer ihre Devise. Dabei hat die Kunsthistorikerin bereits in ver­schiedenen Rollen der Kulturproduktion von Magazinen über Galerien, Kunstvereinen und privaten Sammlungen bis hin zu Kunstmessen gearbeitet und ­Ausstellungen im In- und Ausland kuratiert.Victoria Dejaco + Michael Wonnerth Magnusson (c) Peter MochiIn einem Interview mit dem Art Institute Vienna erzählte Victoria Dejaco im vergangenen Jahr selbst, dass ihr oft gesagt wurde, sie könnte eine gute Galeristin abgeben, sie sich die Eröffnung einer Galerie aufgrund der damit verbunden Kosten, des Aufwands und des Risikos damals aber kaum vorstellen konnte. Und doch bringt die Galeristin, so betont es auch Geschäftspartner und Galerist Michael Wonnerth Magnusson, einiges an nötigen Skills und Erfahrung mit, um sich als Galeristin zu behaupten. Wie der Erfolg ihrer 2020 gegründeten Galerie Wonnerth Dejaco beweist, trägt sie diese Resilienz, die, wie sie selbst betont, speziell als Frau so schwierig aufzubauen ist, und den notwendigen unternehmerischen Geist und Kredibilität in sich.

„Wir sind nicht Verkäufer, wir sind Vermittler, die den Funken überspringen lassen, weil wir so viel Begeisterung haben für die Leute, mit denen wir arbeiten. Das heißt das Verkaufen passiert bei uns als eine Konsequenz vom Vermitteln.“ 
Victoria Dejaco, Interview mit AIV, 2023

Victoria Dejaco + Nadja Weiß beim Minerva Award Sheconomy (c) Victoria DejacoVictoria Dejaco + Glenn Vanbavinckhove (c) Sophie KirchnerIm Fokus der Galerie im ersten Wiener Gemeindebezirk liegt, aus den Talenten zu schöpfen, die in Wien bereits eine gute nationale Karriere hatten, wobei Victoria Dejaco findet, dass das Vertrauen zwischen Galerist*in und Künstler*in sowie gute Kommunikation und Transparenz entscheidend sind. Eine Erkenntnis aus ihrer langjährigen Tätigkeit in der Kunstbranche, die sie im Jahr 2019 zur Gründung ihres Software-Startups simplify.art veranlasst, wie unsere Autorin Elisa Barison im vergangenen Jahr schon auf franzmagazine berichtete. Der Name verrät bereits, dass die App Kunstmanagement und -handel, vor allem für die Zielgruppe der Kunstsammler*innen und Kunstschaffenden, vereinfachen will und dabei leicht und intuitiv bedienbar sein soll. Die Unternehmerin beschreibt selbst, dass sie lange unzufrieden war mit den Instrumenten, die ihr in ihren verschiedenen Jobs zur Verfügung standen und simplify.art somit eine digitale Lösung für das künstlerische Überangebot, oder besser, für den Mangel an Nachfrage am Kunstmarkt darstellen kann.Eva von Ingram Harpf (c) Eva von Ingram HarpfModeriert wird der zwölfte Moontalk von der Kuratorin Eva von Ingram Harpf, die nach ihrem Abschluss an der Bocconi-Universität in Mailand mit einem Diplom in Art Banking in der Galerie Johann König in Berlin sowie in der Galerie Ghetta in St. Ulrich arbeitete und einen Master-Abschluss in zeitgenössischer Kunst des Sotheby’s Institute of Art in London hat. Seit 2012 ist sie als unabhängige Kuratorin und Kunstberaterin in Südtirol und darüber hinaus unterwegs. Sie ist Mitglied des Vorstands der ar/ge Kunst Bozen und Gründerin der Plattform y-contemporary sowie u. a. Kuratorin der Ausstellungsreihe carte blanche im Aurora in Meran und weiters Vorstands-Vize-Präsidentin der Museion Private Founders.Victoria Dejaco (c) Simon OberhoferDas perfekte Duo also hinsichtlich weitreichender Expertise aus der Welt der Kunstvermittlung und -kuration, in einem interessanten Gespräch für Kunstinteressierte und Kreative, sowohl für Laien als auch Kenner*innen der Kunstszene und ihrer verworrenen Dynamiken. Wir erwarten euch am 26. November 2024 um 19:00 im Parkhotel Mondschein mit einem spannenden Einblick in die Perspektive der beiden Kuratorinnen mit unternehmerischen Ambitionen zur Veränderung.

Fotos: (1) Victoria Dejaco im Salon von Nicole Adler (c) Victoria Dejaco; (2) Victoria Dejaco + Arlette Kochounian (c) Victoria Dejaco; (3) Victoria Dejaco + Jerry Saltz in New York (c) Victoria Dejaco; (4) Victoria Dejaco + Christine König auf der viennacontemporary (c) Victoria Dejaco; (5) Victoria Dejaco im Kunstwerk von Stephanie Winter (c) Victoria Dejaco; (6) Victoria Dejaco + Michael Wonnerth Magnusson (c) Peter Mochi; (7) Victoria Dejaco + Nadja Weiß beim Minerva Award Sheconomy (c) Victoria Dejaco; (8) Victoria Dejaco + Glenn Vanbavinckhove (c) Sophie Kirchner; (9) Eva von Ingram Harpf (c) Eva von Ingram Harpf; (10) Victoria Dejaco (c) Simon Oberhofer.

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