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April 5, 2023
Odisséia Lisboa – a charming Portuguese Upcycling Project
Susanne Barta
Man kann über Instagram sagen, was man möchte, aber ich finde dort immer wieder inspirierende Persönlichkeiten, Inhalte und Brands. So auch hier. Odisséia Lisboa ist mir aufgefallen. Die hübschen Stickereien, die sympathische Präsentation, der Upcycling-Ansatz haben mich weiter recherchieren lassen. „Hand-embroidered clothes & pillows made from upcycled textiles“ bringen die Macherinnen selbst ihr Projekt auf den Punkt.
Da ich familienbedingt immer wieder in Portugal bin, verbinde ich das damit, Leute und Projekte, die mich interessieren, dort kennenzulernen. Ende März habe ich Vitoria und Carla Caplin in einem traditionsreichen Lissaboner Café-Restaurant im Zentrum der Stadt getroffen. Odisséia Lisboa sei ein Frauen-Familien-Abenteuer, erzählen sie mir, entstanden in der Pandemie aus einem anderen Projekt. Carla (25) und ihre Schwester Mathilda (22) haben gemeinsam mit ihrer Mutter Vitoria begonnen, Textilien upzucyceln und Polster zu besticken. Dann kamen Kleidungsstücke dazu, vor allem Hemden, Jacken und Sweatshirts.Vor vier Jahren übersiedelten die drei nach Portugal. Vitoria ist Portugiesin, die Kinder sind in Frankreich aufgewachsen. Heute leben sie in Cascais, in der Nähe von Lissabon. Miteinander sprechen sie Französisch. Vitoria erzählt, dass sie schon ein Leben lang Vintage- und Secondhand-Stücke sammle, vor allem Keramik. Sie bezeichne sich gerne als „Treasure Hunter“. „Since a long time, I collect beautiful used things. I love that they had a story before. There are already so many beautiful things around, so actually we don’t need to buy new ones.“ Wichtig ist den Odisséia-Ladies, einen anderen Zugang zu Konsum aufzuzeigen und andere dazu zu inspirieren. Nachhaltigkeit sei ihr immer ein großes Anliegen gewesen, sagt Vitoria, auch ihre Töchter habe sie so erzogen. „Since we are back in Portugal, so for four years we haven’t bought any new clothes.”Zurück in Portugal, war der Plan zunächst, gemeinsam auf Märkten Vintage-Keramik und Innendekor zu verkaufen. So entstand das Projekt Déjà-Vu, das sie so beschreiben: „Our curation of unique pieces that have already lived.“ Doch dann kam die Pandemie. „I didn’t just want to stay at home, I wanted to do something creative“, erzählt Carla. Sie hat Filmwissenschaft studiert und liebt es zu schreiben und Geschichten zu erzählen. Dass man Geschichten auch anders erzählen könne, habe sie mit Odisséia Lisboa neu entdeckt. Da sie für Déjà-Vu auch viele Vintage- und Deadstock-Stücke gesammelt hatten, entstand die Idee, Polster zu besticken. Carla hat sich die Techniken via Youtube-Videos selbst beigebracht. Die Polster gefielen so gut, dass schon bald der nächste Schritt anstand, auch Kleidung zu besticken. Alle Stücke sind one of a kind, handgefertigt, unter Verwendung von Vintage-, Secondhand-, oder Deadstock-Teilen. „Sometimes a botton is missing or there is a stain or a little hole. We work with that, we cover it, mend and upcycle it“, sagt Carla.
Bestickt werden die Hemden, Jacken und Sweatshirts mit Motiven, die ihnen gefallen, die aber auch eine Geschichte erzählen. Odisséia, die Odyssee, habe ja mit Reisen zu tun, erzählen Carla und Vittoria. Die erste Kollektion mit aufgestickten, selbst entworfenen Hieroglyphen war von Ägypten inspiriert, die Surfer, der Ozean von der Westcoast der USA, der Tiger von Indien, auch die Traditionen Portugals werden aufgegriffen. In Alentejo, wo Vitoria aufgewachsen ist, gebe es viele Esel. Und so findet sich auch immer wieder ein kleiner brauner Esel auf den Hemden und Jacken. „We really love it, we fall in love with our designs“, sagt Vitoria mit Begeisterung.Dass in den Odisséa-Stickereien viel Zeit und Liebe steckt, strahlen die Stücke aus. Gerne würden die drei Frauen von ihrem kleinen Business auch leben können. Aber das klappt bisher noch nicht. Carla und Mathilda arbeiten beide, Carla in einem Keramikgeschäft, Mathilda in einer Galerie. Über ihre Pläne für Odisséa sagt Carla: „A few months ago we were still trying to understand the market, reach people and show them what we do. And to understand if they like what we do. Now we already have regular customers and we do more pop-ups. We also know now that people like what we do and we know our direction. We are also becoming quicker. A year ago, it took us very long to do a piece.” Heute sind die verschiedenen Arbeiten aufgeteilt. Mathilda entwirft die Prototypen für die Motive, Carla und Mathilda sticken und Vitoria ist vor allem für das Sourcing der Stücke zuständig, die Qualität der Materialien. Die Entscheidung, was, wie umgesetzt wird, treffen sie gemeinsam.Interessant ist, dass sich auch viele Männer für die Stücke von Odisséia Lisboa interessieren. Dieser Bereich wird nun ausgebaut. Wer möchte, kann sich aber auch ganz individuell seine Kleidungsstücke besticken lassen. Und da das Projekt immer mehr Sichtbarkeit und Zuspruch bekommt, überlegen Carla, Mathilda und Vitoria bereits, jemanden anzustellen, der mithilft. Ihre Kund*innen seien bisher vor allem Ausländer*innen, erzählen sie. Fashion habe in Portugal bisher weniger Stellenwert als in anderen Ländern, auch müssten viele Portugies*innen auf den Preis schauen. Portugal habe auch keine Konsummentalität, ganz anders als zum Beispiel in Frankreich, wo Shopping ein Hobby oder eine Wochenendbeschäftigung sei. Zu unserem Interview haben mir Carla und Vitoria eine selbstbedruckte Clutch mitgebracht und einige Stücke zum Anschauen. Was mir schon auf Instagram gefallen hat, ist live noch viel hübscher. Da das Wetter in Lissabon einige Tage recht wechselhaft war und ich kein Sweatshirt mithatte, habe ich mir eines von Odisséia Lisboa gekauft. Ich trage es mit viel Freude!Mehr über Odisséia Lisboa findet ihr hier. Lasst euch inspirieren.
Fotos: (1, 4, 5, 8) © Odisséia Lisboa; (2, 3, 6, 7, 9) © Susanne Barta
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