Keine Lust auf teures Neues

© Susanne Barta
© Susanne Barta
Vor kurzem beim Frühstück, ich weiß nicht mehr genau, worüber wir gesprochen haben, ist mir der Gedanke gekommen, dass ich eigentlich überhaupt keine Lust (mehr) habe, viel Geld für neue Kleidungsstücke auszugeben. Ich setze seit vielen Jahren vor allem auf Secondhand, aber auch da möchte ich nicht allzu viel ausgeben. Natürlich sehe ich immer wieder sehr schöne Sachen. Auch von Designer*innen, die ich kenne. Und widerstehe bei weitem nicht immer. Ich scrolle mich durch jede Menge Newsletter, viele Feeds und Modeblogs, das macht auch Lust auf Neues. Nun hat ein gutes Stück natürlich seinen Preis. Vor allem wenn es fair und nachhaltiger produziert wurde. Bei Luxusmarken ist das wieder eine andere Sache, da geht der Großteil ins Marketing und in den Profit. Algorithmen und das ständige Bombardement mit Werbung schaffen ständiges Begehren und verführen uns viel mehr zu wollen und zu kaufen als notwendig – Lustkäufe miteingerechnet. Manchmal frage ich mich, ob wir heute überhaupt noch herausfinden können, wer wir wirklich sind – stylewise –, da die Infos via Algorithmus mehr und mehr unsere Leben gestalten. Interessant dazu Daria Andronescus Video „Wieso Social Media unseren Stil zerstört“.





Eine weitere Strategie habe ich vor kurzem entdeckt. Auch die ist nicht neu, aber ich wende sie ab nun etwas anders an. Kleidungsstücke saisonal wegzuräumen finde ich eine sehr gute Sache. Es macht jedes Mal Freude, die mehrere Monate verstauten Stücke wiederzuentdecken. Im Dezember war ich zwei Wochen in Uganda und habe dort natürlich Sommersachen getragen. Als ich zurückkam, war ich sehr angetan davon, was so alles im Schrank hängt. Nur zwei Wochen haben ausgereicht, um mich wieder mit viel Enthusiasmus meinen Wintersachen zuzuwenden. Nun kann man nicht alle paar Wochen in eine andere Jahreszeit fliegen, daher mache ich es jetzt so: Ich räume auch einen Teil der Wintersachen für einige Zeit weg und hole sie erst später wieder hervor. Wenn nur ganz wenige Teile im Schrank hängen funktioniert das natürlich nicht. Aber ich kenne ehrlich gesagt niemanden, die so minimal unterwegs ist.


Ganz ohne Style-Vorsätze bin ich nicht ins neue Jahr gestartet. Ich habe mir vorgenommen, wöchentlich zwei bis drei Stunden Zeit zu nehmen, um das, was ich habe anders als bisher zu kombinieren. Styling over Shopping ist nix Neues, aber man muss es dann eben auch tun. Darin, denke ich, liegt der größte Spielraum: immer wieder Freude an dem zu haben, was bereits im Schrank hängt. Etwas anders ausgedrückt: „Fashion is what you buy, sauce is how you wear it”.
Sachen, die ich schon habe, upzucyclen, ein wenig zu verändern, mag ich auch gerne. Zum Beispiel Fransen an ein geswapptes weißes Hemd nähen. Die Fransen lagen schon seit längerer Zeit in einer Schublade, ich wollte sie an die Hosenbeine einer alten Jeans nähen. Hab es dann aber doch nicht gemacht, weil ich nicht sicher war, ob ich das wirklich anziehen möchte. Dann sah ich meine Schwester, die Fransen an einen Hemdkragen genäht hat und hab es mit ihrer Erlaubnis nachgemacht. Super! Das Hemd werde ich jetzt viel lieber anziehen. Fotos dazu in einer nächsten Styling-Stories.
Dann gibt es natürlich Ausnahmen, dass ich etwas mehr ausgebe für Kleidungsstücke. Aber in letzter Zeit kommt mir auch dazu die Lust abhanden. Vielleicht hat es mit meiner Afrika-Reise zu tun, gesehen zu haben, mit wie wenig sich die Frauen dort cool und individuell kleiden. Guter Stil hat erstaunlich wenig mit Geld zu tun. Das war mir noch nie so klar wie in Uganda. Habt ihr die bisher erschienenen Artikel dazu schon gelesen? Eins und zwei. Um interessante und erschwingliche Secondhand Pieces mache ich wohl auch in Zukunft keinen Bogen, um anderes, so nehme ich mir vor, schon.

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