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February 17, 2021

Über mentale Moodboards, nervige Egoisten und die allzeit erfreuliche Feder von Leandra Medine Cohen

Susanne Barta

Man steht vor dem Kleiderschrank voller Klamotten und fühlt sich dennoch nicht motiviert oder inspiriert, ein Outfit zusammenzustellen. Auch diese Erfahrung ist Teil dieser Pandemie. Auch wenn sie alles andere als existenziell ist.Susanne Barta (c) Urban von Klebelsberg 01In Prä-Corona Zeiten konnte man sich zumindest inspirieren lassen, auf der Straße, beim Ausgehen, auf Vernissagen, in anderen Städten und Ländern. Letzteres vor allem, da Bozen in dieser Hinsicht nur eingeschränkt anregend wirkt. Zumindest auf mich. Das mentale Moodboard ist also ziemlich leer in dieser Zeit.Susanne Barta (c) Urban von Klebelsberg 02Ich erinnere mich noch an meinen Artikel zum zweiten Lockdown. Der Enthusiasmus, kleidungstechnisch nicht nachzugeben, hielt damals nicht lange an. Schon nach wenigen Tagen war ich zurück in der Jogginghose und den ewig gleichen Pullovern und Sweatshirts. Nur für Zoom- oder Skype-Gespräche hab ich obenrum für ein wenig Abwechslung gesorgt.

Jetzt im dritten Lockdown – oder ist es schon der vierte oder fünfte? – habe ich erst gar nicht begonnen dagegen zu halten. Dennoch verzichte ich nicht ganz auf Inspirationen. Denn die kann man ja, wie fast alles andere auch, virtuell haben. Meine Lieblingsautorin in Sachen Mode und Selbstreflexion Leandra Medine Cohen ist zurück mit einem anregenden und wie immer sehr gut geschriebenen und bebilderten Newsletter, ihr Online-Magazin Manrepeller hat sie vor einiger Zeit beendet. Leandras Style ist für mich unvergleichlich. There is no one like her.Susanne Barta (c) Urban von Klebelsberg 03Bei Pinterest langweile ich mich meistens schnell, die Runway Shows auf Vogue online mag ich sehr und auch einzelne Instagram-Accounts. Ich lese gerne über Mode, auch da ist Leandra mit Abstand die intelligenteste, unterhaltsamste und beste Schreiberin. Das lenkt mich ab und lüftet den Kopf. Es lenkt mich derzeit vor allem ab vom zunehmenden Ärger. Ärger darüber, wie unverantwortlich einige, gefühlt sind es viele, mit dieser Pandemie (immer noch) umgehen. Wie rücksichtslos, egoistisch und schlicht und einfach dumm. Meist sind es die, die am lautesten schreien, die Wirtschaft stirbt, die Wirtschaft stirbt. Sie würde weniger leiden, wenn sich diese Leute endlich mal an die Regeln hielten. Ich selbst habe beobachtet, wie das zu Weihnachten, Neujahr und später zum Teil zugegangen ist. Und da wundert sich jemand? Leidtragende sind dann alle. Diese Pandemie ist hart, für einige mehr, für andere weniger. Aber das, was wir alle tun können, ist gemeinsam dafür zu sorgen, dass sie vorüber geht. Für den ganzen Verschwörungs-Krempel und absurde Impfgegner habe ich sowieso keine Geduld mehr. Und die Egoisten nerven einfach nur. Natürlich sind nicht alle Maßnahmen kohärent und dass die Politik Fehler gemacht hat und macht, ok, aber ich gehe mal davon aus, nicht in böser Absicht. Ich möchte all das nicht entscheiden müssen. Schon zu Beginn der Pandemie war interessant zu beobachten, dass sich alles wie am Silbertablett zeigt. Wer wo steht, wer nur an sich und seinen bescheidenen Familienkreis denkt, wer auch mal auf was verzichten kann und wer nicht nur den anderen und der Politik und der ganzen Welt die Schuld gibt, sondern eben versucht, das Beste daraus zu machen.Susanne Barta (c) Urban von Klebelsberg 04Wieder zurück. Ich habe mich aufgerafft, zumindest für einige Fotos, einige Outfits zusammenzustellen. Und mir auch ein Thema gegeben: Second Hand. Und mich auch mental nicht eingeschränkt, ob das provinzstraßentauglich ist oder nicht.

Also just for the fun of dressing. Denn den sollten wir uns nicht nehmen lassen. Pandemie hin oder her.Susanne Barta (c) Urban von Klebelsberg 05 

Styles: 
(1) Samthose/Best Secondhand Riffian; Gilet und Pullunder/Geschäfte gibt´s nicht mehr; Schuhe/Chanel, Imparfaite Paris
(2) Hose/Comme des Garçons, Beacon´s Closet, NY; Pullover/Ralph Lauren mit gestopftem Mottenloch; Jeansjacke/Secondhand 2nd Avenue, NYC; Secondhand Sarnertuch/Geschenk; Schuhe/Stella McCartney, Best Secondhand Riffian;

(3) Long-Gilet/Secondhand Kleopatra;  Stiefel/von der Mutter einer Freundin;
(4) Bluse und Pullunder/Secondhand Kleopatra; Sakko/The Renewery;
(5) Rock/Les Copains, von der Mutter einer Freundin; Pullunder/Geschäft gibt’s nicht mehr; Sakko/Hugo Boss, Wams Innsbruck.

Fotos: Urban von Klebelsberg 

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There are 2 comments for this article.
  • Margot Wittig · 

    danke Susanne, für diese wohltuenden klaren Worte!!! das ist ein guter Tagesanfang für mich! Wenn nur auch in den “vielgelesenen” Tageszeitungen solche Kommentare zu lesen wären, an Stelle der vielen Kritiken und Besserwissereien…

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