view in browserintuism crafts © EFA Philipp Huber
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Die verschiedenen Bezeichnungen können durchaus verwirrend sein: Nachhaltige Mode, Faire Mode, Eco Fashion, Bio Mode, Green Fashion, Conscious Fashion, Slow Fashion … Was bei allen jedoch dahinter steht, ist, den gängigen Praktiken der Textil- und Modeindustrie andere Modelle entgegenzusetzen, mit etwas unterschiedlichem Fokus. Fair Fashion zum Beispiel schaut vor allem auf faire Arbeitsbedingung, bei bio, eco und nachhaltig geht es in erster Linie um Inhaltsstoffe, also möglichst wenige Chemikalien und einen guten Umgang mit Ressourcen und Slow Fashion steht für das Gegenteil von Fast Fashion. Fast Fashion ist ein Phänomen, das in den 1990er Jahren mit den globalen Freihandelsabkommen begonnen hat. Wir sprechen hier von Billig-Mode, die massenweise vor allem in den Ländern des Globalen Südens produziert wird, zu ausbeutenden Bedingungen und meist mit großen Konsequenzen für die Umwelt. Slow Fashion möchte aber auch auf der Seite der Konsument:innen aufzeigen, dass weniger mehr ist. Also bessere Qualität kaufen, dafür auch (etwas) mehr ausgeben, weg von Impulskäufen zu bewussten Entscheidungen und Stücke so lange als möglich im Kreislauf halten. All das zeigt, dass Mode ein politisches Thema ist und viele unserer Gesellschaftsbereiche betrifft.
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Über 100 Milliarden Kleidungsstücke werden in etwa pro Jahr produziert, Tendenz steigend. Unsere Kleiderschränke sind voll, nur ein kleiner Prozentsatz davon wird getragen. Das meiste landet im Müll, wird verbrannt, kommt in den internationalen Secondhand-Kreislauf mit all seinen Problemen und landet meist irgendwann auf Abfallhalden im Globalen Süden. Heute sprechen wir bereits von Ultra-Fast Fashion, die chinesischen Online-Giganten Shein und Temu zum Beispiel heizen diese Spirale nach oben weiter an. Gleichzeitig wird die Qualität der Kleidungsstücke immer schlechter, auch das kreiert neue Probleme. Um das noch etwas anschaulicher zu machen: Die weltweite Textilfaserproduktion hat sich fast verdoppelt, von 58 Mio. Tonnen im Jahr 2000 auf 109 Mio. Tonnen 2020, bis 2030 werden es voraussichtlich 145 Mio. Tonnen sein. Im Durchschnitt kaufen Europäer:innen jedes Jahr an die 26 kg Textilien und werfen 11 kg weg (Quelle Europäisches Parlament). Überproduktion und Überkonsum sind also die großen Themen der Modeindustrie.
Was ist zu tun? Es fängt damit an, dass es entsprechende gesetzliche Reglungen braucht, dass Unternehmen ihre Verantwortung wahrnehmen und dass wir Konsument:innen beginnen, bewusster einzukaufen. Es ist jedoch nicht populär, für Innehalten und Selbstverpflichtung zu plädieren. Dazu kommt, dass Mode unsere Persönlichkeit betrifft. Wir drücken uns aus mit Kleidung, wir zeigen der Welt, wer wir sind oder wer wir sein möchten. Dass das auch in besser geht hat sich noch zu wenig herumgesprochen. Slow Fashion ist schon längst raus aus dem Kartoffelsack-Eck. Das Angebot ist vielfältig und zugänglich.
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ever & anon © ever & anon
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Wie mache ich das? Seit Jahren setze ich vor allem auf Secondhand. Mir macht Mode Spaß, Trends sind für mich jedoch höchstens ein interessantes gesellschaftliches Moodboard, aber wie ich mich kleide, möchte ich soweit als möglich selbst entscheiden. Basics oder manchmal auch besondere Stücke kaufe ich bei besser produzierenden Brands – die es ja auch zu unterstützen gilt –, ab und zu auch mal bei einem High Street Label, wenn die Qualität stimmt und ich das Stück viele Jahre tragen kann.
Vermutlich aber geht das alles zu langsam. Aber deswegen aufgeben? Nein. Mode darf und soll Spaß machen. Jeder noch so kleine Schritt zählt. Und was erstaunlich ist, wenn man sich mal auf die Reise gemacht hat, dann macht es richtig Freude, zumindest ein klein wenig das Richtige zu tun.
Susanne Barta
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