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July 10, 2023
Haben die Beatles ein Wort vergessen?
Lena Pernthaler
Ich war im Mai für eine Woche Katzensitterin in Sitges, einem romantischen Küstenstädtchen, 30 Minuten von Barcelona entfernt. Meine Tage begannen um 08:30 auf der Dachterrasse. Die Katze und ich räkelten uns erst mal eine halbe Stunde in der spanischen Morgensonne: Sie mit Kitekat, ich mit Kaffee. Anschließend war für mich Homeoffice angesagt, für die Katze: weiter chillen.
So einfach das Leben der Katze auch schien, so dick war doch ihr Handbuch, das mir ihre Katzen-Mom in die Hand drückte, bevor sie ging. Eine wichtige Regel: Wenn sich die Katze vor deine Füße legt, heißt das, sie braucht Liebe. Und das passierte oft: wenn ich kochte, während ich meine Nikes knüpfte, um an den Strand zu gehen. So lag sie auf dem Marmorboden, ihre Pfoten über den grazilen Körper ausgestreckt, die gelben Mondaugen halb geschlossen und forderte ihre Portion Liebe ein. Sie tat es mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als würde ich nur dafür existieren.
„Ob sie weiß, dass sie eine 600 € teure britische Kurzhaarkatze ist?“, versuchte ich mir ihre Attitüde zu erklären. Doch dann schoss es mir: Sie hinterfragt es nicht. Geliebt zu werden ist ihr Geburtsrecht. Ab welchem Alter vergessen wir Menschen das? Warum gilt Liebe oft als etwas, das man sich verdienen muss?
All you need is unconditional love?
Haben die Beatles ein Wort vergessen?
Tatsächlich haben Neurowissenschaftler der University of Montreal versucht, bedingungslose Liebe zu untersuchen. Unerschütterliche Bindungen, wie zum Beispiel die einer Mutter zu ihrem Kind, sind entscheidend für das Überleben der menschlichen Spezies. Wenn wir dann groß sind, hat Liebe Formen: Freundschaft, romantische Liebe, Familie. Sie ist wie ein Raum zwischen Individuen, der geöffnet werden kann, der sich mit der Zeit weiten kann und der im besten Fall mit viel Licht und frischer Luft durchflutet wird. Liebe kann Formen, Farben, Vereinbarungen, Höhen und Tiefen haben, allein schon weil wir nicht der Mittelpunkt des Universums sind und wir alle Fehler machen.
Doch wenn wir lieben, dann sollten wir das aus vollstem Herzen tun, himmelhoch jauchzend und so bedingungslos wie möglich. Und weil wir das zwischen On-Off, Insta Bubbles und Karriereleitern oft vergessen, eine kleine Erinnerung: Wir müssen anderen nicht dabei behilflich sein, uns zu lieben, nichts machen, damit uns jemand cool findet, uns mag oder folgt. Uns in ein gutes Licht rücken oder anbieten wie überreife Kirschen.
Die Beatles wussten es 1967 schon:
All you need is love.
Am meisten von dir selbst.
Foto: (c) Nora Pernthaler
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