Fashion + Design > Fashion

March 13, 2024

Habt ihr schon ein BIFL mindset?

Susanne Barta

BIFL? Die Abkürzung steht für „buy it for life“. Ein ambitioniertes Vorhaben, das umzusetzen gar nicht so einfach ist. Wir sind seit Jahrzehnten darauf getrimmt zu konsumieren, zu viel zu konsumieren. Daher vermutlich auch außer Übung, wenn es darum geht zumindest überwiegend Stücke fürs Leben zu kaufen. Vielleicht haben es die meisten von uns auch gar nie gelernt? BIFL jedenfalls ist eine Art Bewegung, auf die ich immer wieder stoße. Zum Thema habe ich mir letztes Jahr das Buch von Tara Button „Buy me once. A life less throwaway“ gekauft. Die Message des Buches ist einfach: „Only buy things once – love things that last“. Wobei es wohl nicht im wörtlichsten aller Sinne immer darum gehen kann, ein Teil nur einmal zu kaufen, sondern vor allem darum, beim Kauf auf Qualität, Langlebigkeit, Funktionalität und Reparierbarkeit zu achten. In jedem Lebensbereich ist das etwas anders, man denke nur an Unterwäsche und Möbel. 

Leider gibt es gar nicht mehr so viele Materialien, die so gut sind, dass sie ein Leben lang halten oder zumindest 20 bis 30 Jahre, dabei halbwegs präsentabel aussehen und auch halbwegs erschwinglich sind. Wenn wir bei Mode bleiben: Fast Fashion hat nicht nur die Qualität der Materialien, sondern auch die Qualität der Verarbeitung radikal verändert. Also nach unten geschraubt. Das trifft auch auf Luxuslabels zu. Nicht so krass, aber doch. Unsere (Konsum-) Gewohnheiten und die Qualität der Produkte sind also durchaus Herausforderungen, die anzugehen wichtig und notwendig, aber nicht immer einfach umzusetzen sind. buy it for life 2+3 (c) susanne bartaIch habe einige Klassiker meiner Garderobe für diese Geschichte zusammengestellt. Die Levis 501 hab ich seit ca. 10 Jahren, den Blazer vor 17–18 Jahren (?) in Barcelona gekauft. Gürtel, Stiefeletten und die hier als Brosche verwendeten Ohrringe sind secondhand.

In Bezug auf Reparierfähigkeit aber tut sich was in Europa. Im Februar haben sich das Europäische Parlament und der Rat auf die von der EU-Kommission vorgeschlagenen neue Regeln für das Recht auf Reparatur geeinigt. EU-Justizkommissar Didier Reynders sagte dazu: „Unnötiger Abfall und eine unnötige Verschwendung wertvoller Ressourcen lassen sich unter anderem dadurch vermeiden, dass Waren repariert statt automatisch durch neue ersetzt werden. Wir wollen den Verbraucherinnen und Verbrauchern helfen, sich von der Wegwerfmentalität zu verabschieden, die für unseren Planeten so schädlich ist. Die neue Richtlinie wird die Reparatur einfacher, leichter zugänglich und erschwinglicher machen. Sie wird auch ein wichtiges Signal an die Unternehmen senden, dass sich nachhaltige Geschäftsmodelle und Investitionen in Reparaturen auszahlen.“buy it for life 4+5 (c) susanne bartaDiesen Vintage-/Secondhand-Blazer von Christian Dior habe ich vor einigen Jahren gefunden. Ich trage ihn nicht oft, aber er wird immer Teil meiner Garderobe bleiben. Das Seidentuch ist über 30 Jahre alt, die Hose mein Evergreen-Cord-Teil und die Plateau-Heels sich secondhand.  

Nachzudenken darüber, was wir in unsere Kleiderschränke hineinlassen und was nicht, ist jedenfalls eine hilfreiche Sache. Und wie immer man es nennen möchte, bewusstes Einkaufen, Minimalismus, Capsule Wardrobe, wir sollten es nicht nur aus schlechtem Gewissen tun, sondern weil wir uns gut dabei fühlen. Auch wenn es offensichtlich in der menschlichen Natur liegt, Dinge ohne Grund anzuhäufen. Dafür muss man nicht mal ein Konsum-Junkie sein. Aber mal einen Schritt zurückzutreten, um zu sehen, was man hat, wie man sich in seinen Kleidern fühlt und sich spielerisch darauf zu besinnen, was einem seine Kleider geben können, ist nicht nur eine sinnvolle Übung, sondern kann auch Freude machen. Und dann in einem nächsten Schritt zu überlegen, was man vielleicht besser machen kann. Dabei keine Hektik entwickeln, sondern es langsam angehen. BIFL ermuntert uns dazu besser und hoffentlich auch weniger zu kaufen. Dann sinkt vielleicht auch irgendwann die Nachfrage nach Billig-Produkten, die ja schon by Design nicht lange halten.

Secondhand first ist zum Beispiel eine gute Möglichkeit den Impact auf unsere Umwelt zu verringern. Und vor allem bei Wardrobe Staples sollte man darauf achten, dass sie möglichst langlebig sind und gut produziert wurden. In der Zwischenzeit gibt es ja eine große Anzahl kleiner, feiner Labels, die nicht nur auf Profite schielen, sondern fair, transparent und so nachhaltig wie möglich produzieren. Also Augen auf bei den nächsten Einkäufen.buy it for life 6+7 (c) susanne bartaDiesen Burberry-Trench hab ich zu meinem 40. Geburtstag bekommen. Das ist bald 17 Jahre her. Er wird immer bei mir bleiben, auch wenn er sich etwas enger anfühlt, auch weil ich mich sehr an oversize gewöhnt habe. Dazu Cordhose und goldene Schuhe. 

Fotos © Susanne Barta 

>> Supported by CORA happywear (M), Kauri Store (M), Oberalp Group (XL), Oscalito (L) und meiner Freundin Kristin << 

Wenn ihr diesen Blog auch unterstützen möchtet, gibt‘s hier alle Infos.

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.

Archive > Fashion