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June 1, 2012
Guerilla Knitting Aktion vergangene Nacht in Völs am Schlern
Kunigunde Weissenegger
Sie sind 8–10 Frauen – leider noch keine Männer, wie sie bedauern, – zwischen 26 und 53 Jahre alt oder jung, beruflich querbeet von der Hausfrau, zur Lehrerin oder Bibliothekarin, bis zur Kindergärtnerin, und treffen sich schon sei drei Jahren immer donnerstags, in der Bibliothek Völs zum… Stricken und Häkeln, Ratschen und Lachen! “Und nebenbei trinken wir auch ein Bierchen, oder zwei… – also trotzdem etwas Männliches…,” meinen sie lachend. “Irgendwann nannten wir uns dann die „knitting friends“, weil ja immer alles benannt sein will,” erzählt Elke Wörndle, eine der Hardcore-Strickerinnen.
Stricken und häkeln tun sie vor allem für sich selbst – also nichts Kommerzielles. Das Niveau ist sehr unterschiedlich, von der gelernten Strickerin bis zur (ex)-Anfängerin, alles dabei, und die Gruppe ist zwar eingefleischt, aber freut sich jederzeit über Neuzuwachs.
Während einer dieser lustigen Abende ist den Stricknadelschwingerinnen dann etwas Lustiges geschossen. “Da ich eine Schwäche für alles Verrückte habe und wir das „Urban Knitting“ schon lange bewundern und mir ausserdem ein wunderbares Buch über diese Kunst in die Hände gekommen ist, habe ich eines Tages den Vorschlag in die Runde geworfen, in Völs ein paar tags (wörtlich: Anhänger, Etiketten, Symbole, A.d.R.) anzubringen,” erzählt Elke Wörndle, die Bibliothekarin in der Runde.
“Meine Idee war auch, dass der Termin unbedingt vor dem Oswald-Ritt sein sollte, auch um den ganzen kommerziellen Trubel mit einem anarchistisches Augenzwinkern zu betrachten. Und so sind wir dann gestartet, wir haben verschiedene Gegenstände im Dorf abgemessen und dann zuhause oder währen der Strickrunde auf Hochtouren produziert.”
Also, habt ihr verstanden?! – Die Völserinnen haben gestrickt, bis die Finger bluteten und sie säckeweis “Strickproviant” hatten, haben sich dann letzte Nacht aus den Betten und Häusern ins Dorfzentrum geschlichen und von 10 Uhr abends bis halb 1 nachts getaggt – so nennt man das, was ihr auf den Fotos bewundern könnt (wörtlich: etwas anbringen). Elke Wörndle: “Eigentlich wollten wir die Aktion total heimlich machen, donnerstags ist das Dorf sonst immer ausgestorben, aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass alles was Rang und Namen hat, sich im Dorf herum tummelt, einmal wegen der Vorbereitungen des Oswald-von-Wolkenstein-Rittes, einmal wegen der lauen, feinen Sommernacht.” Ausgerüstet mit Stirnlampen, bewaffnet mit Nadel und Faden starteten die 10 und haben sich lachend durch’s Dorf genäht. Und auch versteckt, wie Kinder, die etwas Verbotenes anstellen. “Wie gesagt – unbeobachtet waren wir nicht, aber man hat uns kaum beachtet.”
Der Hammer kam dann heute Morgen: “Das ganze Dorf wunderte sich und staunte, fragte beim Bürgermeister nach und googelte. Witzig auch, die Reaktion, der Leute, die das Yarn bombing (wörtlich: Bombardierung mit Strickgarn, A.d.R.) entdeckten… sie schauten, gingen weiter, drehten sich wieder um, fotografierten,” erzählen die Strickerinnen schmunzelnd. – Und bis jetzt wurde erst eines von den 21 Werken geklaut.
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