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June 2, 2011
Tischlein deck dich…aber bitte mit Stil
Patrick Taschler
Wie wichtig ist Ihnen das Design des Bestecks, mit dem Sie essen? Oder die Karaffe, aus der Sie den edlen Tropfen aufschenken? Falls Ihnen das wichtig sein sollte, dann dürfen Sie die „Design Delikatessen“ von Philipp Daniel Balunovic, Max Edelberg und Maximilian Tora aus Deutschland und Marco Ciceri und Liviana Osti aus Italien nicht verpassen, die vom 3. bis 5. Juni 2011 im Gartenhaus des Parkhotels Laurin ausgestellt werden. Dabei handelt es sich um Objekte zum Thema Tischkultur, die die Studierenden des Ateliers Prey, der Fakultät für Design und Künste Bozen in Zusammenarbeit mit dem Mailänder Unternehmen PAOLA C Objekte entworfen haben. Franz hat sich mit dem Designer und Projektleiter Kuno Prey über alte Blastechniken, gesundes Essen und das Design als Spiegel verschiedener Kulturen unterhalten.
Herr Prey, sie sind der Leiter des Projektes “Design Delikatessen”. Wie ist die Idee zu diesem Projekt entstanden?
Ich bin ein sehr leidenschaftlicher Esser.
Die Studenten haben für das Projekt Essgewohnheiten und Tischmanieren erforscht und hinterfragt. Welche Erkenntnisse haben sie gewonnen?
Wir haben viel gegessen…auch Speisen fremder Kulturen. Die Studenten haben ihre eigenen Essgewohnheiten beobachtet und eine Vielzahl von Gegenständen um den gedeckten Tisch sehr genau unter die Lupe genommen und analysiert. Dabei wurden auch die verschiedenen Materialien und Verarbeitungstechniken studiert und erforscht. Marco Ciceri ist beispielsweise auf eine alte Blastechnik aus Murano gestoßen, bei der das zerbrechliche Glas in Metallkäfigen geblasen wird. Damit kann man große und resistente Glashohlkörper realisieren. Mit “Legami” hat Ciceri dieser Technik den Charme des Einzelstücks verliehen, indem er in dynamisch geschwungenen Körben aus Kupferdraht hitzebeständiges Glas blasen lässt. Jede Korbform ist ein Einzelstück, wie auch jedes hinein geblasene Glasteil.
Das Projekt besteht aus drei Vertiefungsthemen: Gesundheit, Strukturen und verschiedene Kulturen. Welchen Einfluss kann das Design dabei auf eine gesunde Ernährung haben?
Ich kann z.B. kleine Teller oder kleinere Gläser herstellen, damit kleinere Portionen aufgetischt werden. Liviana Osti hat auf eine spielerische und sehr poetische Art und Weise gezeigt, welchen Beitrag Design zum Thema Gesundheit und bewusste Ernährung leisten kann. Ihre Käsereibe “Stai leggero” in Form eines Papierfliegers, vermittelt spielerisch “Reibe nicht zu viel Käse auf deine Pasta”, oder “der Käse fliegt über die Speisen”. Mit ihrem Karaffenset “Cuore”, das aus zwei abstrahierten Herzhälften besteht, suggeriert sie “trinke Wein, aber dazu auch Wasser”. Beides sind sehr gesunde Genussmittel, wenn man sie mit Maß und Ziel genießt. „Cuore“ will einem dabei helfen das umzusetzen.
Bei den Strukturen geht es um die Formen und Materialien. Wie haben sich diese über die Jahre verändert?
Terra Cotta, Glas, Zinn, Messing, Aluminium, Silber und Gold, Porzellan: Mit diesen Materialien wurde bis ins letzte Jahrhundert Geschirr gefertigt. Emailliertes Blech war eine günstigere Alternative für das Volk. In den 50er-Jahren kam dann die Kunststoffrevolution, die den gedeckten Tisch sehr stark verändert hat. Anfänglich wurden die gewohnten Utensilien einfach aus Kunststoff reproduziert, dann aber kamen neue Formen und Farben, die der Werkstoff Kunststoff ermöglicht hat, dazu. Dies hat uns natürlich auch zu einem Konsumwahnsinn geführt, dem heutzutage einige Gestalter und Unternehmen durch klares und Mode-unabhängiges Design entgegenwirken.
Die Thematik der verschiedenen Kulturen steht in der heutigen multikulturellen Gesellschaft auf der Tagesordnung. Wie wirkt sich das auf das Design der Produkte aus?
1985 war ich das erste Mal in Hongkong und wirklich verblüfft – ich war damals einfach noch naiv -, dass Ikea dort die selben Produkte angeboten hat wie in Europa. Designer denken eben global und berücksichtigen und respektieren dabei verschiedene Kulturkreise. Philip Balunovics Teller “Conlemani” öffnet beispielsweise die Grenzen zur abendländlichen Tischkultur. Man wird eingeladen mit den Fingern zu essen und zwar mit Eleganz, nicht wie im Mittelalter. Er bringt uns die Esskultur und somit auch die Speisen der Afrikaner und Inder näher. Dadurch rücken wir alle ein bisschen zusammen. Das finde ich sehr positiv; ohne aber unsere Knödel und Schlutzkrapfen aufzugeben bzw. zu verlieren.
Welche Rolle spielt ihrer Meinung nach Design in der heutigen Tischkultur?
Design wird immer öfter eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft einnehmen. Designer haben eine große Verantwortung, was den Umgang mit den verschiedenen Materialien, die eigenen Ausdruckformen und die Formsprache betrifft, ohne dabei aber die Funktion und den Sinn und Zweck zu vernachlässigen. Designer werden immer häufiger kritische Fragen stellen; auch an sich selbst.
Design Delikatessen
Vom 3. Bis 5. Juni 2011, von 12.00 bis 19.00 Uhr im Gartenhaus des Parkhotels Laurin, Bozen
Auskünfte und weitere Informationen unter www.unibz.it
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