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October 13, 2023

Meet Elisa Nicoli aka Eco Narratrice

Susanne Barta

Elisa persönlich zu treffen, darauf habe ich mich richtig gefreut. Ich verfolge ihre Arbeit auf Instagram seit längerem mit großem Interesse. Dass sie Boznerin ist, habe ich erst etwas später entdeckt. Elisa beschäftigt sich seit über 15 Jahren intensiv mit Nachhaltigkeit in den verschiedensten Bereichen des Lebens. Sie schreibt Bücher, macht Videos, dreht Filme, hält Kurse und Vorträge. Sie hat einen Youtube-Kanal und ist mit 160.000 Followern auf Instagram überaus erfolgreich. Elisa spricht von sich als Green Content Creator. Vor kurzem ist bei Gribaudo ihr neues Buch „Ecominimalismo. L’arte perduta dell’essenziale“ erschienen. Das Buch, erzählt sie mir beim Gespräch im Waag Café, sei die Essenz all dessen, was sie in ihrer langjährigen Arbeit gemacht, erfahren, erlebt, experimentiert und gelernt habe. Es ist ein persönliches Buch. Elisa lebt, worüber sie spricht. Sie zeigt und erklärt uns auf all ihren Plattformen einen besseren, gesünderen, faireren und vor allem die Umwelt weniger belastenden Lebensstil und nimmt uns mit auf ihren Weg. Dabei geht’s besonders darum, weniger und besser zu konsumieren. „Perché consumare meno e meglio può salvare noi e il pianeta“, steht auf dem Cover des Buches.Elisa Nicoli econarratrice_2+3 (c) Lorenzo Belli + susanne bartaElisas Instagram-Videos sind kurz und präzise. Sie schaut direkt in die Kamera, dunkle Locken, eindringlicher Blick und viel kompakte Information. Das kommt an. Ihre Motivation, sich mit Nachhaltigkeit, mit einem besseren Leben zu beschäftigen, sei schon früh geweckt worden, erzählt sie. Und zwar von ihren Eltern, mit denen sie viel in die Natur hinaus ging. Sie wollte sie beschützen und bewahren und das sei mit dem älter werden immer stärker geworden. Mit ihrem neuen Buch stellt Elisa ihr Konzept des „Ecominimalismo“ vor. Ein Konzept, das ökologisches Bewusstsein mit Reduktion auf das Wesentliche, das Essentielle verbindet. Hier erklärt sie das auf Youtube.

In zehn Kapiteln ­– introduzione, da dove partire, il cibo, i detersivi, i cosmetici, i vestiti, la casa, l’ufficio, le relazioni sociali, i viaggi – thematisiert Elisa unsere Lebens(um)welt. Neben ihren praktischen Erfahrungen und DIY-Anleitungen, bringt sie viele Daten, Fakten und wissenschaftliche Reports ins Buch. Das gibt ihren Ausführungen neben dem praktischen und philosophischen Ansatz, Seriosität und Relevanz. 

Besonders interessiert hat mich natürlich das Kapitel, wo es um Bekleidung geht. Sie gibt dort neben anderen praktischen Hacks auch Tipps, wie man seinen Kleiderschrank organisieren kann, gibt einen Überblick über die Probleme der Textilindustrie und outet sich als Fan (allerdings erst nach längerer Beschäftigung mit dem Konzept) von „Armocromia e forme“, also sich entsprechend nach Farben und Körperform zu kleiden. Auch Elisa kommt zum Schluss: „Il migliore posto dove fare shopping è il nostro armadio.“ Sehr hilfreich auch: Alle zur Pflege von Kleidungsstücken verwendeten Symbole werden erklärt.Elisa Nicoli econarratrice_4 (c) susanne bartaIn allen Kapiteln geht es darum, das Zuviel zu thematisieren. Egal, ob sie über Ernährung spricht oder wie wir putzen, uns kleiden, pflegen, reisen oder uns im Alltag bewegen. „L’ecominimalismo non è soltanto una sottrazione, ma anche un nuovo modo di affrontare le scelte di acquisto“, schreibt Elisa. Und: „L’ ecominimalismo vuole fondamentalmente semplificare la nostra vita, liberando spazi che sono innanzitutto mentali.“ Das Ziel ist also, sich von Überflüssigem in jedem Winkel unserer Wohnung, aber auch in unserem Leben zu befreien.  Und so Platz zu haben für das wirklich Wesentliche.

Wie sehr kann ein Individuum überhaupt Einfluss nehmen auf die Welten- und Zeitläufe? Diese Frage treibt mich immer wieder um. Auch Elisa stelle ich sie. An der Universität Leeds sei untersucht worden, antwortet sie, wieviel CO2 wir als Individuen reduzieren könnten. Alle Menschen zusammen gerechnet wären das in etwa 25 %. Das ist nicht wenig. „Alles, was wir tun, hat einen Einfluss“, sagt sie, „denn alles ist verbunden“. „Ma il problema è che siamo troppo abituati a viverci completamente disconnessi, dalla natura innanzitutto, ma anche da noi stessi.”Elisa hat Kommunikationswissenschaft studiert, einen Master in Umweltkommunikation absolviert und neben verschiedensten Jobs 2005 begonnen, Dokumentarfilme zu drehen und Bücher zu schreiben. Der Durchbruch, im Sinn von richtig viele Menschen zu erreichen, kam während und nach der Pandemie. Ich wollte von ihr wissen, ob sie Vorbilder hatte/hat auf ihrem Weg, was sie inspiriert, beeinflusst. 2006 habe sie Maurizio Pallantes Buch „La Decrescita Felice “ gelesen und das habe ihrer Arbeit eine klare Ausrichtung gegeben, erzählt sie.

Dass sich unser ökonomisches System so schnell verändert, glaubt Elisa nicht. „È un problema di fondo, perché è basato su consumismo, più consumi, più abbiamo soldi da reinvestire in qualunque cosa. Però vedo un enorme cambiamento in questi 15 anni.“ Vor 15 Jahren habe noch kaum jemand über Nachhaltigkeit gesprochen, beziehungsweise seien diejenigen, die es taten, schräg angeschaut worden. Auch die mediale Kommunikation habe sich stark verändert, das Thema sei in die Mitte der Gesellschaft gerückt. „Heute sind viele Leute an einem anderen Leben interessiert, mein Erfolg auf Social Media wäre noch vor einigen Jahren nicht denkbar gewesen“, sagt sie. Wir müssten aber endlich darüber nachdenken, wie es sich ausgehen soll, immer mehr zu wollen auf einer endlichen Erde. Ohne Veränderung des Systems könne das nicht gelingen. „Sono un’ottimista pessimista, un’ottimista realista“, sagt sie lächelnd.Elisa Nicoli econarratrice_5 (c) Lorenzo BelliZurück zu ihrem Buch: Elisa gibt eine Fülle an konkreten und praktischen Ratschlägen und bietet entsprechende Handlungsmöglichkeiten an. Immer kommt sie darauf zurück: „Possedere meno significa impattare meno.“  Zusammengefasst im Begriff des Ecominimalismo kann das Buch (sie hat vorher bereits zehn geschrieben) als Manuale, als Guide dienen. Es ist Wegbeleiter, Inspiration und praktische Anleitung. Es gehe darum, ein Gleichgewicht zu finden. Ein Gleichgewicht, das uns und unserem Planeten guttut, sagt Elisa. 

Ich bin keine Minimalistin, das weiß ich. Manchmal ist mir beim Lesen schwummrig geworden, weil ich so viel nicht tue. Da ist Luft nach oben. Ich habe mir aber vorgenommen, das Buch immer wieder hinzuzuziehen und das ein oder andere auch auszuprobieren. Es gäbe noch viel zu erzählen. Aber das Beste ist, ihr lest, sofern ihr Italienisch lest, „Ecominimalismo. L’arte perduta dell’essenziale“ selbst.

Hier geht’s zu Elisa Nicolis Website, hier zu ihrem Youtube-Kanal und hier nochmals zu ihrem Instagram.

Fotos: (1, 2, 5) © Lorenzo Bello; (3, 4) © Susanne Barta

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