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June 6, 2015

IFFI entertains us

Marianna Kastlunger

Neben dem harten Tobak heftigster politischer Inhalte sind beim IFFI auch zwei wunderbare Geschichten über seichte, aber spannende Unterhaltung im Programm. Denn Fiktion ist wunderbar. Wenn sie Geschichten erfindet, in denen man Lehrreiches UND Unterhaltsames erfahren kann! Man darf doch schwer hoffen, dass diese Mischung irgendwie gut für unser Hirn ist. 

Vorausgeschickt: Beim Medium Film lässt man sich als ZuschauerIn auf eine ganz spezielle Ebene von ‘Was wäre wenn Szenarien’ ein, vor allem wenn es schön trashig wird. “Quando il Garda era un Mare” und “Remake, Remix, Rip-Off” erzählen von Old-school-Filmhandwerk aus einer Zeit. in der es dem Publikum herzlich Wurst war, ob eine Rauferei nun glaubwürdig und echt aussah, Hauptsache es gab Action. Prügelszenen aus Publikumslieblingen wie “La Scimitarra del Saraceno” sehen wirklich nicht so aus, als hätten sich die Darsteller lang mit method acting aufgehalten. Für das heutige Auge wirken sie recht absurd, aber irgendwie charmant. Dass es in den 60er Jahren in Peschiera del Garda sowas wie eine “Cinecittá del Nord” gab und der Gardasee Karibisches Meer spielen musste, macht neugierig. Viele Piratenfilme wurden hier gedreht, sogar mit internationalen Stars wie dem Überfigo Lex Barker. Und das Publikum, hungrig nach Unterhaltung á la Hollywood Blockbuster, hat den Filmen aus dem Hause Bertolazzi gerne die karibische Tarnung abgekauft. Außerdem waren diese Streifen billiger und hausgemacht (böse Zungen könnten auch sagen: kopiert). Sich Illusionen hingeben? Warum nicht. Trashiger wird’s bei “Remake, Remix, Rip-Off”. Auch in der Türkei galt in den 50er und 60er Jahren die Devise “hausgemacht ist billig ist gut”, richtig abenteuerlich wird’s aber in Punkto Inspiration holen. Es gibt einen Türkischen Zauberer von Oz, eine Türkische Marilyn Monroe oder SuperBatMask, einen dreifach zusammengeklauten Superhelden. Die Budgets für diese Produktionen waren lächerlich, was aber als prägende Krisenmanagementschule diente. Ton und Soundeffekte mussten analog gemacht werden und das gleichzeitig, Stunts übernahmen die Schauspieler einfach selber und sonst half nur der Erfindergeist. Und die Drehbücher? Voll von melodramatischen Filmklischees. Aber da oft nur 3 Autoren an 300 Filmen jährlich arbeiteten, soll Gnade walten. Nennen wir sie lieber szenische Archetypen: Armer Held liebt reiche Lady (oder umgekehrt), dann sieht’s schlimm aus, es braucht mindestens 6 Prügel- und/oder Kussszenen, irgendwer erholt sich von einer Amnesie, alles wird gut, schlecht usw. Ja, so lief es. Der Blick auf alte Zeiten zeigt, wie clevere aber unqualifizierte Typen trotz chronischer Unterbezahlung eine der größten Filmindustrie der Welt schufen. Den muss man mögen! 
Remake, Remix, Rip-Off“ läuft am Samstag, 6. Juni im Cinematograph, um 20.30 h.

Foto by  Jet: Korkusuz, director Çetin Inanç, 1986, next to the Original Poster

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