Culture + Arts > Architecture

March 14, 2012

Architektur muss Menschen begeistern, nicht belehren

Franz

Am vergangenen Samstag, 10. März 2012 hat die Architekturstiftung Südtirols zu einer Besichtigungsfahrt zu den Kellereien im Überetsch und Unterland und zu einer Gesprächsrunde zum Thema „Dorfentwicklung und zeitgenössische Architektur am Beispiel der Weinwirtschaft“ geladen. In der Folge ein Protokoll des Tages: 

Als Einführung in das Thema wurde das Winecenter in Kaltern besichtigt, die Kellereien Lageder und Kobler in Margreid, das Weingut Manincor und abschliessend die Kellerei Tramin, in der am Abend die Gesprächsrunde stattfand. Im bis auf den letzten Platz besetzten Nussbaumer-Saal hatten sich Vertreter aus den verschiedenstes Sparten eingefunden, um über den Mehrwert von guter Architektur zu sprechen, über die Vorgangsweisen bei Planung und Umsetzung, über Schwierigkeiten mit Gesetzen und Baukommissionen.

Architekt Walter Angonese startete von seiner persönlichen Erfahrung als Planer von Kellereien, sprach von Maßstäblichkeit und seinem Eindruck, dass bereits fast zu viel Aufwand für das Erscheinungsbild betrieben würde, Architekt Michael Obrist zeigte anhand von Projekten aus seinem Büro feld72, dass auch bei sehr bescheidenen Mitteln der an den Planungsbeginn gesetzte Denkprozess zusammen mit den Bauherrn dafür ausschlaggebend sei, ob das Resultat auch für die Zukunft tragfähig ist.

Leo Tiefenthaler als Hausherr und Obmann der Kellerei erzählte von der Geschichte des Baues, vom Planungswettbewerb und davon, dass man vom Ergebnis absolut überzeugt ist und nun die Kellerei in seiner Position am Dorfeingang für dieses zu einem Symbol geworden ist. Er betonte auch, dass er als Obmann des Bauernbundes darauf hinweist, dass für die Erweiterung der Kellerei kein zusätzlicher Kulturgrund in Anspruch genommen wurde, ganz nach dem Motto Grundverbrauch = Grunderhalt.

Manfred Schullian, der als Gemeindereferent für Bauwesen und Mitglied der Baukommission Kaltern sowie Obmann der Ersten und Neuen in Kaltern im Spannungsfeld zwischen Planern und Bauherrn sitzt, meinte, es müssen besser durchdachte und im Vorfeld besprochenen Projekte bei den Baukommissionen eingereicht werden. Die Bauherrn mit ihren Planern mögen sich öfters vor Planungsbeginn an eine Beratung in der Gemeinde wenden.

Sighard Rainer, Präsident des Tourismusverein Kaltern, meinte auf die Frage, was zeitgenössische Architektur dem Tourismus bringen könne, dass sehr wohl neue Gästeschichten angesprochen würden. Man müsse das Marketing nutzen, dem Dorf ein Profil aufsetzen, Synergien nutzen, den Lebensraum Südtirol  stärken, Kommunikation immer wichtiger nehmen.

Andreas Gottlieb Hempel, Architekturkritiker, Publizist und Sommelier, erklärte, Weinkultur und Baukultur haben etwas gemeinsam: Anspruch auf hohe Qualität. Er fragt sich, was der Kunde als bleibende Erinnerung mit nach Hause nehme: das Gefühl etwas Besonderes erlebt und gesehen zu haben. Er machte an einigen Beispielen klar, wie kleine und große Kellereien sich behutsam in den Kontext und die Landschaft einfügen können.

Der Dekan für Design und Künste der Uni Bozen Gerhard Glüher betonte den Mehrwert des Bauwerkes sowie auch, dass das Innere das Äußere widerspiegeln solle, nur dann gäbe es ein harmonisches Ganzes, das auch von Aussenstehenden als solches und in diesem Sinne als „gute“ Architektur wahrgenommen werde.

Der Kulturjournalist Heinrich Schwazer betonte, dass Menschen für Architektur begeistert werden müssen anstatt zu belehren. Moderne Architektur sei für viele Menschen zu wenig emotional und daher stelle sich die Frage, ob die Lederhosenuniversalarchitektur eine Rache an der Moderne sei? Architekten müssten ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr und ernst nehmen. Daher stellt sich die Frage: Wie kommen Architekten näher an den Menschen.

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are 3 comments for this article.
  • LB · 

    Wo ist denn euer Kommentar? Dieser Artikel liest sich wie eine Zusammenfassung dessen, was in dieser Diskussionsrunde angesprochen wurde und wer welche Meinung vertritt, was ja auch ok ist, leider fehlt mir dann ein vielleicht sich ergebender Konsens aus all diesen Meinungen und dann eine eigene Meinung von franz

    Wäre mal interessant zu sehen, was franz darüber denkt und was gut, schlecht, herausragend usw. an dem Thema und an der Veranstaltung war.

    Ich finde, ansonsten verkommen solche Artikel zu Nonsens. Sorry

    • Kunigunde Weissenegger · 

      Lieber LB, du hast recht! Leider war es Franz nicht möglich, am Samstag persönlich dabei zu sein. Deshalb bloß eine Zusammenfassung dessen, was war, damit jene, die nicht da waren, zumindest wissen, worum es gegangen ist.

      • mw · 

        Es wäre fein, wenn jene, die bei der Diskussion anwesend waren, hier noch ihren persönlichen Eindruck hinterlassen würden, damit die Organisatoren wissen, ob dieses Format auch für die kommenden Gesprächsrunden verwendet werden soll.

Related Articles