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June 19, 2024
rock.verliebt?
Susanne Barta
Ich bin keine ausgewiesene Rock- und Kleiderträgerin, Hosen sind meine Sache. Aber die Röcke von rock.verliebt könnten auch mich – zumindest teilweise – umstimmen. Isabella Hofer, Gastgeberin des Landpalais Goyenhof in Schenna liebt Röcke und hat vor einigen Jahren ihr eigenes Label gegründet. Angefangen habe es so, erzählt sie mir, dass sie als passionierte Rock- und Kleiderträgerin immer wieder sehr schöne Stoffe sah, aber nie Röcke aus diesen Stoffen in den Läden fand. „Daher fing ich an sie selbst zu machen.“ Zwei schlichte Standard-Modelle hat Isabella entworfen, die mit unterschiedlichen Stoffen und verschiedenen Längen variiert werden. Sie arbeitet mit Reststoffen, die sie auf Messen, bei Firmen oder auf Flohmärkten findet. Daher entstehen auch immer wieder Einzelstücke. Im Goyenhof hat sich Isabella einen eigenen Arbeits-, Schau- und Verkaufsraum eingerichtet.Isabella, ich bin bisher noch in keinen deiner Röcke hineingeschlüpft, aber sie sehen nicht nur hübsch, sondern auch sehr bequem aus …
Mir war von Anfang an wichtig, unkomplizierte Modelle zu machen. Sie dürfen nicht einengen und man muss sich in ihnen wohlfühlen können. Ich würde sogar sagen, meine Röcke sind Wohlfühl-Röcke. Das erste Modell trägt den Namen meiner Oma Notburga, die immer schon Röcke getragen hat, unter anderem gerne auch welche mit Gummizug. Als ich so einen Rock einmal nähte, merkte ich, wie toll er zu tragen ist: hoch oder tief, mit oder ohne Gürtel, mit Bluse oder Pullover drunter oder drüber. Später habe ich das Modell dann noch mit Taschen verfeinert. Dann entstand der Wickelrock, ein Faltenrock mit seitlicher Tasche, Knopfloch und Ripsbändern. Mit diesen Ripsbändern wird die Taille geformt, bis zu 3 Kleidergrößen haben da Platz. Ich habe aus Passion damals begonnen zu nähen, hatte kein Geschäftsinteresse, die Röcke waren für mich und meine Freundinnen. Auch heute noch liebe ich es, Freundinnen mit einem Rock zu überraschen.Welche Stoffe verwendest du für deine Röcke?
Ich arbeite mit Reststoffen. Stoffreste zu verarbeiten heißt aber nicht immer, dass die Stoffe schon in Gebrauch waren. Oft kaufe ich das, was von Produktionen übrigbleibt. Ich gehe in gute Firmen und schaue, was es gibt, und suche auch auf Flohmärkten und Messen. Dort bekomme ich soviel wie vorrätig ist. Je nach Stoffmenge, entstehen mehrere Stücke oder eben Einzelstücke. Jeder Rock wird in Handarbeit gefertigt, eine Frau hilft mir beim Nähen. Ich nähe gerne, aber noch lieber recherchiere ich und gehe auf die Suche nach passenden Stoffen. Ich verwende vor allem Baumwolle und Leinen im Sommer, im Winter Wolle und Kaschmir, also alles Naturmaterialien. Besonders wichtig ist mir gute Qualität.
Welche Muster bevorzugst du?
Mich inspirieren oft Stoffe, wo ich gerade bin, zum Beispiel handgestickte Stoffe in Griechenland. Aber vor allem sind es Muster mit einem Bezug zu Südtirol. Tischdecken, Vorhangstoffe, alte Bauernmöbelstoffe, Stoffe für Bettwäsche – ich verwende alles, was mir passend erscheint. Spielt Nachhaltigkeit eine Rolle in deinem Zugang zu Mode?
Als Studentin bin ich gerne mal zu H&M gegangen. Aber das hat recht schnell ein Ende gefunden. Mir war bald klar, dass das Massenware ist und auch die Qualität zu wünschen übriglässt. Bis heute möchte ich lieber etwas Handgemachtes, Individuelles anziehen. Ich trage hauptsächlich Vintage-Mode, auch weil ich mich wohl damit fühle, dass das Stück schon jemand getragen hat und es jetzt nochmals getragen wird. Das hat eine andere Wertigkeit. Und es regt die eigene Kreativität an. Daher lieber einen Rock, der vielleicht etwas mehr gekostet hat, dafür kombiniere ich dann viel kreativer.
Also Styling statt Shopping?
Genau. Ich merke es auch bei meinen Kundinnen. Die Kreativität ist größer, wenn man sich so kleidet. Selbst meine Tochter sagt heute, sie trage lieber einen Rock von mir, als einen schnellen von einer großen Kette. Auch Isabellas Tochter Anna interessiert sich für Slow Fashion. Sie studiert in Mailand Visual Design und entwickelt parallel dazu eine erste kleine Kollektion. Während Isabella auf Reststoffe aus Naturmaterialien setzt, möchte Anna mit zertifizierten Bio-Stoffen aus Hanf und Baumwolle arbeiten. Ihr ist wichtig, woher die Stoffe kommen und wie und von wem sie produziert wurden. Wir dürfen gespannt sein.
Isabellas Rock-Passion kommt jedenfalls sehr gut an. Immer öfter wenden sich auch Hotel- und Gastbetriebe an sie. „Das Dirndl als Arbeitskleidung geht etwas zurück“, sagt sie, „gefragt sind Röcke in schönen Stoffen, die zu Südtirol passen.“ Die Sommerröcke von rock.verliebt kosten derzeit ungefähr zwischen 150 und 250 Euro, die Winterröcke zwischen 250 bis 350 Euro. Auch sehr hübsche Accessoires gibt es, hier werden die Reste der Reste verarbeitet. Ein wirklich schönes Projekt, schaut vorbei, wenn ihr in der Gegend seid.
Alle Fotos © Franziska Unterholzner x rock.verliebt
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