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August 13, 2012

Feeding Open Spaces: die stattSTUBE in Innsbrucks Bäumen

Wolfgang Nöckler

Weil’s eine wunderbare Idee ist. Weil sie von den Menschen prächtig aufgenommen wird, genutzt und belebt. Darum. Und weil sie nicht mehr lange zu leben hat. Darum. Muss ich euch von der stattSTUBE erzählen!

In Innsbruck, vis-a-vis des Metropol-Kinos stand mal ein Kiosk. Den gibt es nicht mehr. Was an der Stelle entstehen wird, ist noch nicht ganz klar. Man munkelt von einem Café mit Terrasse über’m Inn. Aber so lange das noch nicht geklärt ist, lag der Platz nicht brach. Mitnichten.

Im Rahmen der Architekturtage 2012 baute das Architekturstudentenkollektiv Tortenwerkstatt eine temporäre Stube an den Platz, und imgrunde mitten in die Baumkrone hinein. Die Studenten wollten klassische Wohnfunktionen anbieten, inklusive Infrastruktur, die sonst im öffentlichen Raum kaum vorhanden ist. Den ganzen Sommer über standen Strom und drahtloses Internet ohne Gebühr zur Verfügung – und nicht nur das. Die Bauweise des Komplexes, die irgendwie an eine Schiffsbrücke (ohne Steuerrad) erinnert, legte eine Variante der Nutzung besonders auf die Hand: als Ort für Konzerte. Und dazu kam es auch. Neben DJs gaben sich auch ganze Bands die Ehre. Und die Leute kamen in Scharen. Hatten ihre eigenen Getränke dabei. Eintritt, versteht sich, wurde keiner fällig.

Wie sich das die Erbauer gedacht hatten, ist es gekommen: Die stattSTUBE wurde genutzt wie kaum ein öffentlicher Platz. Es hat auch was, praktisch im Baumhaus einem Konzert von Rue Royale oder dem Debut-Gig der lokalen (und vielversprechenden) Tree of Ténéré zu lauschen oder das Sonntagscafé der Kulturbackstube – den Sommer über, je nach Witterung – auf die stattSTUBE verlegt, zu besuchen. Aber das ist ja nicht alles. Man kann sich auch einfach hinsetzen und mal einen Moment ausruhen. Man kann einfach mal da gewesen sein.

stattstube innsbruck

Im September ist es dann schon wieder vorbei. Dann wird die Konstruktion wieder verschwinden. Doch einige fantastische Erinnerungen bleiben. Und etwas wurde durch das Projekt klar: Man muss nur Vertrauen haben. Was anbieten. Die kreative Stadt macht was draus. Und kommt zusammen, auch unabhängig vom Konsum. Zuweilen reicht das gemeinsame Erleben. Das Teil-Sein von etwas.

Ach, noch etwas: Eine gewisse Offenheit war zu spüren. Selbst die hin und wieder erscheinenden Polizeistreifen erinnerten die Leute zwar daran, dass es bald 22 Uhr, insofern Zeit für Zimmerlautstärke sei (was auch meist recht gut funktioniert hat), doch dass keines der Konzerte angemeldet war, störte sie nicht. Oder vielleicht störte es sie auch, doch man ließ die Menschen gewähren. Wieso auch nicht, war ja schließlich „nur“ eine Zusammenkunft in einer Stube. Ich weiß nicht, wie sich das in Bozen verhalten würde. Sollte man mal probieren.

Offenheit. Neues. Es geschehen lassen. Das täte auch anderen Orten gut.

Die stattSTUBE zeigt: Es geht. Ich jedenfalls werde weiterhin ein Besucher davon bleiben. Und wer noch nicht da war, dem sei gesagt: Es lohnt sich, mal hinzuschauen…

stattstube innsbruck

Siehe auch: tortenwerkstatt.net und www.facebook.com/stattSTUBE.

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