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January 17, 2024

„Trends“ 2024

Susanne Barta

Jeder Jahresanfang wird begleitet durch Rück- und Vorausschauen. Auf persönlicher und politischer Ebene, auf gesellschaftlicher, astrologischer und auch auf modischer Ebene. Das Trendbarometer wird neu ein- und ausgerichtet, allerhand wird aus dem Hut gezaubert, manches plausibler und ernsthafter als anderes. Bei Fashion, das ist nichts Neues, geht es fast immer um wirtschaftliche Aspekte: Wie kann noch mehr, noch schneller und zu noch besseren Preisen verkauft werden. Dazu muss die Begehrlichkeit entsprechend angekurbelt werden. 

In diesen Tagen habe ich auf Business of Fashion über die „Fashion Trends 2024 to watch“ gelesen. Natürlich interessiert es mich, wohin sich unsere Gesellschaft entwickelt, und Mode ist im Endeffekt nichts anderes als eine ihrer Ausdrucksformen. Wir sind Kinder unserer Zeit und alles, was passiert, hinterlässt in der ein oder anderen Form auch seine (ästhetischen) Spuren. Da Trends heute aber vor allem Marketingtools sind, um den Konsum weiter anzuheizen, ist mein Verhältnis zu ihnen, würde ich sagen, kritisch hinterfragend.

Vor nicht allzu langer Zeit war es relativ einfach zu verstehen, was gerade angesagt ist, man musste nur in die Magazine schauen, vor allem in die Rubriken „In“ und „Out“. Das hat sich grundlegend verändert. Trends werden heute vor allem auf Social Media gemacht, poppen völlig überraschend auf, verschwinden oft auch ebenso schnell wieder. „Trends move faster than ever, as consumers shift from one ‘core’ to the next within a matter of weeks, if not days. Those trend-fueling forces are set to do the same in 2024“, heißt es auf BoF. Und weiter: „With so many trends happening at once, figuring out what exactly consumers want at any particular moment is harder than ever.“ BoF hat dennoch einiges herausgefiltert. Also, what to watch now?

Demnach ist Quiet Luxury immer noch ein Ding in diesem Jahr. „Though the craze has likely passed its high point, it’s retained its place in the cultural zeitgeist“, heißt es im Artikel von Joan Kennedy auf BoF. Der Run auf Stücke in schwarz, weiß, grau und braun hält also an. 

Y2K ist auf dem Rückzug, dafür geht die „Girl“ Obsession weiter. „Girl, as a concept, can be seen as a wider reclamation of the fun and seemingly frivolous in a world that feels increasingly grim“, heißt es da. Und: „In 2024, the reign of the girl is set to continue, with new sub-trends bubbling up, like rosettes, gem-adorned clothes and pastel colours.“ Da ist also nicht nur für Girls, sondern auch für Ladies was dabei. Ich liebe ja Rosen-Broschen, Rosen-Haarklammern, auch Schleifen und Pastellfarben.trends 2024 2+3 (c) Susanne BartaDie blaue Papierrose habe ich in einem China-Laden gefunden und eine Sicherheitsnadel drangetan. Der Pullover ist einige Jahre alt, die Hose hat mir Violeta Nevenova geschenkt, der Gürtel ist von Kranz aus Leder von glücklichen Kühen und die Stiefel sind nicht UGG, sondern Thies. Als die Schuhe begannen um die Welt zu gehen, war ich wenig begeistert, die Ästhetik ist und bleibt einigermaßen fragwürdig, würde ich sagen, aber ich habe festgestellt, sie sind wirklich sehr bequem und kuschelig. Da sich um die Herstellung der Boots aber schon früh Kontroversen entzündet haben, wie die Wolle der Schafe gewonnen wird, nämlich alles andere als tierfreundlich, habe ich erst zugeschlagen, als es eine wirklich überzeugende Alternative gab. Thies ist ein Familienunternehmen in sechster Generation aus München und hat sich Nachhaltigkeit nicht nur auf die Fahnen geschrieben, sondern setzt sie auch um. Hier gibt’s die Schuhe.

Ein weiterer Trend, den BoF ausmacht, ist Workwear Outside the Office. Also Blazer und tailored Pants, bevorzugt oversize, auch für die Freizeit. Dazu gibt’s das Hashtag #corpcore.trends 2024 4+5 (c) Susanne BartaDamit trotz einer gewissen Strenge der Teile Bewegung in dem Outfit ist, hab ich hier schwarz, grau, blau und beige (Haarklammer!) kombiniert. Der schwarze Rolli ist von Oscalito, der graue secondhand Nadelstreif-Blazer ist von The Kooples und die blaue Nadelstreif-Hose so ca. 7 Jahre alt. Das Outfit hab ich gleich am selben Abend zu einer Ausstellungseröffnung getragen.

Was aber richtig Fahrt aufnehmen soll: „2024 is the year grandpas everywhere become style icons.“ Also Grandpacore, der Opa-Look ist angesagt, die „Coastal Grandma“ wird abgelöst. „Think mohair cardigans, sweater vests, belted khaki shorts, customised jackets, loafers and workwear pants.“ Was sich hier zu zeigen scheint: „ir sehnen uns immer mehr nach einem persönlichen Stil, der über Jahrzehnte gepflegt wurde. Verständlich, wenn Trends in Windeseile wechseln und die Stilverwirrung eher größer als kleiner wird. Die Journalistin Eva Chen beschreibt das so: „What’s happening now is everyone is looking for their own signature core aesthetic, versus following another one.“ Es geht also vor allem darum, seinen persönlichen Stil zu entwickeln und zu pflegen. Das braucht Zeit und Selbstreflexion. Sich selbst zu beobachten, Zeit zu nehmen, um darüber nachzudenken, was man gerne trägt, und auch darüber, wie man sich der Welt zeigen möchte. Das klingt nach Arbeit, kann aber sehr spielerisch sein. Mode soll und darf Spaß machen! Solltet ihr ihn noch nicht gelesen haben, schaut rein in den Artikel von letzter Woche, da geht es genau darum.trends 2024 6+7 (c) Susanne BartaIch muss sagen, Grandpacore gefällt mir. Das ist eine Inspiration, die ich gerne aufnehme. Die grün-braune Hose ist secondhand, der Pullunder über 20 Jahre alt, die Jacke hat Johanna Finger/Artelier für mich aus meinem alten Ledermantel umgearbeitet, der Gürtel ist auch secondhand.

Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, was die Modeindustrie gerade bewegt und wohin es geht, könnt ihr den neuen The State of Fashion 2024 Report (gratis) herunterladen: „The eighth annual State of Fashion report by The Business of Fashion and McKinsey & Company reveals an industry navigating deep uncertainty“, heißt es da. Die Industrie ist also verunsichert, aber lasst euch davon nicht ebenso verunsichern. Es lohnt sich, wie gesagt, seinen persönlichen Stil (weiter-) zu entwickeln und selbstbewusst zu tragen. Denn letztendlich hängt gutes Aussehen davon ab, wie man sich in seiner Kleidung fühlt, wenn man sie trägt. Und das erreicht man am schnellsten, wenn man weiß, wer man ist, und seinen persönlichen Stil kennt. Der ein oder andere Trend kann dabei als Inspiration dienen. Vor allem wenn man das stylt, was man schon hat. Shop your Wardrobe ist immer angesagt. Und eine wagemutige Coastal Grandma kann auch heuer noch eine Inspiration sein!trends 2024 8+9 (c) Susanne BartaWie gesagt, die Oma wollen wir mal nicht vergessen. Das Kleid habe ich letztes Jahr secondhand gefunden und noch nie getragen. Der Pullover (siehe weiter oben), die Ferragamo-Ballerina-Pumps sind secondhand. Pink und rot trage ich seit Teenager-Zeiten sehr gerne zusammen.

Alle Fotos © Susanne Barta

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