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October 29, 2022

Akjumii kommt mit modularem Mantelkonzept 3IN1 auf die Biolife

Susanne Barta

Hinter der Brand Akjumii  stehen Anna Karsch und Michaela Wunderl-Strojny. Die beiden haben die Modeakademie AMD in München besucht und sich bereits 2012 mit einem eigenen Label – der Name Akjumii setzt sich aus „a you and me“ zusammen – selbstständig gemacht. Nachhaltig und fair zu produzieren war für Anna und Michi von Anfang an wichtig. Gestartet sind sie klassisch mit Mode für Damen und Herren. Bis 2018 folgte Kollektion auf Kollektion. Dann kam die Einsicht, etwas anders machen zu wollen, sich noch mehr zu fokussieren. Zwei Jahre später sind die beiden wieder zurück mit einem spannenden neuen Projekt: dem 3IN1 Coat, einem modularen Kleidungsstück. Auch wenn es 100%ige Nachhaltigkeit nicht gibt, Akjumii kommt dem sehr nahe. Ich habe den Mantel im Juni in Frankfurt auf der Messe GREENSTYLE x NeonytLab probiert und war begeistert.akjumii 2+3 (c) akjumiiAnna, ihr wart bereits erfolgreich unterwegs, habt dann aber nochmals alles in Frage gestellt. Wieso?

Wir wollten noch nachhaltiger werden und haben uns gefragt, was Nachhaltigkeit für uns bedeutet und wie sich das auch im Design konsequenter umsetzen lässt. Oft wird der Fokus vor allem auf Materialien gelegt, aber sonst sind die Kleidungsstücke wie Fast Fashion, sie kommen und gehen, machen Trends mit und kommen häufig in großen Mengen. Das wollten wir nicht. Wir wollten ein Kleidungsstück entwickeln, das man sehr lange tragen kann, in hoher Qualität, das wandelbar ist. Ebenso wichtig war uns, zu erklären und transparent zu machen, wo alle Rohstoffe herkommen. Das ist für zwei Frauen mit einer Gesamtkollektion nicht möglich. Deswegen der Fokus auf ein Produkt und hier dann in die Tiefe gehen und versuchen, das so gut wie möglich zu machen.

Bis zu den Druckknöpfen, die ihr verwendet, kann man nachvollziehen mit wem, welchen Materialien, wie ihr arbeitet. Wie herausfordernd ist Transparenz?

Michi: Bei allen Materialien in die Tiefe zu gehen, ganz genau zu schauen, das war sehr aufwendig. Auch deshalb hat der Relaunch so lange gedauert. Als wir damals Stoffe suchten, war das gar nicht so einfach. Viele Produzenten wissen nicht woher das Rohmaterial der Stoffe, zum Beispiel Wolle und Garn, wirklich kommen, manche sagen es auch nicht. Mit diesen Produzenten konnten wir nicht arbeiten, da für uns klar war, dass wir so transparent wie möglich sein möchten. Aber in der Zwischenzeit hat sich doch einiges getan. Dann suchten wir auch nach Produzenten, die so viele Komponenten als möglich selber machen und anbieten können – vom Stoff, über das Futter bis zum Kantenband. Denn so lassen sich auch die Strecken zwischen den Produzenten reduzieren. In einem Kleidungsstück stecken ja sehr viele Komponenten.akjumii 4+5 (c) akjumiiEs ist selten, dass eine Brand so tief und präzise in die Nachhaltigkeitsthematik hineingeht. Ist Greenwashing in euren Augen gängige Praxis?

Michi: Ich denke, je bewusster den Leuten Nachhaltigkeit ist und je mehr auch größere Firmen auf diesen Zug aufspringen, desto mehr geht das Thema in die Köpfe der Leute. Auf der anderen Seite, wenn H&M ein T-Shirt aus Biobaumwolle macht, ist dieses Produkt nur wegen der Biobaumwolle noch nicht nachhaltig. Es ist immer noch Fast Fashion. Ein Produkt ist nicht nachhaltig, auch wenn es fair produziert und aus nachhaltigen Materialien hergestellt wurde, wenn man es nach drei Monaten wieder entsorgen muss, weil es out of fashion oder kaputt gegangen ist. Vieles kratzt also schon noch an der Oberfläche.

Anna: Es ist wichtig, dass grüne Produktion auch bei den Großen in den Fokus rückt und sich so an Zielgruppen richtet, die anders vielleicht nicht für das Thema erreichbar sind. Das Komplizierte beim Thema Greenwashing ist, dass es so viele Wege der Nachhaltigkeit gibt und nicht EINE Lösung. Greenwashing kann zum Problem werden, wenn Menschen, die sich nicht so auskennen, in die Irre geführt werden. Und das kommt immer wieder vor. Deswegen kommen wir auch immer wieder darauf zurück, dass Transparenz sehr wichtig ist. Wenn die gesamte Lieferkette transparent ist, alle Informationen vorliegen, hat Greenwashing wenig Chance. Dann kann auch jeder selber beurteilen, was ihm wichtig ist. Da ist die Politik gefragt.

Michi: Entsprechende gesetzliche Regelungen sind sehr wichtig, denn nicht alle haben das Know-how und die Ressourcen sich mit dem Thema tiefer zu beschäftigen.akjumii_6 (c) akjumiiEuer 3IN1 Coat ist ein zeitloses Stück, aber wandel- und kombinierbar. Was kann das Produkt und wie kommt es an?

Anna: Der 3IN1 Coat besteht aus Jacke und Weste und durch ein Knöpfungssystem wird es zum Mantel. Dann gibt es verschiedene Add ons – Kragenformen, Saumelemente –, die dazu geknöpft werden können. Dadurch hat jeder Mantel verschiedene Tragemöglichkeiten. Sobald unsere Kundinnen das erfasst haben, kommt der Mantel sehr gut an. Aber zugegeben, es dauert ein wenig, wir müssen das schon genau erklären. Im ersten Moment nehmen viele einfach nur einen schönen Mantel wahr. Wenn sie das Konzept verstanden haben, entwickeln die meisten eine große Freude daran, mit den verschiedenen Varianten zu spielen. Der Mantel ist ja wie eine kleine Capsule Garderobe. Wir bieten bei uns im Atelier auch einstündige Anproben an, wo man nach Lust und Laune ausprobieren kann. Deswegen machen wir ja auch Mode. Mode soll Spaß machen, auch grüne Mode soll Freude am Styling wecken.

Michi: Manche fragen auch, soll das ein Winter- oder ein Sommermantel sein? Aber so funktioniert unsere Kollektion nicht, denn der Mantel soll alles mitmachen. Und die Leute sind sehr überrascht, dass ein so funktionales Kleidungsstück auch in schön geht.akjumii 7+8 (c) akjumiiAlles in allem kostet der Mantel um die 1.000 Euro. Ist der Preis ein Thema für eure Kundinnen?

Anna: Der Preis spielt natürlich eine große Rolle. Leid tut uns, dass wir einen Preis verlangen müssen, der auch Menschen ausschließt. Aber wir müssen darauf achten, dass alle in der Lieferkette und auch wir selbst fair bezahlt werden. Wenn man da alle Teilschritte ehrlich berechnet, kommen wir auf diesen Preis. 

Haben wir verlernt, dass bestimmte Produktionsweisen, Materialien etc. auch einen bestimmten Preis haben? Und dass man vielleicht nicht jedes Jahr einen neuen Mantel kauft, sondern vielleicht nur alle 5 Jahre?

Anna: Man muss wieder mehr Aufmerksamkeit dafür schaffen, was Textilien, was die Produktion kostet und so dem Handwerk wieder mehr Bedeutung geben. Wir haben auf unserer Seite transparent pricing, das heißt bei jedem Produkt steht genau, was, welche Komponenten kosten, was wir daran verdienen, wie viele Steuern wir darauf zahlen. 

Michi: Darüber hinaus bieten wir die Möglichkeit unsere Mäntel zu mieten, über uns oder einige Plattformen. So kann man ausprobieren, ob einem das Produkt gefällt, ob es für einen funktioniert. Zum anderen kann man alle Teile auch einzeln kaufen, das macht den Mantel zwar nicht günstiger, aber es kann wie eine Ratenzahlung funktionieren.

Anna: Unser Mantel ist teuer, aber wenn ich zum Beispiel bei einer etwas besseren Fast-Fashion-Kette Mantel, Wollweste und einen Ausgehblazer kaufe, lande ich nicht weit weg. Wichtig ist auch zu wissen: Wenn etwas kaputt geht, wird das von uns kostenlos repariert.akjumii_9 (c) akjumiiIhr kommt heuer das erste Mal auf die Biolife nach Bozen, im Rahmen von GREENSTYLE @ Biolife …

Anna: Wir freuen uns darauf! Und wir freuen uns auch, etwas bewegen zu können. Man kann gerne einfach bei uns vorbeikommen und mit uns ins Gespräch kommen, über nachhaltige Mode, über den 3IN1 Coat, ihn mal probieren, zu verstehen, was hinter dem Label steht. Wir teilen unsere Erfahrungen gerne, es müssen ja nicht alle Labels so wie wir jahrelang nach Materialien suchen und recherchieren wie man nachhaltig mit Ressourcen umgeht. Der Community-Gedanke ist uns wichtig. 

Michi: Ergänzen möchte ich, dass auch soziale Verantwortung ein wichtiges Thema bei uns ist. Mit jedem verkauften Mantel spenden wir ca. 10 Euro an Femnet, einen Verein, der Frauen unterstützt, die in der Textilindustrie arbeiten. Anna und ich haben ein Praktikum in Indien gemacht bei einer sehr großen Agentur, die für viele High Street Labels produziert. Wir waren in den Fabriken, haben selbst gesehen, wie gearbeitet wird, und daher war von Anfang an klar, dass es für uns nie Abstriche in der Produktion geben wird. Wir haben mit dem Relaunch alles nach Deutschland verlagert, da wir zu klein sind um in Ländern wie Indien zu produzieren und das auch zu kontrollieren. Aber zumindest können wir über Spenden unterstützen. Grundsätzlich ist es keine Lösung die Produktion in diesen Ländern zu boykottieren, denn diese Arbeit ist sehr wichtig für die Menschen dort. Aber man muss dafür sorgen, dass ein existenzsichernder Lohn bezahlt wird und die Arbeitsbedingungen passen.akjumii_10 (c) akjumiiAnna Karsch und Michaela Wunderl-Strojny sind mit Akjumii vom 3. bis 6. November 2022 auf dem GREENSTYLE-Stand auf der Biolife-Messe Bozen. Vielleicht habt ihr Zeit und Lust den 3IN1 Coat mit all seinen Möglichkeiten zu entdecken? Kommt vorbei. Akjumii könnt ihr aber auch in München besuchen in ihrem Laden in der Reichenbachstraße 36.akjumii_11 (c) akjumii

Fotos © Akjumii

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