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March 10, 2015
Petra Polli’s power words: Beflügelung oder Manipulation
Kunigunde Weissenegger
Um die Macht der Worte wissen nicht nur PolitikerInnen und andere RedekünstlerInnen, TexterInnen, Werbe- oder Marketingleute. Wörter beeinflussen uns, unser Tun und unser Leben. Auf die Wahl kommt es an. Bisweilen kann “Großmutters Gugelhupf” besser und authentischer schmecken als ein Gugelhupf, auch wenn er von demselben Kochlöffel gerührt wurde. Worte regen Vorstellungen, Empfindungen und auch Vorurteile an.
In ihrer Einzelausstellung in der Galerie Prisma des Südtiroler Künstlerbundes in Bozen von 13. März bis 4. April 2015 beschäftigt sich Petra Polli mit eben dieser Thematik: Für die Künstlerin sind power words Wörter, die alleine schon beim Aussprechen, Denken oder Zuhören Gefühle und Reaktionen auslösen. Doch welche Wörter beflügeln nun wohl am meisten unsere Stimmung? – Attraktiv, regional, dynamisch, naturrein, keimfrei, turbulent beispielsweise. – Es geht also um Adjektive und ihre Präsenz im öffentlichen Raum, der auch manipuliert…
Nach dem Diplom an der Kunstuniversität Mozarteum Salzburg in Malerei und dem Magister der Kommunikationswissenschaften in Salzburg absolvierte Petra Polli die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und arbeitete als Assistenz an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Leipzig sowie an der Sommerakademie Traunkirchen. Nun ist sie als freischaffende Künstlerin zwischen Leipzig und Salzburg tätig; ihre Arbeiten waren vor allem in Deutschland, Österreich und Italien zu sehen. Ein Gespräch mit der gebürtigen Seiserin über den Fokus und die Vielfältigkeit ihrer künstlerischen Arbeit.
Apropos power words: Welche Wörter beflügeln dich am meisten?
Wörter die mich am meisten beflügeln sind vor allem…. einzigartig, befreiend und leidenschaftlich.Was beschäftigt dich und was inspiriert dich zu deinen Arbeiten? – Was sind deine Themen?
In meinen Arbeiten spielt der öffentliche Raum eine sehr große Rolle. Zumal sind meine Arbeiten von Menschen bevölkert, weisen architektonische Elemente auf, oder beziehen sich auf ihn als kommunikativen Raum. In meinen Arbeiten nehme ich häufig auf Schriftzeichen Bezug, die ich im öffentlichen Raum finde. Sie dienen als Inspirationsquelle. Die 2009 entstandene Serie FRAGMENTE war von Graffiti inspiriert und diente als Einstieg für meine weiteren Arbeiten, die sich hauptsächlich mit Sprache auseinandersetzen. Die aktuelle Serie POWER WORDS beschäftigt sich mit dem öffentlichen Raum als manipulativen Raum, bevölkert von Werbetafeln und suggestiven Botschaften.
Du arbeitest mit unterschiedlichen Medien: Malerei, Bildhauerei, Tuschezeichnung und Lithografie. – Was zieht sich durch alle deine Arbeiten?
Ein verbindendes Element, das sich durch meine Arbeiten zieht, ist die Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum. In erster Linie gehe ich von einem Thema aus, das mich interessiert, und suche dann das geeignetste Medium, um mich auszudrücken. Dass ich dabei hauptsächlich auf klassische Medien, wie Malerei und druckgrafische Techniken zurückgreife, ist auf meine Leidenschaft für diese Medien und auf die Ausbildung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, besser bekannt als Neue Leipziger Schule, zurückzuführen. Inwiefern bist du mit der Sprayer- und Streetart-Szene connected?
Die Faszination für Street Art entstand 2003 in Berlin. Ich lief durch die Straßen Berlins, von einem Museum ins nächste und dort waren sie. Zwischen Baugerüsten, auf Mülltonnen, Straßenschildern, Mauern und Fensterstöcken – alles war voll von Klebebildern und Schablonengraffitis. Am Anfang war ich erstaunt und irritiert zugleich. Woher kommt diese Kunst, wer hat sie gemacht und warum klebt jemand Bilder an die Wände, die weder signiert sind, noch irgendwelche Botschaft transportieren? Meine Fragen gingen weiter und je mehr sich mein Blick auf die Details im öffentlichen Raum schärfte, desto skurrilere Schablonengraffitis und Klebebilder fielen mir auf. Dabei faszinierte mich die Einfachheit, das Alltägliche und Vergängliche an diesen Darstellungen. Mein Interesse war geweckt und ich begann mit meiner Kamera all das zu dokumentieren, was mich kurz innehalten ließ. Seitdem bin ich dermaßen fasziniert, dass Street Art meine künstlerische Arbeit weitgehend beeinflusst. Ich kenne einige Sprayer, habe aber nie selbst im öffentlichen Raum gearbeitet.
Du lebst zur Zeit in Leipzig und Salzburg. Wie ist deine Beziehung zu Südtirol?
Ich bin seit kurzen wieder vermehrt in Südtirol und lerne das Land neu schätzen. Es freut mich sehr, dass sich in den letzten Jahren in der Kunstszene Einiges getan hat. Ich bin immer gerne hier um Kraft zu tanken.
Foto + alle Abbildungen: Petra Polli
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