
© Susanne Barta
In den letzten Jahren hat sich einiges zusammengebraut, das nicht gerade förderlich ist für den Erfolg besser produzierter Mode. Die Pandemie wirft immer noch ihre Schatten, viele kleine Labels haben diese Zeit nicht oder nur schlecht überlebt. Umgeben von steigender politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit, haben viele Menschen verständlicherweise andere Sorgen, als sich um Slow-Fashion-Themen zu kümmern. Auch wenn das Thema Nachhaltigkeit nicht ganz aus den Köpfen und den Marketingbotschaften verschwunden ist, hat es sich eher zu einem Reizwort, als zu einem Zukunftsversprechen entwickelt. Wenn es um Produktions- oder Kaufentscheidungen geht, steht fast ausschließlich der Preis im Vordergrund. Da kann gut produzierte Bekleidung nicht mithalten. Eine transparente Lieferkette, hochwertige Materialien und faire Löhne haben ihren Preis. Auch fehlen die riesigen Marketingbudgets der großen Player. Fast Fashion und Ultra-Fast Fashion schrauben die Preisspirale immer weiter nach unten, die Luxusindustrie schraubt sie weiter nach oben. Und in der Mitte ist es schwierig.
Eine Krise ist ein vorübergehender Zustand. Während Katastrophen laut Definition immer mit Schäden und Verlusten in großem Umfang einhergehen, beschreibt eine Krise den Höhepunkt eines Ereignisses mit der Chance auf eine gute Wendung. Ist Slow Fashion in diesem Sinne dann in einer Krise? Es gibt bereits weitreichende Verluste und Schäden – sozial wie ökologisch –, aber eine Wendung zum Besseren ist möglich. Sprechen wir vorerst also von Krise.






Allein in Italien haben letztes Jahr an die 2.000 Manufakturen im Textilbereich zugesperrt (Quelle BoF). Erwartet wird, dass es heuer noch mehr sein werden. Auch hier kommen verschiedene Gründe zusammen. Aber letztendlich geht es immer darum, ob sich eine Produktion in Europa noch auszahlt, ob die Konsument*innen bereit sind dafür zu bezahlen und ob es den politischen Willen gibt, diese Betriebe zu unterstützen.
Das alles ist nicht gut. Auch wenn natürlich nachvollziehbar ist, dass genau hingeschaut wird, wofür wieviel Geld ausgegeben wird. Nicht nachvollziehbar jedoch ist, dass diejenigen, die es sich leisten können, und das sind dann doch nicht wenige, kaum bereit sind, weniger und besser zu kaufen, sondern lieber viel und billiger. Bei einem der Panels auf der Messe hat Mirjam gesagt: „Nachhaltige Mode ist möglich – aber es braucht Bewusstsein und Veränderung. Und: „Jede*r kann mit kleinen Schritten starten.”



Gefreut habe ich mich auf der Messe einige Bekannte wiederzutreffen und neue Slow-Fashion-Begeisterte kennenzulernen. Die nicht aufgeben, die weitermachen, so gut und so lange es geht, und die den Mut nicht verlieren. Zu denen gehöre auch ich. Diesen Blog finanziere ich fast ausschließlich selbst – eine Runde Applaus für die drei Unterstützer*innen –, da mir das Thema sehr wichtig ist. Außerdem mag ich Mode, mag das Spiel des persönlichen Ausdrucks. Aber so wie es läuft, läuft es nicht. Diese Industrie und wir müssen uns ändern.
Schauen wir doch nochmals bei Wikipedia hinein, dort heißt es: „Eine Krise ist im Allgemeinen ein Höhepunkt oder Wendepunkt einer gefährlichen Konfliktentwicklung in einem natürlichen oder sozialen System, dem eine massive und problematische Funktionsstörung über einen gewissen Zeitraum vorausging und der eher kürzer als länger andauert. Die mit dem Wendepunkt verknüpfte Entscheidungssituation bietet in der Regel sowohl die Chance zur Lösung der Konflikte als auch die Möglichkeit zu deren Verschärfung. Dass es sich hierbei um einen Wendepunkt handelt, kann jedoch oft erst konstatiert werden, nachdem die Krise abgewendet oder beendet wurde. Nimmt die Entwicklung einen dauerhaft negativen Verlauf, so spricht man von einer Katastrophe.”
Jede Krise bringt, so heißt es, auch die Möglichkeit zur Lösung mit sich. Ohne hier das ganze Gewicht jedem und jeder Einzelnen aufladen zu wollen, aber ob sich das alles zu einer Katastrophe auswächst oder nicht, hängt auch von uns ab. Niemand kann sich da rausreden. Also: Lasst uns zumindest die unterstützen, die wirklich versuchen, es besser zu machen. Davon gibt es immer noch einige. Sie brauchen unsere Unterstützung. Heute mehr denn je.


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