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May 3, 2023
Bitte sehr: Der 200. Artikel auf diesem Blog
Susanne Barta
Kunigunde und ich sind uns nicht ganz einig: Nach meiner Zählung ist es der 200. Artikel, nach ihrer bereits Nummer 201. Wie dem auch sei, Anlass, einen Moment inne zu halten, zurück und nach vorne zu schauen und sich auch auf die Schulter zu klopfen. Well done. Im August sind es vier Jahre, dass ich wöchentlich hier auf meinem Blog @ franzmagazine über nachhaltige und faire Mode, über Slow Fashion schreibe. Für franzmagazine habe ich mich deshalb entschieden, weil die Community zeitgenössisch, vielfältig, vielseitig und mehrsprachig, kunst-, kultur- und designaffin ausgerichtet ist. #bettertogether
Die Beschäftigung mit diesem Thema hat mich verändert. Nicht nur, dass sich mein Zugang zu Mode und Bekleidung verändert hat, ich mit allergrößtem Interesse und schier endloser Energie zu diesen Themen recherchieren kann, sondern habe ich mir zudem auch viel Freude und Begeisterung in meine Arbeit geholt. Mich mit nachhaltiger Mode, ihren Macher*innen und Akteur*innen, den Themen rund herum, auch mit Styling zu beschäftigen, macht mir sehr viel Spaß und erfüllt mich mit Sinn. Bei allem, was in der Modeindustrie schief läuft, braucht es vor allem Zugänge, die nach vorne schauen. Bevor die Jacke weggepackt wird und Frühlings- und Sommersachen Platz macht, führe ich sie nochmals aus. Mein Sohn Konstantin und seine Frau Francisca haben sie mir zu Weihnachten geschenkt, sie ist vom nachhaltigen portugiesischen Label BYOU by Patricia Gouveia. Dazu T-Shirt aus Hanf von The Bad Seeds Company, Secondhand-Jeans von Crea.S und eine Clutch von Odisséia Lisboa.
Der Blog hat sich in der Zwischenzeit etabliert, wird über Südtirol hinaus gelesen, bietet Sichtbarkeit für das Thema und ist für viele zu einer Referenz geworden. Auch in Südtirol hat sich in diesen Jahren einiges getan. Und ich freue mich sehr, diese Entwicklungen zu begleiten und auch mitzugestalten. Ökologische, soziale, wirtschaftliche und politische Aspekte rund um die Modeindustrie spielen eine große Rolle, ebenso Ästhetik, Design, Handwerk und Kreativität. Dabei geht es mir um einen Mix aus interessant aufbereiteter Information, Style-Inspirationen, Vorstellen von Labels, die es schon besser oder sogar gut machen, aus Themen, die gerade aktuell sind – auf lokaler und internationaler Ebene. Mit dem Fokus darauf, dass Mode Selbstausdruck ist und Freude machen soll und darf. Auch nachhaltige Mode. Dass sie sehr gut aussehen kann und das Müsli-Eck längst verlassen hat. Der Blog soll also informieren und inspirieren und vor allem dazu anregen, unser Konsum- und Bekleidungsverhalten zu verändern. Darüber hinaus Vernetzungsarbeit zwischen den unterschiedlichen Akteur*innen leisten. Da ist schon viel gelungen. Letztes Jahr ist zum Beispiel in Zusammenarbeit mit franzLAB die erste Sustainable Fashion Map South Tyrol erschienen. Und gerade sind wir – im Rahmen der internationalen Fashion Revolution Week – mittendrin in der Veranstaltungsreihe Fashion for Future. Eine neue Plattform, wo erstmals verschiedene Player der Community – Fakultät für Design und Künste/UniBz, OEW, Netzwerk Südtiroler Weltläden und ich – gemeinsam ein umfangreiches Programm erstellt haben und dabei viele weitere lokale, auch internationale Akteur*innen einbinden. Die Konferenz letzte Woche mit Fokus auf Social Sustainability war ausgebucht, die Ausstellung rund um Textilien weckt Interesse und auch die Workshops kommen gut an. Überrascht hat mich das große Medieninteresse. Das Thema scheint angekommen zu sein in der Südtiroler Gesellschaft.Egal, ob wir über nachhaltige Mode, sustainable fashion, fair fashion, faire Mode, slow oder responsible fashion sprechen, es geht immer darum, das System der Textil-/Modeindustrie zu hinterfragen und genau hinzuschauen wie produziert, aber auch konsumiert wird. Der Produktionsirrsinn dieser Industrie, die Ausbeutung der Menschen, die Auswirkungen auf die Umwelt, das Klima – da können und dürfen wir nicht wegschauen. Dabei ist es mir wichtig, gute Beispiele, funktionierende Alternativen aufzuzeigen und die Hoffnung nicht aufzugeben, dass auch wir einen Schlüssel in der Hand haben. Denn das aktiviert das, was Wissenschaftler*innen als essenziell sehen für eine Veränderung: Selbstwirksamkeit zu erleben.Und wie geht es weiter? Weiter geht es auf jeden Fall. Wie genau, wird sich zeigen. In den letzten Monaten habe ich an Möglichkeiten gefeilt, diesen Blog auf die nächste Ebene zu heben und eine Form der Finanzierung zu finden. Eine Art Community-based-Sponsoring-Modell ist mir die sympathischste Lösung. Das werde ich in den nächsten Wochen konkret angehen. Auch Fashion For Future Bolzano kann und soll sich entwickeln und etablieren. Gemeinsam sind wir sichtbarer, gemeinsam sind wir lauter, gemeinsam können wir mehr erreichen.Ganz konkret steht bei mir gerade an, meine Winterklamotten zu lüften, zu waschen, gut verpackt zu verstauen und Frühlings-, bald auch Sommerteile herauszuräumen. In den letzten Wochen kam ich da zu gar nichts. Auch jetzt ist nicht viel Zeit, aber zumindest bin ich gestartet.Zuhause am liebsten im Bequem-Look all over. Turnhose aus Bio-Baumwolle, Rotate Secondhand-Sweatshirt von Best Secondhand Riffian und Empowerment Socken des humanitären Modelabels [eyd].
Ein Dankeschön geht an franzmagazine-Chefredakteurin Kunigunde Weissenegger, meinem Mann Urban, der nicht müde wird, die Fotos für diesen Blog zu machen und das Team von Fashion For Future für die konstruktive und sehr erfreuliche Zusammenarbeit.
So long. Ich freue mich über euer Interesse, euer Feedback, eure Kommentare und dass ihr mich auf dieser Reise begleitet. Bleibt mir gewogen und weiter geht’s!
Am 6. Mai findet unsere Fashion For Future Finissage an der UniBz statt. U. a. mit einem Red Carpet Event. Start ist 15 Uhr. Wir freuen uns auf euch!
Fotos: (1–3) © Susanne Barta; (4) © Anna Mayr – von links nach rechts: Alexandra Letts, Brigitte Gritsch, Mahya Hashemi, Aart van Bezooijen, Susanne, Marina Spadafora und Verena Dariz; (5) © Anna Mayr – Mayha Hashemi, Alexandra Letts, Deborah Lucchetti und Susanne Barta bei der Konferenz; (6) © Anna Mayr – Aart van Bezooijen, Marina Spadafora, Susanne, Alexandra Letts, Verena Dariz, Brigitte Gritsch und Rektor Paolo Lugli bei der Eröffnung der Ausstellung; (7, 8) © Susanne Barta.
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