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Being Mutina, Mattonelle Margherita, Nathalie Du Pasquier, Project by Brigitte Niedermair, Curated by Helen Nonini, © Mutina

Mit Mailand ist das so eine Sache. Mailand mag man, oder eben nicht. Ich mochte Mailand lange überhaupt gar nicht. Oder, besser gesagt, das Image, das dieser Millionenstadt im italienischen Norden anhaftete, weckte kein besonderes Interesse bei mir. Mailand sei grau, hektisch und teuer, so hieß es. Ein Industrie-Hotspot und sowieso die Smog-Hauptstadt Europas. Mailand habe keinen Charme, keine nennenswerten Sehenswürdigkeiten und natürlich kein Meer. Also habe ich Mailand von meinem Radar der interessanten Orte gestrichen. Und die Stadt ignoriert, bis es irgendwann nicht mehr ging. Meine Sympathie für Mailand kam erst Jahre später. Und wuchs parallel zu meinem Interesse für Architektur, modernem Design und der Lust, darüber zu schreiben. Die Fondazione Prada mit der von Regisseur Wes Anderson geplanten Bar Luce, die zeitgenössischen Kunstausstellungen im Pirelli Hangar Bicocca und die Triennale im Palazzo Dell’Arte mit dem Museum für italienisches Design sind nur einige Must-Sees, die mir seitdem einen regelmäßigen Besuch wert sind. Genauso wie die Viertel Brera und Tortona mit ihren kleinen Kunstgalerien und der Pinakothek, Isola mit seiner Street Art oder Navigli mit seinen Kanälen. Die Aufzählung ist unvollständig und subjektiv. Denn Mailand entwickelt sich, in feinster Großstadtmanier, ständig weiter und fort.

Printed Nature, poltrona/Sessel/armchair, designed by Harry Thaler, 3D-printed in econitWood™, © econitWood™

Eine der wichtigsten Konstanten in Mailand und eine kontinuierliche Verbindung zwischen Italien und der Welt ist die Milano Design Week mit dem Salone Internazionale del Mobile und – noch spannender – dem Fuori Salone. Und damit sind wir nun auch beim eigentlichen Thema und Grund für diesen Newsletter. Vom 8. bis zum 13. April 2025 findet die wichtigste internationale Messe für Möbel und Design unter dem Motto Thought for Humans auf dem Messegelände in Rho zum 63. Mal statt. Der Salone del Mobile, das bestätigen mir Architekt:innen und Designer:innen in Gesprächen immer wieder, ist ein absolutes Muss in der Branche. Wer etwas auf sich hält, der fährt auf die Messe. Zum Schauen und Sich-inspirieren-Lassen, zum Sich-austauschen und vor allem auch zum Netzwerken. Mit Vorfreude erwartet wird 2025 unter anderem das Euroluce International Ligthing Forum, eine Biennale in der sich alles um architektonische, urbane und landschaftliche Lichtplanung dreht. Aber auch der von Kuratorin Marva Griffin gegründete SaloneSatellite, eine Plattform für junge Designtalente, die seit einem Vierteljahrhundert die Arbeit junger Designer:innen aus aller Welt zeigt (beim Mantovaner Verlag Corraini wurde gerade der Band Universo Satteliti über die 25-jährige Geschichte des SaloneSatelliti veröffentlicht). Oder die Installation Mother des amerikanischen Künstlers Robert Wilson, bei der die Pietà Rondanini, eine unvollendete Skulptur von Michelangelo mit Licht, Kunst und Musik bespielt wird (zu sehen bis 18. Mai 2025 im Castello Sforzesco). Der Salone ist Arbeit, aber eine, die Spaß macht.

© Andreas Rier

Und der Fuori Salone? In ihm schlägt das eigentliche Herz der Milano Design Week. Oder sollte ich besser die Herzen schreiben? Denn der Fuori Salone, heuer unter dem Motto Connected Worlds und bereits ab 7. und bis 13. April 2025 aktiv, ist keine singuläre Veranstaltung und viel mehr als nur ein Rahmenprogramm des Salone. Es ist ein viertelübergreifendes kreatives Happening, ein pulsierender Treffpunkt von und für Designliebhaber:innen und vor allem auch ein Gefühl! Wer einmal die Atmosphäre in Mailands temporären Designdistrikten Brera, Tortona, Lambrate, Porta Venezia, 5Vie, Durini, Isola und darüber hinaus miterlebt hat, der tut sich schwer, einen Besuch nicht zu wiederholen. Mitten in diesem schöpferischen Ambiente hat sich Südtirols Designszene schon lange ihren Platz erobert. Designer Harry Thaler wurde etwa letztes Jahr von der renommierten Plattform für Design Alcova in eine historische Villa geladen, wo er seine Kollektion 3-D-gedruckter Möbel aus Sägespäne zeigte. Architekt und Designer Hannes Peer lies mit der Installation The Clearing aufhorchen. Und Designer Martino Gamper OBE ist schon lange ein gern gesehener Stammgast auf dem Fuori Salone. Um hier nur einige zu nennen.

© Bolzan, FIOCCO, photo Adrien Sgandurra, courtesy Martino Gamper

Was erwartet uns beim Fuori Salone 2025? Zum Beispiel die neue Möbelkollektion Yes off Course von Studio Sagaría. Das Architektur- und Designstudio mit Sitz in Mailand und New York wurde 2016 vom Bozner Architekten Matias Sagaria gegründet. Im Rahmen von Funk&Flair bei The Space Milano wirft das Label erste Ausblicke auf seine neueste Arbeit (The Space, via Voghera 14). Seit 2023 entwerfen und produzieren Luca Da Ros, Walter Capovilla und Daniele Da Re unter dem Namen Dolomitisch topografische Designmöbel, welche die Handschrift des Designers Riccardo Vendramin tragen. Zum dritten Mal in Folge zeigt die Mailänder Galeristin Rosanna Orlandi bei RoCollectible Werke der Bozner Möbelfirma (Galleria Rossana Orlandi, via Matteo Bandello 14). Stoff, Holz und Glas sind die drei Protagonisten bei der zweiten Ausgabe von HandFormWerk. In Brera präsentieren Daniel Costa, Othmar Prenner und Andreas Rier die Überlappung von Kunst und Handwerk in ihren neuesten Kreationen (via Palermo 8). Für sein Debüt auf dem Fuori Salone hat sich das italienische Marmor-Unternehmen Margraf das Mailänder Architektur- und Designstudio von Hannes Peer ausgesucht. Entstanden ist die Installation Crash, die den Marmor als lebendiges, sich in ständiger Verwandlung befindliches Material zelebriert und Arbeiten von Michelangelo oder Luciano Fabro reflektiert (Spazio Big SantaMarta, via Santa Marta 10). Designer Martino Gamper OBE führt seine 2024 begonnene Zusammenarbeit mit dem italienischen Atelier für Betten und Möbel Bolzan weiter. Für die Kollektion Woven Dreams – A story of artisanal headboards, einem Projekt zur Reinterpretation des Designs von Kopfteilen, hat er eines von insgesamt vier nummerierten und signierten Kopfteilen in Sonderauflage entworfen. Fiocco, so heißt das gute Stück, besitzt zwei klappbare Flügel aus Holz, und verwandelt das ansonsten dekorative in ein funktionales Element (BolzanSpace, via Mercato 3/12n). Being Mutina lautet der Titel der Arbeit von Fotokünstlerin Brigitte Niedermair für das gleichnamige italienische Keramikunternehmen. In ihren Fotografien stellt Niedermair die ikonischen Keramik- und Fliesenkollektionen von Mutina in einer noch nie dagewesenen Neuinterpretation dar (Casa Mutina, via Cernaia 1a). Eine Auswahl von Werken des Künstlers Thomas Grandi sind im Rahmen der Installation The Mohdernist, im Showroom des italienischen Interior-Unternehmens MOHD zu sehen. Nachgestellt wird die Atmosphäre eines Lofts eines Design- und Kunstsammlers (MOHD Officina Milano, via Mauro Macchi 82).

Und ihr? Mögt ihr Mailand oder seid ihr noch dabei es herauszufinden? Vielleicht ist die Zeit rund um den Salone perfekt dafür, die Stadt von einer anderen Seite zu entdecken. Ein paar Anregungen und Tipps für einen guten Start habt ihr ja schon mal ...

Verena Spechtenhauser

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Lo Specchio di Hannes Peer riporta l’acqua alle Terme di Caracalla

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For the market, the library, work, or a gala night, for dancing under the stars, swimming at dawn, or a quick escape to the mountains or the lake—these tote bags are ready for anything life throws at them. franz presents a series of tote bags created in collaboration with graphic design studios we’ve worked with over the years. Each studio was invited to create a design inspired by the theme #morethanapplesandcows. This first piece was created by the Studio BABAI – available in our online shop.

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