Music
July 23, 2015
Elektrisierend, vibrierend, sehr nah: Jo Stöckholzer
Nadja Röggla
Hitzealarm in Bozen. Ich wage mich aus meiner gekühlten Höhle – spaziere, vorbei an verschwitzten Hemden und halb heruntergefahrenen Augenlidern, die apathisch an ihren kalten Getränken nippen, durch die dampfende Innenstadt. Und dann sehe ich ihn – auf der Holzstruktur der Weigh station for culture am Bozner Kornplatz, ohne Schuhe aber mit Gitarre – Jo Stöckholzer.Der einundzwanzigjährige Innsbrucker definiert seine Musik als “deutschsprachigen Folk mit einem Hauch von Elektrizität” – und das trifft es.
Blond gelockte Jungs, die melancholische, deutsche Texte schreiben, diese dann melodisch in die Mikros weinen und mit ihrer Akustik-Gitarre begleiten, sind ja mittlerweile eigentlich keine Besonderheit mehr. Jo aber schon. – Es ist der von ihm sogenannte Hauch von Elektrizität, die elektronischen Tonerzeuger – so wie zum Beispiel die analoge Drum Machine oder das Loop-Pedal – die die Musik des Multiinstrumentalisten so speziell machen. Dazu kommen die berührenden, authentischen Texte und eine facettenreiche Stimme. – 2015 wird Jo Stöckholzer, nach der Single “Zukunftskinder” und der Stubensession-EP, sein erstes Album veröffentlichen.…und dann wird es plötzlich kühler, Haare wehen den ZuschauerInnen um die Ohren. Alles hier vibriert, es wird irgendwie leiser, und der Himmel, der langsam zuzieht – ein Bild, so als würde man das Ganze durch blaues Brillenglas betrachten. Während Ex-Busker Jo den letzten Song “Alles” spielt, sind Stimmung und Lichtverhältnisse so passend, dass es sich irgendwie anfühlt wie ein perfekt abgestimmtes Musikvideo. Nur eben live. Und sehr nah.
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