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November 8, 2024

You Better Know: Oswald Egger erhält Georg-Büchner-Preis

Verena Spechtenhauser

TO OBSERVE THE OBSERVE
Kaum erkennen wir die Erde in der Rede rund (und teilen sie in Kontinente, Gebirge, Gräben und Erhebungen) erquert im Zimmer den Ozean ein Luftschiff, legt die Landungsbrücke an die zuoberste Etage des Weltbuildings, im Beobachtungsstatus der Bilder, aber nur, um aufzubrechen, vielleicht schon fortan in den Orbit der Worte.
(Herde der Rede, Oswald Egger) 

Vor ungefähr zehn Jahren hat mir eine liebe Freundin den Lyrikband Herde der Rede zum Geburtstag geschenkt. Oswald Egger. Den Namen hatte ich davor noch nie gehört. Also googelte ich und erfuhr unter anderem, dass Oswald Egger ein aus Lana stammender Schriftsteller und Dichter ist, der den Verein der Bücherwürmer in Lana maßgeblich mitaufgebaut hat und zwischen Wien und der ehemaligen Raketenstation Hombroich bei Neuss lebt. Dass er schon in jungen Jahren zwei Literaturzeitschriften herausgab, sich viel und gerne im Buchladen Lana bei Paul Valtliner aufhielt, dass er die Kulturtage Lana für mehrere Jahre leitete und in Kiel eine Professur für „Sprache und Gestalt“ innehat. [Ich weiß noch, dass mich die Information über die Raketenstation am meisten beeindruckt hat.]

Meinen zweiten Kontakt mit Oswald Egger hatte ich 2019. Da drückte mir besagte Freundin das Album Triumph der Farben in die Hand. Wow, dachte ich, ist das schön, mit all den farbenstarken Illustrationen, die Oswald Egger da auf Papier gebracht hat. Ihn möchte ich gerne mal interviewen. [Bis dahin war mir gar nicht klar, dass Oswald Egger auch zeichnet.] Also habe ich ihm ein paar Fragen geschickt die er mir leider nie beantwortet hat [und das lag nicht daran, dass sich meine erste Frage um besagte Raketenstation drehte, wie er mir in seiner Antwort glaubhaft versicherte, sondern an der fehlenden Zeit].

Nun liegt seit ein paar Wochen ein drittes Buch von Oswald Egger bei mir auf dem Nachttisch, Val di Non. Häppchenweise blättere, lese und schaue ich mich durch das schmale und doch so volle Büchlein mit seinen filigranen Skizzen von Quallen, Wurzelgeflechten und Zellstrukturen, seinen Wortkonstrukten wie „Zulpbeutel“ und „Fiumarenbucht“, seinen schlauen Sätzen wie „Ist es möglich, einen Berg zu denken, zu dem das Tal fehlt?“ Ein Gesamtkünstler ist das, denke ich mir beim Schmunzeln und Staunen und, ja, Genießen. Egger ist sicherlich nichts für jedermann und –frau. Und viele werden sich auch weiterhin fragen „Oswald WHO“? Aber das ist auch vollkommen ok, wie Oswald Egger selbst vor kurzem in einem Interview bei NDR Kultur zur Antwort gab: „Das ist keine Sorge oder kein Problem, mit dem ich am Morgen aufwache.“

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich freu mich sehr, dass Oswald Egger mit dem Georg-Büchner-Preis, der wohl renommierteste Literaturpreis des deutschen Sprachraums, ausgezeichnet wurde. Am 15. November 2024 wird er dafür auch in Lana gefeiert, inklusive Laudatio von Literaturkritiker Paul Jandl. Über Oswald Egger heißt es, so schreibt Christine Vescoli in der Medienaussendung von Literatur Lana, man müsse ihn hören, ihn sehen und erleben, wenn er seine Texte voller Sprachkraft und Suggestion vorträgt.

Vielleicht habe ich mit meiner persönlichen kleinen Laudatio euch ja Lust auf Eggers Werke gemacht und ganz vielleicht findet ihr ja die Zeit für den Genuss, ihn einmal live zu erleben. Oder wie Oswald Egger im bereits erwähntem NDR-Kultur-Interview so treffend auf die Frage, ob er sich über mehr Bekanntheit freuen würde, antwortet: „Es ist ja nichts Schädliches dabei, sondern es ist hocherfreulich, aber das wird man dann ja sehen, was dann wirklich passiert […], ich freue mich jedenfalls unbenommen darauf […].“

 

 

 

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