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September 27, 2023
Schnitte wagen
Kunigunde Weissenegger
Es rauscht, plätschert und klappert. Es tropft und perlt. Es surrt, schnippt und Stille.
Die eine Meisterklassenfotografin, der andere Prager-Fotoschulenabgänger, der nächste Tonmann und Musiker, die weitere Kamm- und Scherenartistin. Gemeinsam haben sie sich an ein Projekt gewagt. Haarige Angelegenheit.Im Musée des Arts Décoratifs in Paris lief bis vor kurzem die Ausstellung „Des cheveux et des poils“ (Hair & Hairs). Im Eck Museum in Bruneck ist bis 30. September 2023 noch „Waschen Schneiden Föhnen“ zu sehen, von und mit Caroline Renzler, Fabian Haspinger, Stefano Bernardi und Walli Stecher. Am letzten Tag findet um 19 H die Finissage statt.
Ich darf aus dem Ausstellungstext von Samira Plunger zitieren: „Im Rhythmus von Waschen, Schneiden und Föhnen entfaltet sich eine fotografische Erzählung des Friseuralltags. Routinen und Vertrautes verwandeln sich in eine Komposition der Wahrnehmung und des Hörens. Ein erfrischendes Versprechen. Wasser über Hand und Kopf. Die kreisenden Bewegungen einer gewohnten Choreographie.“ Wer welche hat, verbannt sie, wer keine hat, ersehnt sie. Ist es nicht so? So ist es nicht? Selten machen sie’s einem*r recht. Störrisch, struwwelig, platt. Geschwungen, gefärbt, geflochten, hochgesteckt. Wohin damit?Ich darf abermals zitieren: „Schaum, der das Haar umgibt und dessen Verwandlung markiert. Der Augenblick der Metamorphose. Präzise setzt die Schere an. Fingerspitzengefühl. Sie unterbricht und nimmt sogleich ihre Arbeit wieder auf. Eine einstudierte Partitur. Die Linie wird zur Form. Die trocknende Luft, wild und zahm, in wiederkehrender Bewegung bis zur letzten Passage der Transformation.“Wachsen, wachsen, wachsen, wallend, wild, wehe, Wasser. Schaum, Schere, Schnitt.
Fotos: © Caroline Renzler, Fabian Haspinger
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