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August 3, 2022
SSS – Sustainable Summer Staples
Susanne Barta
Eines der schönen Dinge im Sommer ist, man kommt mit wenigen Kleidungsstücken aus. Layering ist kein Thema, weil zu heiß. Großartig nachzudenken darüber, was man anzieht, ist meist zu anstrengend, wenn die Temperaturen im freien Lauf nach oben klettern. Gerade aus Portugal zurück, habe ich mir überlegt, was ich in diesen Tagen wirklich gebraucht und getragen habe. No worries, das wird jetzt kein Sommer-Capsule-Urlaubs-Post – die gibt’s bereits wie Sand am Meer –, sondern eine kurze persönliche Reflexion. Die ist natürlich subjektiv, auch altersabhängig, denn mit bauchfrei, Mikro-Oberteilen, ultra-kurzen Mini-Röcken und Shorts läuft bei mir nichts. Ehrlich gesagt, auch nicht, als ich sehr viel jünger war. Der öffentliche urbane Raum ist in meinen Augen kein Strand und auch kein Nachtclub – dennoch muss man nicht als Old Lady oder hoffnungsloser Sommertourist herumlaufen. Vor allem im Sommer sollte man kleidungstechnisch aber auf Respekt für die anderen Verkehrsteilnehmer*innen nicht ganz verzichten.
Da ich auch im Urlaub die Abwechslung liebe – bisschen Strand, Meer, Stadt, Museen, wandern, Aperitif trinken, gut essen gehen, Leute treffen –, brauche ich Kleidungsstücke, die vielfältig einsetzbar, und, da ich keine Flotte an Koffern schleppen möchte, auch vielseitig kombinierbar sind. Zu meinen treuesten Sommerstücken gehören zwei nadelgestreifte Leinenkleider, die ich vor etwa fünf Jahren bei Muji in New York gekauft habe. Eines weiß und eines blau-grau. Es war damals so heiß, dass ich das meiste, was ich mitgebracht habe, nicht anziehen wollte. Diese Kleider trage ich nun jedes Jahr in den heißen Monaten rauf und runter. Wichtig bei Sommerkleidern für untertags ist für mich zunächst mal das Material. Also absolut nichts mit Kunststoff. Leinen ist top! Der Stoff ist luftdurchlässig, kühlt natürlich, ist strapazierfähig, schmutzabweisend und kann viel Feuchtigkeit aufnehmen. Dann ist wichtig: nicht zu körperanliegend, am besten weit geschnitten für den Luftzug, auch wenn er noch so klein sein sollte. Gerne auch lange Ärmel, denn die kann man raufkrempeln und sie schützen, wenn man lange unterwegs ist und nicht verbrennen möchte. Ich liebe diese beiden Kleider, denn sie funktionieren für jede alltägliche sommerliche Gelegenheit. Vom Stadt- bis zum Strandbesuch. Auch zum Wandern habe ich sie bereits öfters getragen. Und sie sind einfach zu bügeln. Die Accessoires werden dann dem Anlass entsprechend gewählt. Zum gestreiften Kleid am besten andere Prints, bunte Taschen, Tücher, Schuhe, Sonnenbrille, Sommerschmuck. Wenn unterwegs, habe ich aber meist wenig mit, also schauts eher immer gleich aus – wie man sieht!Ebenso wunderbar zu tragen ist das bereits gefeaturte Leinenkleid, das mir die Schneiderin/Designerin Johanna Finger geschenkt hat. Leinen knittert zwar leicht, aber: Wer will auch zu glatt gebügelt aussehen?Unverzichtbar im Sommer sind für mich Shorts/Bermudas. Weil sie bequem und so vielfältig einzusetzen sind. Ich hatte meine Dawn-Denim-Jeans-Shorts mit und eine Secondhand-Bermuda, die ich auf der Upcycling Convention in Brixen bei Crea.S gefunden habe. Am liebsten trage ich Shorts und Bermudas mit Hemden und Blusen. Schaut angezogener aus finde ich und schützt auch vor Sonne und aufkommender Kühle.
Beim Wandern und Stadt-Wandern …Gute Bermudas für Frauen zu finden, ist gar nicht so einfach. Hab ziemlich lange gesucht. Seit einigen Jahren immer mit dabei ist ein weißes Secondhand Seidenkleid. Schaut fast aus wie ein Nachthemd, ist es aber nicht. Da es durchsichtig ist, braucht das Darunter einige Überlegung. Schöner BH und Culotte oder Radlerhose funktioniert, aber noch besser ist ein Body. Ich habe eine Art Body/Schwimmanzug mit Spitze und allerhand Ausschnitten, den mir meine Schwester angeraten hat, den ich bisher noch nie angezogen habe, weil too much. Aber drunter geht’s gut finde ich, auch dieser Styling Tipp geht auf meine Schwester zurück. Was es in Portugal im Sommer immer braucht, ist ein Pullover oder eine leichte Jacke für abends und manchmal auch morgens. Vor allem wenn man am oder in der Nähe des Atlantiks ist. Da kann es richtig frisch werden. Wusste ich nicht, war aber froh einen Marine-Baumwollpullover – Secondhand von meinem Sohn – eingepackt zu haben. Und für die Tage in der Stadt habe ich mir eine sehr coole Jacke einer bosnischen Designerin gekauft. Sie lebt seit langem in Lissabon, produziert alles selbst mit einem kleinen Team, arbeitet überwiegend mit Reststoffen und hat ein eigenes Geschäft im Lissaboner Stadtteil Príncipe Real. Mehr über Lidija Kolovrat gibt’s hier im Herbst zu lesen. Röcke trage ich eher selten im Sommer. Wenn unterwegs, habe ich eigentlich nie welche mit, fällt mir auf. Meine (sustainable) Summer Staples sind also schnell zusammengezählt: ein paar Kleider, Shorts/Bermudas, einige Hemden und Blusen und eine leichte Jacke oder Pullover. Und Schuhe? Für unterwegs Flip-Flops (Havaianas sind für mich immer noch die besten:), Espadrilles (für Tragekomfort und ein gutes Gewissen von Seads) und Sneakers.
Wieder zuhause, freue ich mich natürlich über eine etwas größere Auswahl, auch wenn ich dann doch meist wieder zu genau diesen Stücken greife.
Fotos © Susanne Barta – mit (in Reihenfolge): meinem Mann Urban und Lisbon based Graphic Designer Bernhard Winkler, mit Fashion Revolution Greece Coordinator Fiori Zafeiropoulou, mit Sustainable Fashion Educator Daria Andronescu, mit Lidija Kolovrat.
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