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June 28, 2012
DIE DA IST MIT DER DA DA UND DER DA IST IST DEM DA DA UND DIE DA WAR MIT DEM DA DA UND DER DA WAR MIT DER DA DA
Christine Kofler
Zum Teil skurril, aber auch poetisch und stimmig ist die Ausstellung im ehemaligen
Café Paris in der Laubengasse 130 in Meran, die Werke von Studierenden der Kunstakademie Münster präsentiert und am Mittwochabend eröffnet wurde. In einem temporären Kunstprojekt, das in Zusammenarbeit mit der Kulturabteilung der Gemeinde Meran, Kunst Meran und ES-contemporary art gallery entstanden ist, hinterfragen die Studenten die sozialen, gesellschaftlichen und ästhetischen Ebenen des ehemaligen Café Paris in der Meraner Laubengasse. Diese bilden den Ausgangspunkt der ausgestellten Werke, die den Besucher einladen, Vergessenes zu entdecken, Unscheinbares zu erkennen und das Besondere im Alltäglichen wahrzunehmen. Auch der Titel der Ausstellung verweist auf den Austausch, den sozialen Raum, den ein Café konstruiert. Vielfältige künstlerische Ansätze versuchen diesem vergessenen, halböffentlichen Ort voller Geschichte neue Geheimnisse abzuringen. Bis in die 1930er-Jahre war das Café Paris das älteste und größte Kaffeehaus Merans, jetzt stehen noch die Mauern, ihre Bedeutung wurde ihnen allerdings entzogen. Die Ausstellung lädt die Räume wieder mit Bedeutung auf, das Gemäuer erwacht durch Licht-, Raum- und Videoinstallationen wieder zum Leben, jedoch zu einem anderen Leben als vorher.
Die Gläser im Schrank reihen sich aneinander, sie werden beleuchtet und erinnern in ihrer Anordnung an Feuchtpräparate eines alten, medizinischen Museums, Departement Embryologie. Doch hier wurden nicht Föten präpariert, sondern Gesteinsbrocken. Beschriftet sind die Gläser mit den Namen von Straßen Merans, der Karl Wolff Straße, der Galileistraße, der Laubengasse… „Maybe that’s nothing special“ lautet der vieldeutige Titel dieser Raum- und Videoinstallation von Nam Hoon Kim. Eingelegt sind die „Steinpräparate“ in Jod – ein Versprechen von Heilung. Die Videoinstallation im selben Raum ist ebenfalls eng verknüpft mit Merans Straßen: In den Bildern gießt ein junger Mann Unkraut, das sich den Weg zwischen dem Teer bahnt. Im nächsten Raum lässt Noriko Yoshidas poetische, leise Installation „Doppelgänger“ den Besucher ein ornamentales Blumenmuster aus Salz am Boden bestaunen, rechts davon das Brett mit demselben geschnitzten Ornament.
Miriam Jonas’ Installation „You can leave your hat on“, die eine einfache Dusche zum Zentrum des Unheimlichen und der Angst macht, weckt Assoziationen zwischen „My Red Homeland“ von Kapoor (der drehende Schwamm), Hitchcocks „Psycho“ (die Dusche) und „Shining“ (die 70er-Jahre Fliesen). Eine sich drehende Eisenstange in der Dusche bewegt einen roten Schwamm, der wiederum ständig Schaum produziert. Begleitet wird die Installation von einem summenden Geräusch und dem Geruch nach Putzmittel. „Die Installation“ so die Künstlerin Jonas, „war als Gegenentwurf zu dem vielen Staub gedacht, der diese Räume so lange Zeit unter sich begrub”. Nicht nur hehre Kunst, auch handfeste Arbeit erwartete die Münsteraner Studenten im ehemaligen Café Paris. Viele Räume waren bis obenhin mit Gerümpel vollgestellt, gar ein Tier hatte es sich in dem Herrenzimmer gemütlich gemacht. Das Herrenzimmer war das Prunkstück der Räumlichkeiten: Eine schöne dunkle Holztäfelung, alter Holzboden, ein halbrundes Fenster und Jugendstilornamente. Hier wurde wohl geraucht und diskutiert, damals. Jetzt steht dort ein nackter Mann, Ken-mäßig, mit ausgestreckter Hand, die knapp nicht den Hintern der Dame erreicht, die vor ihm gerade den schönen, bunten Blumenstrauß zurecht zupft. Der Strauß steht auf einem gedeckten Tisch. Sie trägt im Gegensatz zu ihm Kleider: Stöckelschuhe, einen dunklen Mini, eine kurze weiße Bluse. Das Haar ist akkurat zurechtgemacht und sehr blond. Die Plastikpuppen beißen sich mit der alten Stube. Die Studenten Fabian Nehm und Miriam Jonas fanden alle Installationsgegenstände im Durcheinander dieser Herrenstube und ordneten sie neu an. So, dass sich der Besucher beim Betrachten fragt: Wer hat hier gelebt? Am Tisch gesessen, gegessen, geliebt, gelacht, getrunken, gesungen?
Die Ausstellung ist bis zum 14. Juli zugänglich, immer von Mittwoch bis Freitag von 16 bis 19 Uhr und am Samstag von 10 bis 13 Uhr. Wer die Vernissage verpasst hat, kann am heutigen Donnerstag einen weiteren Höhepunkt erleben – zum Rahmenprogramm gehört nämlich auch ein Konzertabend: Ab 18.00 Uhr wird auf dem Sparkassenplatz in Meran mit „The Runways“ und „The Jancee Pornick Casino“ gerockt. Die Münchner Künstlergruppe netzthal.de liefert die Stromverbindung für die Konzerte von den Bürgern umliegender Häuser.
Interview mit Maik und Dirk Löbbert, Professoren an der Kunstakademie Münster, und Sara Dietrich, Studentin
Wie ist die Idee zu dieser Ausstellung in Meran entstanden?
Grundsätzlich haben wir schon seit 15 Jahren eine enge Beziehung zur Stadt Meran. Das liegt zum einen an Hannes Gamper, dem Goldschmied in Tirol, er hat bei uns, an der Akademie in Münster studiert. Er hat uns mal eingeladen, in der Zeit als das Kunsthaus entstanden ist, dann haben wir auch Herta Torggler vom Kunsthaus Meran kennengelernt. Wir hatten immer wieder mit Meran zu tun, Studenten haben hier Gemeinschaftsausstellungen gemacht, meine Freundin hat hier eine Ausstellung kuratiert. Inzwischen haben wir hier ein funktionierendes Netzwerk, das sich über die Jahre entwickelt hat, deshalb können wir auch größere Projekte auf die Beine stellen. Auch, weil die Infrastrukturen hier in Meran das ermöglichen.
Warum die Räumlichkeiten ober dem ehemaligen Café Paris in Meran?
Wir waren auf der Suche nach einem außergewöhnlichen Ort, Gobbi, der Besitzer des Hauses und des Laubengeschäfts, hat uns dann auf diese Räume hingewiesen. Wir waren dann im Februar schon hier, um Fotos zu machen. Die Studenten haben sich dann auch in Münster schon mit den Räumlichkeiten auseinandergesetzt. Viele Gegenstände, die in der Ausstellung neu angeordnet wurden, sind aus dem Haus, einige Studenten haben nur mit vorgefundenen Materialien gearbeitet, einige Videos sind beispielsweise hier entstanden. Manche Dinge wurden schon mitgenommen, wir hatten ja nur wenige Tage Zeit für den Aufbau. Erst mal wurde drei Tage lang entrümpelt, hier stand alles voll, nach der Ausstellung wird alles wieder rückgebaut.
Sara, war es einfach sich für Dich, so ortsbezogen zu arbeiten, obwohl du den Ort ja gar nicht kanntest?
Ich arbeite sehr ortsspezifisch. Ich wusste jetzt auch nicht, wie es dann wirklich hier vor Ort wird, was sehe ich noch, wenn ich da bin. Ich habe einfach drei, vier Ideen hierhin mitgenommen und mich dann auch auf die neuen Gegebenheiten eingestellt.
Hat das mit der Raumaufteilung gut geklappt? Oder wollten alle Studenten denselben Raum?
Zuerst wollten alle am besten das Herreneck, doch dann, wenn man erst mal hier ist, sieht man diese vielen Details, also Dinge, die man vorher nicht sah, die interessant sind und Neues entstehen lassen. Schlussendlich hat sich dann doch einiges vor Ort entwickelt.
Read more: Künstlerisches Konzept des Brüderpaares http://de.wikipedia.org/wiki/Maik_und_Dirk_Löbbert
Noch einige Eindrücke vom Eröffnungsabend:
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