Bruno Jori. Dokumentarist einer anderen Welt. Martin Hanni kreuzverhört Kunigunde

Er ist einer der bedeutendsten Südtiroler Filmemacher, doch die wenigsten wissen dies. Die Rede ist von Bruno Jori, 1922 in Meran geboren, 1970 dort gestorben. Wer, zum Teufel, ist nun dieser Jori? Der Eppaner Filmemacher Martin Hanni hat dem Mann seit Jahren nachgespürt und über den Meraner Regisseur einen Dokumentarfilm produziert (Premiere war am 12.4.2014 im Rahmen der 28. Bozner Filmtage ). Da es Dokumentaristen so an sich haben, lieber selbst die Fragen zu stellen, stehe diesmal ich Martin Hanni Rede und Antwort.

Martin Hanni: Welcher deutsche Regisseur sammelte bei Bruno Jori erste Dreherfahrungen am Set?
Rainer Werner Fassbinder
Werner Herzog
Volker Schlöndorff
Wim Wenders

Kunigunde Weissenegger: Das war natürlich Rainer Werner Fassbinder, ob ihr es glaubt oder nicht. Jori kann getrost als der filmische Vater von Fassbinder bezeichnet werden.Bruno Jori

Martin: Welchen Ort der Emilia Romagna hat Bruno Jori weltbekannt gemacht?
Brescello
Rimini
Parma
Bagnolo in Piano

Kunigunde: “Ma che si fa di domenica a Bagnolo?” – heißt es anfangs im Dokumentarfilm “Bagnolo – Dorf zwischen schwarz und rot”, 1963 gedreht und 1964 mehrfach ausgezeichnet, der Bruno Jori über die Grenzen Südtirols hinaus bekannt machte. Mitteilen wollte Jori. Keinesfalls werten. In die gegenwärtige Lage hineinspringen. Mit Sachlichkeit, Aufrichtigkeit und Frische. Bruno Jori gelang es anhand der Dokumentation von Vorgängen im Kleinen große Geschehnisse zu notieren und darzustellen. 

Martin: Mit welchem Kameramann drehte Bruno Jori einen Großteil seiner Filme?
Richard R. Rimmel
Josef Riedl
Mario Deghenghi
Tano Zoccatelli 

Kunigunde: Neben dem Deutschen Karl Schedereit, der Jori den Weg als Regisseur für Fernsehproduktionen in Deutschland ebnete, war Mario Deghenghi, gebürtig aus Baden bei Wien und dann wohnhaft in Meran, sein treuer Freund und Arbeitskollege: Er stand für die meisten Filme Joris hinter der Kamera. Die 3 verband eine innige Freundschaft. – Deghenghi: “…gewisse Sachen waren bei ihm einfach nicht verständlich…” “er hat in einer anderen Welt gelebt…”Martin Hanni

Martin: In welchem Film spielt der Sohn Bruno Joris, der Künstler Marcello Jori, eine kleine Komparsenrolle?
Kleinstadttheater
Die siebente Puppe
La verde età
Die Etsch  

Kunigunde: “Non è possibile!” ruft der einzige Sohn von Rosetta und Bruno, Marcello Jori (*1951) aus, als er den zur Gänze in Meran gedrehten neorealistischen Kinderfilm “Die siebente Puppe” erstmals auf der Leinwand sieht. “È fantastico, non sapevo di essere stato mai coinvolto in un film di mio padre. Non è possibile.”   

BRUNO JORI. DOKUMENTARIST
2014, 45 min., de
Regie: Martin Hanni
Kamera: Agostino Fuscaldo
Schnitt: Gero Hecker
Produktion: Mediaart Production Coop
Im Auftrag von RAI Südtirol, in Zusammenarbeit mit dem Amt für audiovisuelle Medien, Provinz Bozen Südtirol