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January 28, 2013

Django Freeman

Renate Mumelter

Westernfilme sind, sieht man einmal von Sergio Leone ab, nicht so mein Ding, und doch schneidet Tarantinos unverketteter Django gut ab. Einzelne Szenen berühren, die Musik stimmt, es gibt viel zu entdecken, und das Dreamteam Christoph Waltz–Jamie Foxx spielt alles an die Wand. Den Golden Globe hat Waltz als freundlicher Kopfgeldjäger Dr. King Schultz echt verdient, der entkettete Sklave Django Freeman (Jamie Foxx) bietet ihm schauspielerisch überzeugend Paroli. Tarantinos Geschichte ist schräg wie üblich und ein bisschen kopflastig wie üblich. Entnommen ist sie teilweise dem afroamerikanischen Hip-Hop-Kultcomic „The Boondocks“, das die Welt aus der Sicht des zehnjährigen, farbigen, aufmüpfigen Huey Freeman schildert. Auf diese Verbindung wäre ich selbst nie gekommen; meine jugendlichen Berater haben mich darauf aufmerksam gemacht. Der Ex-Zahnarzt King Schultz verdient als erfolgreicher Kopfgeldjäger seinen Lebensunterhalt, er bringt abendländische Kultur in den wilden Westen und entdeckt sein Herz für den talentierten Sklaven Django Freeman (!). Mit ihm zieht er in Ausübung seines Killerjobs durchs Land. Der clevere Sklave Django (Corbuccis Django lässt grüßen) ist auf der Suche nach seiner Frau Broomhilda, Hildy, ebenfalls Sklavin. Sie dringen bis zur Candiefarm vor, die direkt aus „Vom Winde verweht“ gestiegen zu sein scheint. Hildy soll mit einem Trick gerettet werden. Der assimilierte Sklave Stephen (als Assimilierter lebt sich’s besser und länger) durchschaut den Trick, und nicht zum ersten Mal fließt sprudelnd Blut, die Colts spucken, Dynamit explodiert…und dann geht alles gut aus. Hildy lächelt, das Pferd tanzt, nur King Schultz muss seinen Sinn für Gerechtigkeit mit dem Leben bezahlen. Meine persönliche Gänsehautszene zeigt, wie Hildy ausgepeitscht wird. Dazu ertönt eine wunderschöne Version von „Freedom“ von Anthony Hamilton und Elayna Boynton. Der Widerspruch zwischen Bild und Musik schmerzt. Das kann Tarantino.

Django unchained, (USA 2012), 165 Min., Regie: Quentin Tarantino, Bewertung: Vielschichtig

Erschienen in der Südtiroler Tageszeitung vom 26./27.1.2013

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