Music

April 5, 2024

Stimme

F. Landra

mmr 20*

hier schlag ich vor, einen einleitenden Text einzufügen … um einen schönen guten Tag oder Willkommenzurück zu wünschen … die Hauptpersonen liegen direkt vor uns: mal surreal und dadaistisch wie das Duo OoopopoiooO, bestehend aus Valeria Sturba mit Stimme, Theremin, Geige, Elektronik, Spielzeug und Vincenzo Vasi mit Stimme, Theremin, Bass, Elektronik, Spielzeug; mal poetisch und melodisch wie Massimo Silverio mit Gesang, Gitarre, Cello und Nicholas Remondino am Schlagzeug sowie Manuel Volpe am (Sub-)Bass und Sampler; mal abstrakt und frenetisch wie Alberto Novello aka JesterN mit Live-Elektronik und Laser. stell dich und genieß das Leben.

kuratiert hat das Ganze der slowenische Musikwissenschaftler Tadej Stolič: „Das Programm der Musikreihe stellt den Versuch dar, Schritt für Schritt unterschiedliche Aspekte zu erforschen, die das musikalische Schaffen bestimmen: von der Beziehung zwischen der menschlichen Stimme und den Klangfarben zeitgenössischer Instrumente – Massimo Silverio Trio – über den Einsatz des Theremins, dem ersten und einzigartigen Musikinstrument, das Töne erzeugt, ohne berührt zu werden – OoopopoiooO – bis hin zu neuen poetischen audiovisuellen Formen, die Schallwellen und die Aussendung elektromagnetischer Wellen, gemeinhin als Laser bekannt, in einen Dialog bringen und damit neue Möglichkeiten der Produktion und Umsetzung schaffen – Alberto Novello aka JesterN.“oppopoio-1-1am 5. April clasht OoopopoiooO die Musical-Dialogues-Bühne im Meraner Centro per la Cultura, am 20. April das Massimo Silverio Trio, am 17. Mai 2024 dann Alberto Novello, immer um 20:30. Und was meint Tadej Stolič für *mein musik rubrik dazu?  

welche Stimmung herrscht bei dir im Studio, wenn du Festivals, Reihen und Musikprogramme planst, denkst und kuratierst?

Wie jeder Musikwissenschaftler, Organisator und Kurator von Musikveranstaltungen liebe ich die Stille, die unbedingt notwendig ist, um in sich hineinzuhören und die richtigen Antworten zu finden, wenn man ein Festivalprogramm schreibt oder kuratiert. Außerdem bin ich etwas altmodisch und arbeite zuerst mit Stift und Papier und übertrag’s erst dann auf den Computer. Aber ich denke, dass ich die besten Ideen oder Antworten fast immer bei langen Spaziergängen allein oder beim Laufen oder Schwimmen finde. Ich glaube, dass sich Bewegung sehr gut dafür eignet, um kreatives Denken freizusetzen.

ich schreib ja für franzmagazine, deren Motto – Achtung Hashtag – #morethanapplesandcows ist. was ist bei dir so more than apples and cows? 

Ich glaube, dass jeder Intellekt, jede Kultur oder Kunstform mit gutem Essen zusammenhängt und dahinter wiederum steckt immer Respekt vor der Natur – und auch vor dem Apfelanbau und der Milchproduktion. Ich fühl mich also #applesandcows.

was hast du kürzlich gehört? was inspiriert dich daran?

Gestern habe ich die mazedonische Band Kalata entdeckt, das Lied „Za Pojas“ finde ich sehr interessant, da es die mazedonische Tradition (Rhythmen und Melodien) mit Elementen des subsaharischen Wüstenblues, mit Jazz usw. verbindet.wenn du eine Band wärst, wie würdest ihr heißen?

MAT (das ist Slowenisch und bedeutet „schachmatt“), und gemeint ist damit wie beim Schachspielen, dass es nur eine Möglichkeit gibt, also nur eine einzige Note noch zu spielen ist. Die letzte Note sozusagen.

ist es schwierig, sich heutzutage in der Musikbranche zu behaupten? was ist deine Strategie? 

Ich denke, dass Musik nie komplex ist und dass alles Neue das Ergebnis von Prozessen ist, die schon länger im Gange sind. Wenn man also offen ist und neugierig auf neue Dinge, auf das Zeitgenössische, wird es keine Abneigung dem sogenannten Neuen gegenüber geben. Vielleicht liegt das Problem zurzeit vielmehr in der Vielfalt von Musik, in der Allgegenwärtigkeit und der Möglichkeit, sie immer und überall genießen zu können, und vielleicht auch darin, dass die Menschen, die mit ihr arbeiten, wie z. B. Musikredakteur*innen, in Radiosendern durch die Algorithmen der verschiedenen Musikplattformen ersetzt werden, die eben zunehmend unseren Musikgeschmack bestimmen, sich nur auf numerische und quantitative Kriterien stützen – und nicht auf Qualität und Inhalt, was zu einem immer einheitlicheren Musikgeschmack führt.

welchen Song widmest du uns?

The Black Keys – Beautiful People (Stay High) – ein positiver Song in der heutigen nicht gerade sonnigen Zeit …: All of those beautiful people say hey (Nah nah nah nah nah) All of those beautiful people stay high (Nah nah nah nah nah) All of those beautiful people say hey I’m tellin you why (Never coming back down)

jetzt haben wir null über deine Reihe im Centro per la Cultura gesprochen. wie kriegen wir das doch noch hin? warum „Physik versus Körperlichkeit“?

Weil die Freiheit von Musikschaffenden, wenn sie Musik schaffen, immer zwischen zwei Extremen liegt und davon konditioniert wird: einerseits der Körperlichkeit – der eigene Körper, die Stimme, Gestik und Mimik, Gedanken – und andererseits die physikalischen Gesetze der Umgebung, in der Musik gemacht wird, der Instrumente, die benutzt werden usw. Alles liegt zwischen diesen beiden Polen, wir können natürlich jederzeit auf Autopilot schalten und uns all den neuen KI-Tools anvertrauen. Aber ist es dann immer noch der künstlerische Wille?Alberto-Novello-1Was inspiriert dich, Menschen zusammen zu bringen und über Musik zu sprechen?

Ich denke, dass bei öffentlich zugänglichen Veranstaltungen, wo gemeinsam Musik gehört wird, eine Art Energie entsteht, die von den Interpret*innen auf das Publikum überschwappt und umgekehrt. Bei diesem gegenseitigen, freiwilligen Austausch passiert eine Art befreiender Katharsis, bei der sich einige tanzend (oder mit anderen unkontrollierten Körperbewegungen) fallen lassen und andere wiederum mit geschlossenen Augen in eine Art von Trans fallen. Ein so aufmerksames Publikum in diesen unterschiedlichen Zuständen zu sehen und andererseits die zufriedenen Musiker*innen auf der Bühne zu hören und zu sehen, gibt mir ein Gefühl großer Dankbarkeit. Du weißt dann, dass du nicht nur für dich ein schönes Erlebnis geschaffen hast.

Frühling oder Herbst?

Frühling.

Weiß oder gelb?

Weiße Hose und gelbes Hemd.

Kollektiv oder solo?

Solo, auch im Kollektiv.

Fantasie oder Garantie?

Romantische Anarchie, also Fantasie.

Fotos: (1) Massimo Silverio (c) Riccardo Carpanese; (2) (c) OoopopoiooO; (3) (c) Alberto Novello.

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