Fashion + Design > Fashion

June 24, 2014

Nadja Pugneth: Modedesign zwischen Auftragsarbeit + Experiment in Kunst + Performance

Kunigunde Weissenegger

Gerade ist sie in Paris, wo sie während der Fashion Week im Showroom von Rick Owens arbeitet. Sie bewegt sich innerhalb verschiedenster Bereiche des Bekleidungsdesign – von Aufträgen für Arbeitsbekleidung, beispielsweise im Bereich der Gastronomie, bis hin zu eigenständigen Projekten und Arbeiten im Bereich der bildenden Kunst und Performance. – Die Rede ist von Nadja Pugneth, die zur Zeit in Südtirol lebt und arbeitet. Nach dem Abschluss des Bachelors in Modedesign an der Polimoda in Florenz im Jahr 2011 sammelte die Modedesignerin bei Ute Ploier in Wien Erfahrung und realisierte verschiedenste freelance und selbstinitiierte Projekte. Letzthin hat sie erstmals für zwei renommierte Südtiroler Gastronomiebetriebe Arbeitsbekleidung entworfen und darüber wollten wir von ihr mehr erfahren.

Wie kam es zu den Aufträgen für ein Designhotel und ein Restaurant in Südtirol?

Die Anfrage, Arbeitsbekleidung zu entwerfen, kam zuerst von einem Designhotel in Südtirol; anfangs war ich mir nicht sicher, wie ich an den Auftrag herangehen sollte, da ich zuvor keine Auftragsarbeiten realisiert sowie auch nie Bekleidung entworfen hatte, welche zum Arbeiten benutzt werden sollte. Mir war klar, dass ich meine mir bisher angeeignete Arbeitsweise wesentlich umstellen musste, und genau das fand ich ungemein spannend. Ich habe Bekleidung für die Hotelrezeption entworfen und sie in dünnem Loden realisiert. Für das Restaurant “Zum Löwen” in Tisens habe ich Arbeitsbekleidung für das Service Personal entwickelt. Hier kam der Auftrag über die im “Zum Löwen” tätige Michelin-Sterne-Köchin Anna Matscher – sie wusste, dass ich zuvor den Auftrag für das Designhotel realisiert hatte.Nadja Pugneth – Lukas IpsmillerNadja Pugneth. Foto: Lukas Ipsmiller

 

Wie bist du beim Arbeiten vorgegangen? Worauf hast du besonders Wert gelegt? – Wie war dein Kontakt zum Kunden, wie und wo hast du recherchiert? 

Es gilt Einiges zu bedenken, wenn man sich Bekleidung für die Mitarbeiter eines Unternehmens ausdenkt. Der Mitarbeiter ist wesentlicher Teil des Betriebes und soll sich persönlich damit identifizieren können, soll aber auch nach Außen hin Teil einer ganzen Firmenphilosophie sein und das Unternehmen in seiner Einheit komplettieren. Zudem ist es im Bereich der Arbeitsbekleidung essentiell, dass die Kleidung funktioniert, also die Materialien an den Arbeitsplatz und Aufgabenbereich angepasst werden und der Mitarbeiter sich darin gut bewegen kann. Es gibt bereits standardisierte Arbeitsbekleidung, welche perfekt die Anforderungen verschiedenster Arbeitsaufgabenbereiche deckt und größtenteils auch nicht ersetzt oder neu designt werden sollte. Jedoch ist in einigen Bereichen, wie zum Beispiel der Gastronomie, ein Re-Design gegebenenfalls schon sehr sinnvoll.

Inwiefern unterscheidet sich das Arbeiten in Freiheit von Auftragsarbeiten?

Das Arbeiten, also der Prozess an sich, bleibt derselbe. Arbeitet man jedoch komplett in Eigeninitiative, ist man natürlich sehr viel unabhängiger und hat die Möglichkeit Ideen zunächst vorwiegend autoritär zu Blatt zu bringen. Bei Auftragsarbeiten ist das zumeist anders, man geht da zwangsläufig reflektierter an die Arbeit heran, da es einen Kunden gibt, der eine bestimmte Vorstellung hat. Dennoch wird dann im Laufe eines Auftrages im Grunde auch ziemlich selbständig gearbeit – die Arbeitsweise einer jeden ist immer und unweigerlich im Resultat erkennbar – dessen ist sich der Kunde bewusst und wünscht es sich auch. Im Laufe eigeninitiierter Projekte hingegen kann es dann konträr funktionieren: Durch die große Entscheidungsfreiheit, die man in dem Moment inne hat, ist man teilweise fokussierter und schafft sich einen Raum, in dem man gut arbeiten kann.Nadja Pugneth – Designhotel - Foto Nicolo DegiorgisNadja Pugneth für ein Südtiroler Designhotel. Foto: Nicolo Degiorgis

Wie kreativ kann eine Designerin beim Entwerfen von Arbeitsbekleidung sein? 

Kreativität hängt, meiner Meinung nach, von vielen Faktoren ab und ist ein weiter Begriff. Wenn man im Laufe der Jahre Erfahrung sammelt und die eigene Arbeitsweise perfektioniert, ist man intuitiv imstande, mehrere Bereiche kreativ abzudecken. Wenn du mich fragst, ob ich die Kleider weiterhin auf dieselbe Art und Weise designen könne, wie bei den experimentellen Arbeiten zuvor, ist mein Antwort ein klares Nein. Funktionelle Bekleidung für die Gastronomie zu konzipieren war keine Aufgabe, die ich schnell aus dem Ärmel schüttelte.

Wie wichtig ist in der Modebranche das Zusammenspiel von Modedesign und Fotografie bzw. Darstellung, wie in deinem Fall die Zusammenarbeit mit Nicolò Degiorgis?

Vor ungefähr einem Jahr haben bei der von mir koorganisierten Ausstellung “Parzelle 1500” die Fotografin Brigitte Niedermair und Stefan Siegel, der Gründer der Mode-Plattform Notjustalabel (wo Nadja Pugneth übrigens auch zu finden ist – A.d.R.), genau über dieses Thema diskutiert. In welchem Verhältnis stehen Mode und Fotografie und wie unentbehrlich ist das eine für das andere? Fotografie steht gegenwärtig in sehr engem Verhältnis mit den meisten Bereichen unseres täglichen Lebens – unter anderem auch, da das Internet mittlerweile wichtigster Bestandteil des Kommunikations- und Informationsaustausches ist und deshalb die fotografische Darstellung von Situationen oder Produkten immer unabdingbarer wird. Mode ist ein Produkt und die Fotografie rückt sie in das richtige Licht und gibt ihr zusätzlichen neuen Wert. Die beiden Bereiche stehen also in sehr starkem Verhältnis zueinander und der eine ist für den anderen teilweise wesentlich und in bestimmten Bereichen unentbehrlich. Bei der Zusammenarbeit mit Nicolò Degiorgis habe ich nach einer bestimmten Bildsprache für die Arbeitsbekleidungsprojekte gesucht und konnte sie treffend in der dokumentarischen Fotografie von Nicolò Degiorgis vorfinden.

 Foto ganz oben: Nadja Pugneth für Restaurant Zum Löwen. Foto: Nicolò Degiorgis

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.

Archive > Fashion