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November 14, 2013

Re-Bello, der nachhaltige Eukalyptus-Look aus Südtirol

Greta Sparer

Bequem schauen sie jedenfalls aus, die Jeanshosen aus Biobaumwolle von Re-Bello, neu im Sortiment, mit 100 Prozent Windenergie hergestellt. Nach T-Shirts und Co. wagen sich Daniel Tocca, Emanuele Bacchin und Daniel Sperandio Schritt für Schritt an die gesamte Palette der Erwachsenenbekleidung heran. Schuhe und Jacken fehlen noch, man plane aber schon. Wenn Mode mein Steckenpferd wäre, würde ich jetzt über herbstliche Farben, naturverbundene Designs etc. schreiben. Da ich aber die Ökotante hier bin, reden wir ‘mal über Nachhaltigkeit.

Mode und Nachhaltigkeit? Wie geht das zusammen, wenn man an die Massenproduktionen denkt, die, unter vielem anderen, die Natur in Form von waldverdrängenden Baumwollfeldern und giftigen Chemikalien und die Menschen in Fabriken zugrunde richtet? Daniel Tocca, Mitbegründer des Südtiroler Start-Ups Re-Bello hat mir erklärt, warum für ihn, Lelle und Daniel die Nachhaltigkeit ganz oben steht. 2009 haben die drei ihre Vision von einem nachhaltigen Produktionsunternehmen entwickelt, die Lebensmittelbranche als bereits erobert erkannt und sich der nachhaltigen Mode zugewandt. Vor einem Jahr ist es endlich richtig losgegangen. Die Sas (KG zu Deutsch) war gegründet, die ersten Klamotten in Auftrag gegeben.

Aber: Nachhaltigkeit, was ist denn dieses umständliche Modewort, das uns allen zum Hals heraus hängt, eigentlich? „Ein Muss, damit die Welt Zukunft hat,“ erklärt Daniel. Re-Bello – revoluzione del bello – steht laut Webseite für die Revolution der Modebranche: zu einer schönen und zukunftsfreundlichen soll sie sich wandeln. Re-Bellos Gründer sehen sich als die revolutionierenden Pioniere, die die Zeit des Umbruchs nutzen. Auch wenn in ein paar Jahren andere nachziehen und den Markt, den sie gerade vorbereiten, umkämpfen werden, ist Daniel zuversichtlich: „Wir werden die Vorreiter gewesen sein.“ Das sei sogar das Ziel und, wie mir scheint, die logische Folgerung aus der Vision: Die Modeproduktion, also die gesamte, so umzugestalten, dass es Mensch und Natur in Zukunft gut und besser haben, mit Schwerpunkt Umweltschutz. re-bello sustainabilityAber wie soll das gehen? Mit Materialien aus Biobaumwolle, Eukalyptus und Bambus? Die beiden letzteren genießen im Web nicht überall den besten Ruf, trotz großartiger Ökobilanz, denn die Materialien müssen chemisch aufbereitet werden, um tragbar, also kleidend zu werden. Daniel beruhigt mich, in einem geschlossenen Kreislauf werden 99,5 Prozent der Chemikalien, die zumindest zur Aufbereitung von Eukalyptus verwendet werden, rückgeführt und wiederverwendet. Toll für die Ökobilanz, und was bringt das dem Verbraucher und der Verbraucherin? Das Label „Global Organic Textiles Standard“, kurz GOTS, belegt, dass die Kleidung keine schädlichen Chemikalien enthält, zumindest tut es das für Bambus und Biobaumwolle. Re-Bellos gesamtes Sortiment ist damit ausgestattet, nur für die Eukalyptus-Klamotten gibt es das Label noch nicht. Die verwendete Formel sei noch zu neu, Re-Bellos eigene. Aber gegen eine sorgsame Prüfung seitens der Label-Vergeber gibt es ja nichts einzuwenden, es werde schon noch kommen, ist Daniel überzeugt. Das junge Unternehmen investiert übrigens kräftig in Forschung und Entwicklung. Die Produktion wickelt sich ausschließlich im Mittelmeerraum ab: Italien, Griechenland und vor allem in der Türkei. Die Biobaumwolle kommt aus der Türkei – Re-Bello hat den Plantagen bereits einen Besuch abgestattet – und der Eukalyptus wird bei einer österreichischen Firma eingekauft, die das Patent für den Stoff hat.

Vermarktet werden die Stücke in Italien (ovvio), Österreich, Deutschland, Schweiz und den Niederlanden (von wegen Start-Up ; )). Die Läden werden vom Modestandpunkt aus ausgesucht, aber da Nachhaltigkeit das Alleinstellungsmerkmal von Re-Bello ist, soll der Shop diese Werte auch den Kunden vermitteln, sonst würde hier in Puncto Marketing etwas Grundlegendes schief laufen.

Re-Bello forscht also und tut sich damit, nach eigenen Angaben, auf nationaler Ebene hervor und bereitet auch den übernationalen Umweltzertifikaten Schwierigkeiten, die mit dem Prüfen der neuen Formeln nicht mehr nachkommen. Und das von Südtirol aus? Nicht ganz, die Forschung findet in Empoli statt, aber in Bozen steht den Entrepreneuren das TIS als tatkräftiger Berater zur Seite. Zum Einen also dank TIS und zum Übrigen sei Bozen überhaupt, für einen Südtiroler, ein guter Ausgangspunkt, um eine Unternehmung zu starten. Die geographischen Verbindungen seien hervorragend, mit Mailand und München quasi um die Ecke, und auch sozial und folglich geschäftlich sei man als Hiesiger meistens gut vernetzt.

Und wie schaut es abseits von der Produktion mit der Nachhaltigkeit aus? Naja, sobald das Budget es zulasse, wolle man jedenfalls auch innerhalb des Unternehmens auf umweltfreundlichere Praktiken umsatteln, bei den Erledigungen weg vom herkömmlichen Treibstoffauto hin zum, wer weiß, Elektroauto. Wir bleiben gespannt und behalten dich im Auge, Re-Bello!

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