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March 21, 2023

Dos and Don’ts der Beleuchtung im Wohnumfeld

Verena Dander

Wann immer jemand Haus oder Wohnung baut und einrichtet, ein Dinner mit seinem Liebsten/seiner Liebsten einzunehmen pflegt oder im Urlaub ein annehmliches Hotelzimmer bezieht, gilt eine umfassende Komponente, die im Stillen wie auch im Offensichtlichen wirkt und alle drei Szenarien – und viele darüber hinaus – eint: das richtige LICHT, eine angemessene wirkungsvolle und dienliche Beleuchtung.

Nicht von ungefähr ist uns allen sicherlich das Detto geläufig: ins richtige Licht rücken. Das falsche Licht, zu schrill, zu kalt, zu flackernd, zu grell, zu blendend, zu hell, zu dunkel, zu hässlich, zu spärlich kann des Menschen beste Laune vergällen, der Verlobten den soeben lang vorbereiteten und endlich angebrachten Heiratsantrag überdenken lassen und die Kinder beim Abendbrot anstelle von bettmüde werden in hellauf lebhaften Aktionsmodus umschwenken lassen.

Was hat es nun mit den Dos & Don’ts der Beleuchtung unserer privaten Leben auf sich? Wie wirkt sich künstlich geschaffenes Lichtambiente auf den Menschen in seinem wohnlichen Umfeld und auf seine unmittelbare Umgebung aus? 

Die Grundlagenermittlung für gelungene Beleuchtung fußt primär auf die Verantwortlichkeit für konstante und zuträgliche Lichtqualitäten in ihren drei Hauptfaktoren:
– Lichtfarbe/-temperatur, gemessen in der physikalischen Einheit Kelvin (K)
– Lichtstrom, die Strahlungsleistung im Spektrum Hell/Dunkel 
– Durchlassspannung, d. h. wenn man z. B. alle LEDs in einem Wohnumfeld zeitgleich dimmen und hochregeln möchte in einem Haushalt, dann sorgt dieser Faktor dafür, dass es keine unterschiedlichen Nuancen in der Leuchtkraft gibt, sondern konforme Gleichförmigkeit

Die grundlegende Referenz für eine selektive Lichtfarbe im privaten Wohnen ist „warm-weiß“, d. h. alles unterhalb von 3000K, das eine dem Wohnen zuträgliche Farbtemperatur ist. Sympathikus und Parasympathikus werden damit nach einem intensiven Arbeitstag optimal ausbalanciert. Steigern kann man diese Spanne der Lichtfarbe und Farbtemperatur, indem man zusätzlich über einen Steuerungsregler die Lichtintensität in eben dem „warm- weißen“ Spektrum mehren oder mindern kann, z. B. über sogenannte DALI-Dimmaktoren. Das primäre, bedienungsfreundliche und das gesamte Wohnfeld abdeckende Funktionieren der Dimmbarkeit setzt ein BUS- bzw. KNX-smart-home-tool der Elektroanlage voraus.

Die Eckdaten gelungener künstlicher Beleuchtung in warm-weißen Lichtemissionen sind in Wohnräumen 2700K, für entspannte Abendstunden in den Schlafgemächern 2500K, im Bereich Kochen und/oder Waschen, den Haushaltsfunktionen sind durchaus um die 3000K angesagt. Menschen, die im Ruhemodus entspannen möchten, greifen mitunter auf 2200K zurück. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Lichttemperatur und Helligkeit auf des Menschen Zellsystem einwirken und unsere Psyche beeinflussen. Ein gleichermaßen spannender wie auch berührender Entwicklungspassus ist das Kreieren von Beleuchtungskörpern, die dem menschlichen Wahrnehmungssystem in seiner ursprünglichen Anlage stimmig entsprechen: Nachttischleuchten mit Kerzenlichtfunktion, deren Lichtquelle das vom modernen Mensch überreizte Nervensystem herunterfahren und es damit optimal für erholsamen Schlaf vorbereiten kann. 

Eine vollständige und optimale Beleuchtungsplanung sieht besonders im privaten Wohnen, in der Hotellerie schon längst eine Grundausstattung, die Differenzierung eines gelungenen Zusammenspiels von funktionalem Licht, atmosphärischer Beleuchtung unterschiedlicher Lichtintensitäten und -farben und, last but not least, dekorativer Beleuchtung vor. Der Griff zum Lichtschalter kann somit verschiedene Szenarien, die im Beleuchtungskreislauf programmiert werden können, in verschiedensten Lichtdarstellungen erzeugen – z. B. Szenario Abendstimmung im Wohnzimmer: die funktionalen Einbaustrahler auf ein Minimum gedimmt und nicht alle 4 Reihen, sondern jene, die der Couch am entferntesten liegen; das atmosphärische Licht – unsichtbar abstrahlende warm-warm-weiße LEDs in kranzförmiger Anordnung – deckenreflektierend erstrahlen lassen und die gefälligen dekorativen Beleuchtungskörper je nach Einsatzfeld dazu geschaltet.Verena Dander studio adevaDer gleiche Raum mit selber Beleuchtungsausstattung weist in wolkigem düsteren Tageslicht ein völlig anderes schaltbares Szenario auf. Eines das die Sinne mehr beleben als runterfahren mag. Wie eine Visitenkarte in unserer beruflichen Laufbahn, manifestiert sich der Eingangsbereich unserer privaten Räumlichkeiten: Ein*e jede*r Besucher*in gelangt hier über die Schwelle unseres Zuhauses. Ein freundliches, klares warmes Licht, unaufdringlich in seiner Funktionalität und, sofern genügend Platz vorhanden, eine tolle dekorative Beleuchtung, die unsere Persönlichkeit ausdrückt und unsere Vorlieben reflektieren mag und darüber hinaus einen Eyecatcher für den Gast ist, sind die Tipps und Tricks eines gelingenden Beleuchtungsauftaktes. Hände weg heißt es hier – und nicht nur hier – vor „billig“ wirkenden Materialien, unharmonischen Formen und aufdringlichen Farben.

Vivid Colours und ausgefallene Formen als auch überdimensionierte Leuchtkörper sind bei Leuchten in flächenmäßig großzügigeren Räumen beachtlicher Raumhöhen und bei zeitgleich eher homogenem zurückhaltendem Mobiliar empfehlenswert. Die Ausnahme der Regel sind die vielfältig originellen Designerwohnungen bekannt aus diversen Hochglanz-Magazinen, deren Alltagstauglichkeit nicht immer gegeben ist. 

Was es in den eignen vier Wänden ebenso zu beachten gilt und mehrheitlich stiefmütterlich behandelt wird, sind Spiegelleuchten in den Bädern und flexibel „mitwachsende“ Beleuchtung in den Kinderzimmern. Bäder erfüllen heutzutage soviel mehr als lediglich kurz und funktional angelegte Reinigungsmomente. Ein Bad ist auch immer eine kleine Wellness-Oase und ein Ort der Pflege und Selbstfürsorge. Um sich dabei selbst ins rechte Licht zu setzen, gilt es sich an den professionellen Theatergarderoben zu orientieren: Das optimale Spiegellicht strahlt frontal ab.
Die allseits bekannte Spiegelleuchte von oben, am oberen Ende des meist zu hoch sitzenden Spiegels aufgeklipst, ist ein unumstrittenes Don’t, sie lässt uns mitunter fahl und faltig aussehen, durch die durch ungünstige Winkel erzeugte Eigenschattierung unseres Antlitzes. Das frontale Licht oder auch seitlich einstrahlende Side-Light (an den beiden seitlich klappbaren Flügelelementen des mittig zentralen Hauptspiegels, siehe Dressing-Tables der Broadway-Theater- Garderoben) leuchtet unser Antlitz klar, zuträglich und ungeschminkt – im wahrsten Sinne des Wortes – dienlich aus. 

Ein cooles Tool für Kinderzimmer, das von Schlafen über Tagesaufenthalte wie Spielen und Hausaufgabenmachen so einiges bravourös abdecken kann, sind elektrifizierte Beleuchtungsschienen an der Decke, den unterschiedlichsten Beleuchtungskörpern bestückt. Je nach Hersteller gibt es dazu acht bis zwölf unterschiedliche Beleuchtungselemente, die sich ohne großen Aufwand einfach bedienbar und flexibel, umso effektvoller in die Schiene einstecken lassen. Die Schiene bleibt, die Elemente wechseln oder ergänzen sich, je nach Alter der Kinder.

Generell gilt es anzumerken, dass eine hochwertige Beleuchtungsausstattung eine nachhaltige Investition in das eigene Haus, die eigene Wohnung ist, die sich über kurz oder lang bezahlt macht. Die richtige, auf persönliche Bedürfnisse ausgelegte Beleuchtung steigert das Wohlbefinden, wertet den Einrichtungsstandard auf, schmückt unsere Räume und fasziniert mit außergewöhnlichen Kreationen gleichermaßen wie sie mit simplen klaren Leuchtrichtlinien überzeugt. Es bedarf nicht unbedingt eines prall gefüllten Geldbeutels, um richtige und freudebringende Beleuchtung in individueller Ausgestaltung zu realisieren. Vielmehr gilt es erfahrungsbasierendes Grundwissen, das richtige Händchen für Angemessenheit, Einfühlungsvermögen, Harmonie und Stilsicherheit gezielt einzusetzen. 

„Light is the Queen of architecture.“ Es sei empfohlen, die Beleuchtung der eigenen Räume klug und weise zu wählen, mit Herz und Hirn und nach Möglichkeit eine*n Beleuchtungsexpert*in hinzuziehen – denn: Es werde Licht, ist nicht immer gleich, es werde Licht.

Und das Leben ist zu kurz, um nicht in strahlendes Licht getaucht zu sein.

Foto: (1) Leandro Silva/unsplash; (2) (c) Verena Dander studioadeva

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