Music

September 16, 2015

Our Falschauer Session IV:
Ein Insiderbericht

Robin Wehe
Einmal im Jahr findet in Lana auf den Falschauer Wiesen ein ganz besonderes Ereignis statt. Das Jugendzentrum JUX in Lana veranstaltet die Our Falschauer Session, ein musikalisches, generationsübergreifendes und interkulturelles Event, das zu gut ist, um nichts davon zu wissen, und zu außergewöhnlich, um Mainstream zu werden. Samstag, 12.09. fand es zum vierten Mal statt und ich war als Insider dabei und beeindruckt von einem außergewöhnlichen Event.

Zugegeben: Ich habe leichte Kopfschmerzen, als ich mich am Samstagmorgen auf den Weg zum Zug von Bozen nach Lana mache. Nicht wegen Alkohol, sondern einfach weil ich manchmal Kopfschmerzen habe. Das hatte ich als Kind, das soll dann wohl auch heute so sein. Das ist blöd, weil ich heute bei der Our Falschauer Session in Lana Gitarre spielen und singen soll. Wie so oft bin ich spät dran, auch das ist so eine blöde Eigenschaft, die wohl nie weggeht. Egal, den Kaffee ausgelassen und auf nach Lana. Da wird’s wohl Kaffee geben. Ich haste zum Zug. Rein: Los geht’s. Am Bahnhof in Lana/Burgstall wartet schon Chris vom Jugendzentrum auf mich. Wir steigen in sein Auto und fahren zu den Falschauer Wiesen. Angekommen. Aussteigen. Drei Schritte weiter und ich stehe auf einer kleinen Anhöhe und schaue über die Falschauer Wiesen – da wird gegrillt, eine Bar steht an der Seite, Kinder spielen, und unter einem Baum spielt eine Band entspannte Musik.Our Falschauer Session 2015 Lana JuxIch fahre sofort einen Gang herunter. Eben bin ich noch zum Zug gehetzt, jetzt stehe ich hier und mir kommt es plötzlich so vor, als hätte ich alle Zeit der Welt. Natur und entspannte Atmosphäre. Markus, einer der Macher der Veranstaltung und Jux-Mitarbeiter, begrüßt mich. Sie nähmen grade noch den einen Song auf, dann sei ich dran mit dem Dreh. Das Format funktioniert nämlich so: Am Nachmittag werden jeweils zwei Songs von den MusikerInnen aufgenommen und gefilmt, die dann einige Wochen später auf YouTube gestellt werden. Gefilmt wird es von Jugendlichen im Rahmen eines Workshops des “JUX Medialab“. Dafür spielen am Abend alle Musiker ein kleines Konzert. Klingt gut, find’ ich.

“Band 3, Lied 2, Take 1″, heißt es dann und es geht los. Nachdem die Band gespielt hat, bin ich dran. Der Soundcheck ist schnell gemacht, die Videoaufnahmen laufen sehr professionell ab, trotz des zarten Alters der Kameraleute. “Ehm, ich bin Robin und dieser Song, ehm, heißt ehm, Winter/Herbst”, stotter’ ich in die Kamera. Ich bin der Einzige, der hier unprofessionell wirkt. Ansagen waren wohl noch nie meine Stärke. Nach einer Dreiviertelstunde sind wir fertig. Ich gehe zur Bar und frage nach Kaffee. Ne, sorry, haben sie nicht – nur das hier, ist auf Mate-Basis, falls ich was zum Aufputschen bräuchte. Nene, eigentlich nur was gegen Kopfschmerzen, da hilft Kaffee immer. Moment, mal. Wo sind eigentlich die Kopfschmerzen hin? Die sind wohl komplett verflogen, seitdem ich hier bin. Einfach entspannt diese Falschauer Wiesen. Die Limo ist bestimmt auch lecker.

Ich nehme meine Mate-Limo und lege mich auf eine gelbe Liege-Installation und betrachte das ganze Spektakel von etwas weiter weg. Überall wird entspannt geplaudert, unter dem Baum spielt die nächste Band, Kinder gleiten ausgelassen eine Rutsche runter, neben mir unterhalten sich ein paar Flüchtlinge, die vom JUX eingeladen wurden und freie Verpflegung bekommen. Noch so etwas, das man sich beim Jugendzentrum JUX abschauen kann. Es ist so friedlich, dass ich kurz davor bin wegzunicken. Herrlich.Our Falschauer Session 2015 Lana JuxSo verstreicht sachte der Tag und ich lasse mich so dahin treiben, zwischen Mate-Limo, Bands und Linsensuppe. Gegen 19 Uhr wird es etwas lauter: Die Flüchtlinge haben sich spontan ein altes Fass geschnappt und trommeln und singen heiter vor sich hin. Das geht so weiter, bis sie von den Bands abgelöst werden, die unter dem Baum, wo schon die Videos entstanden sind, unverstärkt spielen. Die Bühne markiert eine Lichterkette und drum herum stehen Stehlampen. Es ist sehr gemütlich. Die Konzertrunde beginnt mit Color Colectif an Stelle von Marc Perin + Barbarossa, die leider ausgefallen sind, danach kommen Helden der Zeit, gefolgt von Maggie Rattle. Nachdem meine Wenigkeit, Robin Vagale, gespielt hat, beenden Mahana sehr stimmungsvoll den Abend. Der Bordun_Musikstammtisch hat nur beim Videodreh mitgemacht. Nach meinem Konzert spricht mich noch ein Mann von der Seite an, ob er mal kurz meine Gitarre haben könne. “Fleischi“ spielt spontan einen Song im Dialekt. Auch dafür ist natürlich Platz bei der Falschauer Session.

Auf dem Heimweg blenden die Stimmen langsam aus und ich bin erfüllt von diesem außergewöhnlichen Event. Das Leben ist ein Kopfschmerz? Nicht bei der Our Falschauer Session. Ich habe jedenfalls keine mehr…

Fotos: Robin Wehe/franzmagazine

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