Liebe und so weiter von Carlo Speranza

Love you long time, | Come, come, come and love me long time | Oh ohh | Love me long time, | Look at me, you make me wanna love you long time | Oh ohh | Love you long time, | Come, come, come and love me long time | Oh ohh… – ein Ausschnitt aus dem Liedtext von Mavi Phoenixs „Love Longtime“ und Liebeserklärung, Vorwurf, Ermahnen und Schmeicheln. „LOVE U LONG TIME“ meint alles und nichts eindeutig, ist addiction und Zuneigung, mehr oder weniger miteinander verbunden und der Titel der neuen von Christian Schwienbacher kuratierten Ausstellung von Carlo Speranza. 

Es ist nicht einfach mit diesem Typ. Diesmal ging sich vorab nicht einmal ein Interview aus. Portraits von ihm sind auch rarer geworden … Wer hat ihn letzthin gesehen? Zurückgezogen, wie er lebt. Und welcher Überredungskünste hat es bedürft? Am Ende hat jedenfalls gesiegt, wer sich daran gemacht hatte. Ein volles Jahr hat er gehackt, zerstückelt, gesägt, gehobelt, geschliffen und verleimt. Am 25. Jänner 2024 hat Carlo Speranza um 19:00 in der Raiffeisenkasse Eisacktal eröffnet. Damit ist die Bank am Großen Graben in Brixen zu einem über Jahre eingehaltenen Brauch zurückgekehrt, in ihren vier Wänden Künstler*innen Raum zu geben. Denis Isaia hielt die Einführungsrede. Kurz und schmerzlos bleiben die Arbeiten bis 23. Februar 2024 installiert.„Die besten Arbeiten, die ich bisher produziert hab“, meint der Künstler und 78er auf die Frage nach einem Statement. In der Tat, sind zwei–drei anscheinend bereits zu Ausstellungsbeginn mit einem roten Punkt versehen … und also noch vier übrig, denn sieben sind es insgesamt diesmal.

Sieben, wie die Todsünden – wer ist imstande, auf die Schnelle alle aufzuzählen? Und je eines zuzuordnen … Oder ist diese neue Werkreihe von Speranza eine Serie vergilbter Flashbacks in die Kindheit und reproduziert verzerrte Fetzen der Erinnerung? Die erste Rodelparty mit Papa, gewagt die Eisrinne hinunter, ohne Clash auf die Banden hoffentlicherweise. Hörst du, wie es kinckknackt? Schwierige Geschichte. Wie das Tubablasen, zu dem mann vielleicht als Jungspund gezwungen worden ist, genauso wie zum Messebesuch … und in den langen Stunden, zugenebelt von Weihrauch, Schweiß und Mottenkugeln, schwebt die Phantasie aufwärts und fragt sich imaginierend, wie des Gekreuzigten Rücken entzücken könnte … also, wenn nicht so, wie dann? Neid oder Wollust reproduzierend? Peng! Ich komm in Frieden, wer von uns hat als Kind nicht gern Friedenspfeiferauchen gespielt? Im Anblick von Business Banking immer eine gute Idee. Zurück auf den Boden  der „Tatsachen“, nach diesem Ausflug in höhere Gefilde, zu Ski und Stock, die hierzulande, ob gewollt oder nicht, bei der Geburt mit herausschießen, oder spätestens wenig später gruppenzwangmäßig an Hand und Fuß geschweißt werden … so oder so wird’s in mehr oder weniger unmittelbarer Zukunft aber eher drauf hinauslaufen, dass diese Liaison langsam zerfällt und so rar wird, wie Elfenbein, Mannomann! Schlechte Aussichten … Rudolf, Bruce, Martin, Dieter, alles starke Typen, die nirgends besser hinpassen würden, als auf eine starke lederne Jacke, oder? Wohl eine Hommage und auch hier die Frage, welche der sieben zitiert wird? … Einzig und allein der rote LZ-Button „stört“ …Zu Sven fällt mir am Ende leider gar nichts ein, außer dass vielleicht sogar die Gegenteile gemeint sein könnten, angefangen bei Bewunderung über Genügsamkeit (denn damit finge, scheint’s, alles an), Edelmut, Keuschheit, Demut und Fleiß bis hin zu Gelassenheit. Und Liebe, viel Liebe.

Da bleibt nur eines: immer geschickt Neid, Völlerei, Habgier, Wollust, Hochmut, Trägheit und Zorn ausweichen, links, rechts, Sprung, bücken, just like Neo and Trinity, fallen – auf der Brücke in Stücke ohne in Brüche zu gehen … Fotos: (1–5) © franzmagazine; (6) © Lisa Zanella