Are you ready for spring?

Über jahreszeitlichen Aufbruch, politische Abgründe und den Ausdruck unseres Innenlebens

12.03.2025

© Susanne Barta

Noch ist er nicht richtig da. Aber er liegt in der Luft. Erste Blumen und Sträucher blühen, die Tage werden spürbar länger, die Vögel zwitschern und die Sonnenstrahlen wärmen bereits. Ich liebe den Frühling. Selten habe ich die Frühlingsboten mehr herbeigesehnt. Um zumindest äußerlich Licht in diese politisch wenig helle Zeit zu bringen. Frühling signalisiert Aufbruch und den brauche ich dringend. Noch scheint vieles weiterzulaufen, wie gewohnt, aber das Gefühl der Kontinuität täuscht wohl. Wir leben in einer Zeitenwende, deren Ausmaß uns erst langsam bewusst wird. Hier dagegen zu halten und dem Leben zugewandte und zukunftstaugliche Gesellschaftsmodelle zu entwickeln braucht Haltung, Kreativität, Durchhaltevermögen und Geduld. 

Maritim inspirierte Streifen-Shirts haben ihren Ursprung in Frankreich, genauer gesagt in der Bretagne, wo die blau-weiß geringelten Hemden seit jeher von Fischerleuten getragen werden. Genauso wie ich den Frühling liebe, liebe ich Streifen. Im Laufe der Jahre habe ich einige T-Shirts und Pullis im Schrank angesammelt. Streifen sind für mich der Inbegriff des Frühlings. Voilà, hier einige (secondhand) Styles:

© Susanne Barta
 
 
About the authorSusanne BartaJe nach Lebensphase und Stimmung beschreibe ich mich anders. Wenn es so etwas wie einen roten Faden gibt, [...] More
Mit dem Beginn jeder Jahreszeit wird auch das „aktuelle“ Mode-Trendbarometer ausgerufen. Neue Farben und Stile fluten uns und überhaupt wird versucht, unsere Lust nach Konsum ordentlich zu befeuern. Noch habe ich keinen Garderobewechsel vorgenommen, freue mich aber darauf, die Mäntel und dicken Pullis und Fellstiefel wieder für viele Monate wegzupacken, die leichteren Stücke hervorzuholen. Oft vergesse ich, was ich habe, und freue mich sehr über das, was ich da auspacke. Die „neuen“ Trends gehen nicht einfach an mir vorbei, ich lese viel, schaue mir Shows an und versuche zu verstehen, wo reines Marketing am Werk ist und wo es wirklich interessant wird. Weil ich neugierig bin, wohin wir uns – auch in der Mode – entwickeln. Mode reagiert nicht nur auf unsere Zeit, sie nimmt auch einiges seismographisch voraus. Dabei interessiert mich weniger ob diese oder jene Farbe, dieses oder jenes Material, diese oder jene Hosenlänge gerade ausgerufen werden oder welcher „Core“ für einige Wochen gehypt wird. Mich interessiert das, was darunter spürbar wird, welche Befindlichkeiten, was sich im Innen abspielt und im Äußeren seinen Ausdruck findet. Dazu habe ich bei Leandra Cohen in einem ihrer letzten Newsletter etwas gelesen, das in diese Richtung geht. Sie schreibt:  „We are in a new era. And in this era, the most meaningful trends don’t signal exterior status. They tell of rich inner-lives. This shift is why I suspect we’ve become so neurotic about articulating and breaking down and teaching and learning personal style. Through personal style you get to convey the richness of your inner-life.“
© Susanne Barta
 

Leandra spricht hier vor allem von persönlichem Stil, als Ausdruck eines gesellschaftlichen Shifts. Unser persönlicher Ausdruck ist natürlich nicht im Nowhereland angesiedelt, sondern spielt sich im Rahmen unserer gesellschaftlich, politisch, wirtschaftlich und kulturell geprägten Lebenssituationen ab. Wir dürfen gespannt darauf sein, was die immer totalitärer ausgerichtete Politik des mächtigtsen Landes der Welt (und leider auch vieler anderer Länder) mit uns machen wird. Werden wir Haltung zeigen? Werden wir unsere Werte verteidigen? Werden wir für Gerechtigkeit. Ehrlichkeit und Mitgefühl eintreten? Oder schwimmen wir mit und denken, so schlimm wird’s wohl nicht werden? Mit dem, was wir tragen, drücken wir auch unser Inneres aus. Wie wird das aussehen? Haben wir, wie Leandra es nennt, ein reiches Innenleben, das wir nach außen zeigen wollen und können? Oder geht’s eher darum zu zeigen, was wir uns immer noch leisten können und hängen uns Statussymbole um? Und wie wird die Modeindustrie reagieren? Wird sie überhaupt reagieren?

© Susanne Barta
 
 

Leandra schreibt: „What’s cool about the greater concept of framing trends as reflective of shifting psychic or emotional desires as opposed to material ones is that the impact it has on what you wear is subtler.“ Es geht also eher um Subtiles, um Nuancen, darum, den eigenen inneren Ton zu treffen, weniger um von außen aufgesetzte Trends. Auf diesen inneren Ton bin ich wirklich gespannt. Die Aufbruchsstimmung des Frühlings kann diese Reise von innen nach außen jedenfalls mit frischer Energie unterstützen.

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