Culture + Arts > Visual Arts
November 13, 2015
Werner Gasser: una normale intervista per una Prima serata non spettacolare
Mauro Sperandio
Le foto, sono belle foto, non “meravigliose” o “ultra”. Il fotografo, Werner Gasser, è una persona interessante, non “un figo pazzesco”. L’idea di stampare una serie limitata di cartoline con immagini di viaggio e di dar loro una vita indipendente distribuendole è una bella idea, non è una “bomba”. Il 13 Novembre sera, al Kunst Merano Arte sono state distribuite le prime dodici cartoline. L’appuntamento si chiama “Prima serata non spettacolare”, non vestitevi dunque come per andare all’Opera, ma pettinatevi e lavatevi le orecchie. Volete completare la vostra collezione con le altre cartoline della serie? Troverete le altre qui: MUSEION, Bozen; ES gallery Meran; Kunstraum Café Mitterhofer, Innichen; Galerie Lungomare Bozen; Galerie Prisma Bozen SKB (incontro con l’artista @ via Weggenstein Str. 12 il 19.2.2016 h20); Landeskulturabteilung der Autonome Provinz Bozen, deutsche Kultur.
“Prima serata non spettacolare”: apprezzo molto questo titolo che è decisamente controcorrente in un mondo in cui tutto è “splendido”, “magnifico”,”sensazionale”. Cosa proporrai al pubblico di “gradevolmente non spettacolare”?
Was kann nach “super”, “maxi” und “mega” noch an Superlativen folgen? Nichts als leere Ubertreibungen. Ich liebe und schätze das schlichte alltägliche Leben mit seinen Zwischentönen und feinen Sfumaturen, denn hier eröffnen sich oft ungeahnt spannende Landschaften. Man muß nur bereit sein, sein Auge und Ohr darauf zu richten. Es ist vielleicht wie in der Musik: es ist das “piano” oder “pianissimo”, das meine ganze Aufmerksamkeit benötigt und meine Konzentration spitzt, nicht das “fortissimo”. Und so habe ich mich für diesen Titel oder Namen “unspektakulärer Abend” entschieden, auch um dieses Wörtchen “Event” nicht in den Mund nehmen zu müssen.
Was die BesucherInnen an diesen 7 Abenden erwarten wird? Ich zeige Ausschnitte und Schnappschüsse aus meinem eigenen Leben, (das manchmal auch ziemlich langweilig daherkommt,) nicht auf Hochglanzprints und Plexiglas, sondern in einem sehr einfachen, klassischen und unscheinbaren Postkarten-Format, gedruckt auf Papier.
Der Abend bei Kunst Meran wird mein erster Kontakt mit dem Publikum sein, denn das Projekt “to be continued_2” hat bereits am 1. September 2015 begonnen und läuft also seit fast 3 Monaten. Ich wünsche mir einen Abend, der ein Treffen mit Freunden wird. Durch die performative Installation, die eigentlich viel mehr eine partizipatorische sein wird, die das Publikum selbst zum Protagonisten des Abends macht, wird ein neuer Prozess eingeläutet. Dadurch beginnt an jenem Punkt ein neuer Prozess, wo man eigentlich das Ende eines Prozesses vermutet hätte. Eine Ode an das alltägliche Leben, wenn man so will.Il lavoro che presenterai a Kunst Meran rientra in “to be continued_2″. In cosa consiste questo progetto?
To be continued_2 ist die Fortsetzung von einem gleichnamigen Projekt, das ich vor 15 Jahren begonnen habe. Damals habe ich meine Bilder aus New York mitgebracht. Es waren allesamt unspektakuläre Bilder: ein verbrannter und unappetitlich anmutender Zwiebelrostbraten etwa, der mir in einem Diner in East Village aufgetischt wurde, oder die Bilder des “meeting point for homeless people”, eine Art temporäre Zelt-Architektur, die die Obdachlosen selbst aus Weggeworfenem und dem Müll der New Yorker Gesellschaft zusammengebaut haben. Herausgekommen ist eine Art Installation, ein Bühnenbild der Sehnsüchte der Obdachlosen. Irgendwie hatten diese Bilder der ersten Edition etwas sehr poppiges an sich und das war gut so!
Die Bilder von to be continued_2 sind ruhiger und filigraner geworden, vielleicht auch stiller. Es sind aber wie damals Schnappschüsse, die ich zum Teil mit meiner Handykamera aufgenommen habe. Es sind Ausschnitte aus den Wohnungen meiner Freunde in Berlin darauf zu sehen, wie Momentaufnahmen aus einem Reisebus in Assuan, aufgenommen am Tag, an dem Mubarak gestürzt wurde. Oder einfach kleine Gesten, wie die eines indischen Soldaten in Mumbai, der fast zärtlich seine Hand auf die Schulter seines Soldatenkollegen legt. Und es sind einige Aufnahmen aus den Dolomiten dabei. Vielleicht weil ich immer mehr merke, wie in diese felsigen Strukturen meine eigenen Kindheitserinnerungen eingeschrieben sind…
Aus diesen 40 Bildern, die ich aus meinem Berliner Archiv ausgewählt habe, habe ich Postkarten produzieren lassen, die nun in den Regalen darauf warten, mitgenommen zu werden.
Le cartoline che distribuirai prenderanno strade ed impieghi non prevedibili. Cosa auguri a queste sue creazioni-creature?
Ich wünsche diesen Bildern nichts. Ich biete diese Bilder nur an. Ab dem Moment, an dem die Bilder in Handtaschen und Sakkos verschwinden, gebe ich eine Art von “Kontrolle” auf. Ich lasse los, in der Hoffnung, dass diese Bilder nun jemand anderen für eine Zeit begleiten werden. Vielleicht hängt sie sich jemand an die Kühlschranktür, wie ich das bei mir zuhause in Berlin gerne mache, oder jemand verwendet sie als Lesezeichen oder Notizzettel. Oder sie werden verschickt… Die letzten Monate habe ich einige Nachrichten auf Whatsapp erhalten, mit Fotos, die zeigen, wo genau meine Bilder bei ihnen zu Hause letztendlich angekommen sind. Ein Feedback, über das ich mich sehr gefreut habe.Le tue foto diventano di molti, l’immagine nel tuo archivio si replica e diffonde. Questo meccanismo assomiglia al moderno sistema di cloud computing, ma anche ad uno specchio che rimanda alla sorgente l’immagine…
Ich möchte mit den “Usern” von to be continued_2 diesen “Raum” in weitere Richtungen ausdehnen und vergrößern, hin zu einem Außen, dem gesellschaftlichen Feld, in dem ich mit meiner Arbeit regelmäßig interveniere. So soll über dieses von mir vorgegebene Netz an Bildern und Orten ein weiteres Netz gespannt werden. Ein Netz das über einen Kunstort hinausgeht in das Alltägliche Leben. Das Medium selbst bleibt eine einfache Karte, die Träger eines Bildes ist.
Aber es geht mir bei diesem Projekt auch um das Hinterfragen von Wertebegriffen in der Kunst, denn to be continued_2 widerspricht im Grunde allen gängigen Regeln des Kunstmarktes. Wie sagte schon der IBM-Chef Deutschland: “Die Cloud entsteht nicht über Nacht, das ist eine Evolution, keine Revolution.”Le opere sono espressione del pensiero dell’artista, l’artista è responsabile delle sue creazioni. Il suo progetto vede un fattivo coinvolgimento del pubblico. Quando termina la “responsabilità” sul tuo lavoro? Ci sono dei “rischi”?
Wenn man im Aufbrechen festgefahrener Denkmuster oder Wertebegriffe eine Gefahr sieht, dann ja. Das gilt für mich als Künstler im Prozess der Arbeit wie für die Leute, die Kunst konsumieren. Ich bin überzeugt, dass Gegenwartskunst diese große Fähigkeit hat, Denkmuster aufzubrechen, um Prozesse in Bewegung zu bringen. Kunst bietet oft eine Alternative oder zumindest eine andere, vielleicht neue Perspektive. Im Zentrum steht hier immer die Kommunikation.
Ich kann für mich und meine Arbeit Kommunikation und Verantwortung nicht trennen. Wenn man Verantwortung aber nicht als Last, sondern als etwas Positives wahrnimmt, dann kann Verantwortung auch zu einem Mega-Motor werden.
Photo: courtesy of Werner Gasser
Comments