Music
October 25, 2024
Empathy Over Opinion: Das Positive Futures Festival in Innsbruck
Verena Spechtenhauser
Seit dem 17. Oktober und bis diesen Samstag, 26. Oktober 2024 findet in Innsbruck zum zweiten Mal das Positive Futures Festival statt. Bereits im letzten Jahr haben wir von franzmagazine davon Wind bekommen und das gigantische Programm aus Konzerten, DJ-Sets, Performances, Poetry-Events und Diskussionsrunden mit Interesse aus der Ferne beobachtet – und ja, wir waren angenehm überrascht. Grund genug, uns in diesem Jahr mit Gründer, Organisator und Festival-Kurator Martin Bleicher mitten im Festival-Stress für ein kurzes Gespräch zusammenzusetzen. Danke für deine Zeit Martin!
Ihr bezeichnet euch als Festival für Outernational Music. Was genau versteht ihr darunter?
Auf den Begriff Outernational Music sind wir während der Vorbereitungen für das diesjährige Festival gestoßen und finden, er beschreibt unseren Ansatz sowie das Programm das wir dem Publikum präsentieren, am besten. Wir verstehen Outernational Music als einen progressiven, erfrischenden Ausdruck einer sich stetig verändernden Welt, der perfekt zur Kernaussage unseres Festivals passt. Mit dem Positive Future Festival wollen wir uns über wahrgenommene, metaphorische und ganz reale Grenzen – egal ob bei Genres, Kulturen oder Länder – hinwegsetzen.Was unterscheidet euch von anderen Global Music Festivals?
Im Unterschied zu klassischeren Global Music Festivals erweitern wir unser Programm auch durch experimentellere Performances oder bauen zum Beispiel auch – wie heuer zum ersten Mal geschehen – einen Hip-Hop-Abend ein. Dazu kombinieren wir wuchtigere Acts wie die wundervollen O., die aus der Londoner Post-Punk-Jazz-Szene kommen, oder auch das in Barcelona ansässige katalanisch-italienische Duo Dame Area, die auf vielen elektronischen Musik-Festivals weltweit zeigen, warum sie derzeit einer der besten Live Acts in diesem Bereich sind.
Euer Line-up ist wirklich beeindruckend. Wo findet ihr die Künstler*innen, wie werdet ihr auf die Acts aufmerksam? Wie und wovon lasst ihr euch inspirieren?
Hinter dem Festival steckt ein Team von musikbegeisterten Menschen, die über das Jahr verteilt in den unterschiedlichsten Ländern, auf den vielfältigsten Festivals faszinierende und oft unbekannte Music Acts kennenlernen. All diese Entdeckungen werden für das Festival-Programm zusammengetragen. Inspirationsquellen sind oft auch Podcasts, Musikmagazine oder befreundete Veranstalter*innen, die uns Tipps geben. So sind heuer das 9-köpfige Psychedelic Dance Rock Ensemble Fauna aus Schweden oder auch die deutsch-türkische Band Sinem aus München auf Tipp des Import-Export Festivals mit dabei. Wir sind auch sehr eng mit anderen Veranstalter*innen vernetzt und tauschen uns regelmäßig über aktuelle Entwicklungen und neue Entdeckungen aus.Nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr habt ihr beschlossen das PFF zu einem fixen Bestandteil des modernen Innsbrucker Kulturgeschehens zu machen. Warum braucht Innsbruck dieses Festival?
Durch die Verbindung der verschiedenen Orte und Szenen sowie die inhaltliche Ausrichtung ist das Positive Futures Festival ein absolut frisches und leidenschaftlich zusammengestelltes Gesamtpaket für alle Musikinteressierten in und um Innsbruck. Für uns ist das PFF aufgrund seiner Dauer und den verschiedenen Veranstaltungsorten überall in der Stadt eine zeitgenössische Interpretation des klassischen Festivalrahmens.
Darüber hinaus glauben wir, dass unsere Kernaussage Empathy Over Opinion eine wichtige Message für Innsbruck ist. Gerade in einer Zeit, in der Nationalismus, Leitkulturdebatten und Schubladendenken an der Tagesordnung sind. Uns ist bewusst, dass wir nicht auf einmal die Welt verändern können. Wenn wir allerdings bei uns anfangen, unser Umfeld durch Courage, Empathie und Aufgeschlossenheit gegenüber Menschen aus fremden Ländern und Kulturkreisen beeinflussen, sind wir überzeugt, uns gemeinsam Schritt für Schritt in eine positive Zukunft zu bewegen.
Warum ist es euch wichtig, das Festival an verschiedenen Orten in Innsbruck stattfinden zu lassen?
Mit unserer „Reise“ durch Innsbruck möchten wir das Festival an die unterschiedlichsten Orte der Stadt bringen, die dortige Szene aufrütteln und andere Inhalte stattfinden lassen, die es dort sonst vielleicht nicht zu sehen gibt. Im Rahmen des Festivals führen wir die Besucher*innen mit unterschiedlichsten Musikstilen an die verschiedensten Innsbrucker Orte. Darüber hinaus ist es uns wichtig mit kreativen Innsbrucker Kollektiven zu kooperieren und jungen Talenten im Rahmen des Festivals eine Plattform zu bieten. Für 2024 haben wir das EAT network, die Kulturvereine Inseminoid, Talstation, Openspace sowie das ZeMiT – Zentrum für Migrantinnen und Migranten in Tirol eingeladen, mit uns gemeinsam einige Abende und Inhalte zu gestalten.Was wünscht ihr euch als Festival für die Zukunft?
Das PFF soll ein überregionaler Leuchtturm für abenteuerliche und inspirierende Kunst werden. Wir wollen Menschen zusammenführen und ihnen etwas Neues zeigen, dass sie so vielleicht nicht für möglich gehalten hätten. Dabei hoffen wir, dass unsere eigene Begeisterung aufs Publikum überspringt und wir gemeinsam eine inspirierende Zeit haben. Gerne würden wir auch spannende neue Orte wie zum Beispiel Kirchen oder Museen bespielen. Dazu brauchen wir allerdings größere finanzielle Mittel. Natürlich ist es uns auch wichtig, dass wir in Zukunft nicht mehr nur ehrenamtlich arbeiten, sondern notwendige und fair bezahlte Arbeitsstellen schaffen und das Set-Up weiter professionalisieren können.
Welche Highlights erwarten uns am 2. Festivalwochenende? Und auf welche Künstler*innen freust du dich am meisten?
Das ist nicht leicht zu beantworten. Stolz sind wir, dass wir Colin Stetson als Festival-Headliner gewinnen konnten. Er spielt im Treibhaus eine exklusive Österreich-Show. Stetson hat sich seit Beginn des 21. Jahrhunderts einen wohlverdienten Ruf als außergewöhnlicher Musiker erarbeitet. Die Hingabe an sein Handwerk ist vollendet, sein Engagement für Innovation unbestreitbar. Bekannt ist er für durchsetzungsstarke, kraftvolle Darbietungen auf dem Saxophon – hauptsächlich Bass und Alt, aber auch Sopran, Tenor und Bariton.
Ich persönlich freue mich aber auch auf das Konzert von Aïta Mon Amour, Fauna, Yao Bobby und Simon Grab und Dame Area. Das wird ein krönender Abschluss, dieser zweiten Ausgabe des Positive Futures Festival.
Wenn ihr noch spontan Lust auf das Festival habt, dann könnt ihr euch hier die genaue Time Table anschauen und hier eure Tickets kaufen. Für Musik direkt auf’s Ohr gibt es außerdem eine Spotify-Playlist zum PFF 2024.
Fotos: Positive Future Festival (c) Daniel Jarosch: (1) PFF24_ZINN_26.9.-29- Positive Future Festival (c) Daniel Jarosch; (2) PFF24_stbrtlm_19.10.24-5- Positive Future Festival (c) Daniel Jarosch; (3) PFF23 – Fulu Miziki- Positive Future Festival (c) Daniel Jarosch; (4) PFF23 – Siksa- Positive Future Festival (c) Daniel Jarosch; (5) PFF23 Gaye_Su_Akyol- Positive Future Festival (c) Daniel Jarosch; (6) PFF23_Fulu- Positive Future Festival (c) Daniel Jarosch; (7) PFF24_AKAI SOLO_22.10.24-14- Positive Future Festival (c) Daniel Jarosch; (8) PFF24_Dalum- Positive Future Festival (c) Daniel Jarosch; (9) PFF24_FULU MIZIKI_stbrtlm_19.10.24-65- Positive Future Festival (c) Daniel Jarosch; (10) PFF24_Takeshi´s Cashew_pmk_5.10.24-41- Positive Future Festival (c) Daniel Jarosch.
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