Music
September 5, 2013
Peter Kruder: Die Musik sollte mehr in die Zukunft als in die Vergangenheit blicken
Kunigunde Weissenegger
Ich erinnere mich noch, wie ich vor 13 Jahren von einer sehr guten Freundin und einem sehr guten Freund nach drei Monaten, die wir gemeinsam gearbeitet und gelebt haben, eine Doppel-CD geschenkt bekommen habe. Sie war von Kruder & Dorfmeister. The K&D Sessions hieß sie. Und wenn ich die CD heute betrachte, weist sie unübersehbare Abnutzungsspuren auf. Keine Ahnung, wie oft ich sie in CD-Playern, Stereoanlagen oder Ghettoblaster ähnlichen Ungetümern auf und ab gespielt habe. Und nun kommen am Freitag, 6. September nach Bozen in die Halle28 und am Tag darauf in die Stadtsäle in Innsbruck 50% Prozent dieser CD nach Bozen: Jawohl, Peter Kruder himself, Produzent, DJ und Ikone der elektronischen Musikszene wird am Pult stehen. In Bozen war er schon mal (anscheinend gefällt’s ihm hier), Tirol wird ihn zum ersten Mal allein sehen. Da wäre doch ein Interview fällig, dachte ich mir. Und es hat geklappt.
Wie lange bist du nun schon in diesem Geschäft? Was kann einen wie dich denn noch überraschen?
Ich hatte meinen ersten DJ-Gig 1984 im Jugendzentrum Ottakring, ab 1987 dann regelmässige Clubgigs und seit 1992 spiele ich international. Am meisten überrascht mich bis heute die Musik, die man spielen kann und wie das Publikum darauf reagiert.
Worauf blickst du mit Wehmut zurück?
Dass ich früher problemlos vier Nächte hintereinander ohne jegliche Probleme auflegen konnte, heutzutage verlangt das sehr viel Disziplin und eine paar Tage Regenerationsurlaub…
Und worauf bist du stolz?
Dass ich meine eigene Marke geworden bin. Ich stehe für grossartige Musik und leidenschaftliche DJ-Sets für Musikliebhaber.
Was würdest du anders machen?
Ich würde nicht mehr so viel Zeit und Geld in andere investieren, sondern nur mehr, wenn ich dafür bezahlt werde. Aber ich glaube, die meisten Label-Bosse singen dieses Lied.
Apropos, was warst du immer lieber: der DJ oder der Produzent? Und jetzt gerade?
Beides geht Hand in Hand. Ohne meine frühe Liebe zu Schallplatten wäre mein Kopf nicht mit Millionen musikalischer Ideen vollgestopft und das hilft beim Produzieren. Das Musizieren hilft wiederum, eine bessere Auswahl der Musik, die ich spiele, zu treffen, da ich nur auf hochwertige Produktionen reflektiere.
Wie viele Platten hast du? Welche nimmst du am Ende deiner Tage mit ins Grab oder in den Ascheregen?
Ich besitze ca. 35.000 Vinyl-Schallplatten und würde sie, wenn es für mich zum endgültigen Abdanken kommt, alle an eine sinnvolle Institution vererben.
Von dir “alten Hasen” der Szene wäre interessant zu wissen, wohin sich deiner Meinung nach die Musik entwickeln wird? Gibt es nicht alles schon? Oder muss es gar nicht immer was Neues sein?
Wir leben jetzt gerade in einer extrem ausgeprägten Retro-Phase. Fast alles hat irgendwelche Referenzen von früher, aber so ist der Kreislauf. Mir persönlich ist es lieber, wenn es mehr neue Ideen gibt und die Musik mehr in die Zukunft als in die Vergangenheit blickt.
Woran wirst du in nächster Zeit arbeiten?
Ich habe jetzt gerade eine neue 12″ für Gigolo fertig gemacht und über meine anderen Zukunftsprojekte darf ich jetzt noch keine genauen Angaben machen.
Wann sehen wir Kruder & Dorfmeister wieder mal zusammen an den Plattentellern? Oder ist die Zeit vorbei?
Ich befürchte, dass sich das niemand mehr leisten kann.
Was wirst du am 6. und 7.9. absolut nach Bozen und nach Innsbruck mitbringen?
Meine Zahnbürste, 3 Hemden, 5 Paar Socken, 2 Anzüge, 3 T-Shirts, meinen Laptop und gute Laune.
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