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February 28, 2024

Renate Senoner weiß, welche Farben uns gut zu Gesicht stehen

Susanne Barta

Ab und zu stehe ich vor dem Spiegel und denke mir, „diese Farbe macht mich aber richtig fahl“. Kennt ihr, oder? Ein Gefühl dafür, welche Farben einem besser zu Gesicht stehen und welche weniger, entwickelt man schon irgendwie im Laufe des Lebens. Ich glaube, ich war Ende 20 als mir eine Freundin meiner Mutter eine kleine Farbpalette für den Sommertyp geschenkt hat. Sie machte gerade eine Ausbildung und hat mich farblich als Sommer klassifiziert. Seit damals weiß ich, dass es bei mir vor allem auf kalte Farben ankommt. Das hat mir eingeleuchtet, da zum Beispiel bei kühlem Blau, Blau-grau oder Lila, Augen und Haut richtig leuchten, ganz anders bei warmem Beige, Rot oder kräftigen Gelb-Tönen. Das heißt aber nicht, dass ich nicht immer wieder mal Farben trage, die so gar nicht „meine“ sind. Vielleicht auch, weil ich mich ungern von zu engen Regeln einschränken lasse, aber auch weil zu viel (Farb-) Harmonie nicht meinem Stil entspricht.

Ich erinnere mich noch gut, als vor ca. 10 bis 15 Jahren die erste Welle der Farbberatungen anschwappte und einige Organisationen ihre Mitarbeiter*innen offensichtlich durch so ein Programm schleusten. Herauskam eine in meinen Augen ziemlich langweilige, farb-harmonisch abgestimmte und sehr häufig lockere Schals und Tücher tragende Mannschaft. Not my cup of tea. Dennoch: Auf kühl habe ich mehr oder weniger geachtet. Und da ich neugierig bin, auch die ein oder andere Beratung gemacht. Zum Beispiel vor zwei Jahren mit Sarah von Crea.S.. Dann vor kurzem eine (Gruppen-) Farbberatung, die Renate Senoner bei Cora happywear anbot. Renate ist ausgebildete Kosmetikerin und Masseurin und hat sich im Bereich Farbberatung, hier auch bekannt als „Armocromia“, weitergebildet. Klassisch wird man ja eingeteilt in die Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Jede Jahreszeit hat dann noch zwischen drei und vier Unterteilungen, je nach Methode. „Ein durchaus langwieriges Verfahren, das auch ein wenig einschränkend sein kann“, meint Renate. Sie arbeite lieber mit der Methode der Farbqualitäten. Da geht es um Temperatur: kalt/warm, Helligkeit: hell/dunkel und Sättigung: klar/soft. Diese drei Charakteristiken werden ausgetestet. „Meistens“, sagt sie, „ist eine der drei Qualitäten dominant“. Eine Rolle spielen Augenfarbe, die natürliche Haarfarbe, der Ton der Haut, vor allem der Unterton. Für das Interview ist Renate zu mir gekommen und hat mich auch farblich passend geschminkt.armocromia Renate Senoner 2+3 (c) Susanne BartaRenate, worauf schaust du bei einer Farbberatung?

Es ist immer eine Kombination. Wenn die Farben zu uns passen, bringen sie uns besser zur Geltung. Gefärbte Haare können das Ergebnis ein wenig verfälschen, daher werden sie abgedeckt, wenn wir die verschiedenen Farben mit Tüchern ausprobieren. Wenn ich die „richtigen“ Farben trage, kann das einen Make-up Effekt haben, man schaut beinahe geschminkt aus obwohl man es gar nicht ist. Der Hautunterton kommt erst mit den Tüchern zur Geltung, deshalb funktioniert online nicht so gut. Manchmal kommen ganz überraschende Ergebnisse heraus.

Spielt auch das Licht eine Rolle?

Um die Farben richtig zu sehen, braucht es Naturlicht oder entsprechende Kaltlichtlampen. Die meisten kennen das ja, man probiert ein Kleid in einem Geschäft und findet es stehe einem gut, geht man dann hinaus schaut es anders aus. Auch bei Make-up-Produkten hat man dieses Problem.armocromia Renate Senoner 4+5 (c) Susanne BartaWas tun bei gefärbten Haaren?

Wichtig ist, dass ich in meiner Farbqualität bleibe. Wenn mir kalte Farben stehen, sollte ich bei kühlen Tönen bleiben. Rot ist tendenziell warm, es gibt aber auch ein kaltes rot, ebenso bei blond.

Wie nutzt man dieses Wissen, ohne dass es zu einengend wird? Und was tun mit den Sachen im Schrank, die nicht so gut passen?

Bei jeder Beratung ist es mir wichtig zu sagen, dass die Farbpalette, die wir erarbeiten, ein Rahmen ist, aus dem man nur die Farben wählen sollte, die einem auch gefallen. Dann gibt es Tricks, wie man die Farben verwenden kann, die vielleicht nicht in der Palette drin sind. Man kann geschickt mit Kombinationen arbeiten. Rund ums Gesicht sollte man die passenden Farben wählen, alles andere dann je nach Lust und Laune. Und dabei auch immer auf das Bauchgefühl achten. Wenn man sich wohl fühlt passt es auch. Meistens ist es ja so, dass man bereits ein gutes Gefühl dafür hat, was einem steht. Das wird in den Tests meistens bestätigt. Seit ich mich mit dem Thema intensiver beschäftige, bemerke ich erst, wie viele Leute sich schwarz und dunkelblau kleiden. Das finde ich schade, denn Farbe ist wirklich etwas, das einem viel geben kann. Jeder Farbe ist auch eine bestimmte Wirkung zugeordnet, gelb zum Beispiel gibt Energie, grün steht für Harmonie, dunkelblau für Seriosität, daher wird sie auch gerne für Arbeitskleidung verwendet, rot beschleunigt den Herzrhythmus und steht für Vitalität. Wenn man mehr darüber weiß, kann man das gut einsetzen und damit spielen. armocromia Renate Senoner 6 (c) Susanne BartaSich mit Farben, seinen Farben zu beschäftigen scheint plötzlich überall zu sein. Ist das nur ein Trend?

Ich glaube, es ist mehr. Farben bewusst zu tragen, verhilft zu mehr Selbstbewusstsein. Das beobachte ich immer wieder. Farben, die mich gut zur Geltung bringen, machen mich stärker. Aber es ist auch nachhaltiger. Weil ich weniger Kleidungsstücke kaufe, die nicht so gut zu mir passen. Denn oft bleiben diese Teile wenig oder gar nicht getragen im Schrank hängen. Und Sachen, die wirklich zu mir passen, auch farblich, lassen sich viel leichter untereinander kombinieren. Ich brauche dann weniger Kleider.

Und man fällt vielleicht auch nicht auf jede Trendfarbe rein?

Ganz genau. Das wollen wir ja verhindern, sowohl aus finanziellen als auch aus Nachhaltigkeitsgründen.

Welche Erfahrungen machst du mit Kund*innen? Verändert sich ihr Zugang zu ihrem Kleidungsstil?

Das ist natürlich unterschiedlich. Manche sind begeistert, manche fühlen sich bestärkt. Manche gewöhnen sich erst in das Thema ein. armocromia Renate Senoner 7+8 (c) Susanne BartaWas hat dich dazu bewogen, dich intensiver mit Farben zu beschäftigen?

Gerade bei Make-up ist das Thema Farbe wichtig. Ich halte viele Schminkkurse und bekomme viele Fragen nach Farben des Lippenstifts etc. Auch wenn ich natürlich einiges darüber wusste, wollte ich mich noch eingehender damit beschäftigen.

Hat sich auch für dich dadurch etwas verändert? Kleidest du dich anders, schminkst du dich anders?

Beim Schminken passte es, bei Kleidung bin ich jetzt viel bewusster. Einige Stücke habe ich weitergegeben, andere kombiniere ich anders und beim Neukauf achte ich natürlich darauf, passende Farben zu wählen. Ich fühle mich dadurch auch selbstsicherer. Vor kurzem habe ich von dir auf Instagram etwas über innere und äußere Schönheit gelesen. Oft hört man Schönheit komme vor allem von innen. Ich denke auch, wie du sagst, es ist eine Kombination. Man kann durchaus einiges von außen dazutun. Nicht übertrieben, aber gepflegt und bewusst. armocromia Renate Senoner 9 (c) Susanne BartaWenn ihr Renate kontaktieren möchtet, schaut rein auf ihr Instagram oder schreibt ihr eine E-Mail senoner.renate@yahoo.it. Renate gibt außerdem Schminkkurse, zum Beispiel bei der Volkshochschule

Wenn euch das Thema Farbe grundlegender interessiert, hier gibts eine sehr ausführliche und interessante Diagonale-Sendung zum Thema „Farbenspiele“ auf Ö1 nachzuhören. Und da mich das Thema auch nicht loslässt, werde auch ich mich dazu weiterbilden und in Zukunft, wenn gewünscht, Grundelemente der Farbberatung in meine Coachings einbauen.

Fotos © Susanne Barta

>> Supported by CORA happywear (M), Kauri Store (M), Oberalp Group (XL), Oscalito (L) und meiner Freundin Kristin << 

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