Music

April 2, 2021

Körperferne Dienstleistungen: Künstlerische Peepshow in der p.m.k.

Florian Rabatscher

Die kulturelle Dürreperiode hält weiterhin an und zwingt die Kulturszene immer weiter in die Knie. Es fällt immer schwerer sich aufzuraffen, wenn man ständig dazu gezwungen wird, sämtliche Veranstaltungen auf ein unbestimmtes Datum zu verschieben oder oft auch ganz abzusagen. Wie sollte man sich noch dazu motivieren, etwas auf die Beine zu stellen, wenn man gar nicht weiß, ob es überhaupt stattfinden kann? Als ob man ein Haus bauen würde, nur um es dann direkt nach der Fertigstellung wieder einzureißen. Keine schönen Aussichten, weshalb man am liebsten einfach gar nichts organisiert. Was sollte man also stattdessen tun? Sich in Selbstmitleid ertränken, Stück für Stück seine Wut aufstauen und diese dann in den Kommentarspalten des Social-Media-Zoos auf alles und jeden loslassen? Kommentare, die oft äußerst unterhaltend, doch noch öfter sehr angsteinflößend sind. Könnte man die Cyber-Welt nicht produktiver nutzen? Ja, man kann und die p.m.k. in Innsbruck zeigt uns auf besondere Weise wie.peep.klubBereits während der Pandemie wurden dort Rauminstallationen, Textarbeiten und Projektionen realisiert und jetzt wird zur künstlerischen Peepshow in die p.m.k.-Bar geladen. Körperferne Dienstleistungen werden geboten, was schon sehr anrüchig klingt. Man könnte fast annehmen, es handle sich um ein virtuelles Guckloch einer Innsbrucker Rotlicht-Spelunke. Doch wer die p.m.k. kennt, sollte wissen, dass sich dieser Ort nicht der Kunst des Koitus widmet, sondern mehr der des Klanges. Unter dem grandiosen Namen Peep.Klub präsentiert eine Auswahl an Mitgliedsvereinen jeden Freitag um 18 Uhr Live-Performances von lokalen Künstler*innen und Bands. Die Auftritte kann man als Live-Stream auf YouTube und der hauseigenen Website verfolgen und sie werden noch zusätzlich jeden Freitag um 23 Uhr über Freirad im Radio übertragen. Aber das Beste: Man kann sich auch einfach vor die p.m.k. stellen und das bunte Treiben von draußen durch den Guckkasten der p.m.k-Bar miterleben. Somit hätte sich die Namenswahl also geklärt.

Die Grundidee ist schon mal klasse, aber auch das musikalische Programm kann sich sehen lassen. Zwei Peepshows sind bereits erfolgreich durchgeführt worden, zum einen mit den speziellen Sounds von F63.8 und zum anderen mit den improvisierten ethno-elektronischen Klängen von O.M.M., die man sicher kein zweites Mal genauso erleben wird. Bei den letzten Terminen haben die antifaschistische Punk Rock Combo MAHONEY aus Innsbruck unter dem Motto – Wo sinnlose Grenzen liegen, liegt der Sinn im Grenzenlosen – eingeheizt, haben Triumphant und die Stoner Rocker von Iron Stone, passend zur aktuellen Stimmung, mit dunklen Rhythmen das dröhnende Fürchten gelehrt. Heute geht es weiter mit Kopfweh kein Wunder w/Trauriges Tropen Orchester hosted by verschubu, hier der Link zum Live-Stream. Man sieht, das musikalische Angebot ist so divers wie die Anzeichen für den Corona-Virus und kann sich sehen lassen. Wer also interessiert ist einer Peep.Klub-Session auf irgendeine Art und Weise beizuwohnen, für den haben wir hier noch die restlichen Daten:

12.03. – Mahoney hosted by Gurx Turmoil

19.03. – Triumphant hosted by Skin on Marble

26.03. – Iron Stone hosted by Bühne Innsbruck

02.04. – Kopfweh kein Wunder +Trauriges Tropen Orchester by verschubu

09.04. – Das Team hosted by Workstation

16.04. – Yakamoz hosted by Konnex 

Wie schon Cindy & Bert so schön sangen: „Immer wieder sonntags kommt die Erinnerung …“. Doch nun kommt sie jeden Freitag. Aber nicht die Erinnerung an die allgegenwärtige Pandemie, sondern daran, dass die Underground-Kulturszene noch nicht das Handtuch geworfen hat und tapfer weiterkämpft. Peep.Klub ist also mehr als nur irgendein plumper Live Stream, es ist auch ein Statement und Lebenszeichen. Schade, dass es bei uns hier in Südtirol zurzeit nichts Vergleichbares gibt. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Währenddessen werfen wir hier einfach unsere imaginäre Münze in den virtuellen Schaukasten der p.m.k. und lassen uns überraschen, was dahinter passiert.    

Foto: p.m.k.

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