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October 26, 2022

Biolife ante portas

Susanne Barta

Nachhaltigen Lebensstil in ein Messeformat zu packen ist gar nicht so einfach. Die Biolife hat sich das vor einigen Jahren nicht nur vorgenommen, sondern auch begonnen umzusetzen. Denn gestartet ist sie vor 18 Jahren als Messe für biologische Qualitätsprodukte. Heute können interessierte Besucher*innen auch nachhaltige und faire Mode, diverse Accessoires, Kosmetik und Einrichtungsangebote finden und natürlich auch kaufen.

Bereits zum dritten Mal als Pop-up dabei ist die Münchner Plattform GREENSTYLE, die eine Auswahl an nachhaltigen und fairen Fashion Brands präsentiert und unterschiedliche Zugänge zum Thema anschaulich macht. Die Biolife findet heuer vom 3. bis 6. November in der Messe Bozen statt.

Über die aktuelle Ausgabe habe ich mit Messe-Bozen-Direktor Thomas Mur, der Biolife-Verantwortlichen Katja Insam und GREENSTYLE-Founderin Mirjam Smend gesprochen. Da dies hier ein nachhaltiger Mode-Blog ist, liegt der Schwerpunkt nachvollziehbarerweise auf Bekleidung.biolife_2 (c) akjumiiThomas, nach Jahren der Pandemie und großen Herausforderungen für Messeveranstalter finden Herbstmesse und Biolife heuer wieder gemeinsam statt. Lässt sich dort anschließen, wo die Messe vor der Pandemie war, oder hat sich doch manches verändert?

Thomas Mur: Gerade bei den Publikumsmessen, zu welchen auch Biolife und Herbstmesse zählen, hat sich durch die Pandemie viel verändert. Von diesen Veränderungen ist aber nicht nur die Messebranche betroffen, sondern die gesamte Veranstaltungsbranche. Vor kurzem war ich zu diesem Thema im Austausch mit verschiedenen Südtiroler Veranstaltern im Kultur- und Sportbereich und wir haben festgestellt, dass ein Teil des Publikums fernbleibt. Wir konnten allerdings anlässlich der Freizeitmesse im April dieses Jahres beobachten, dass wir bei den Besucherzahlen nur einen leichten Rückgang um 10 % hatten. Das heißt im Umkehrschluss: Für das Publikum sind Messen weiterhin attraktiv.biolife_3+4 Thomas Mur + Katja Insam (c) Marco_ParisiKatja, die Biolife ist eine renommierte Messe, hat aber ihre Schwerpunkte in den letzten Jahren erweitert. Wofür steht die Biolife heute?

Katja Insam: In den letzten 18 Jahren ist die Biolife gewachsen, in der Größe und im Angebot. Heute gibt sie nicht nur zertifizierten Bio-Lebensmitteln Raum, sondern auch nachhaltigen Produkten, die uns einen bewussten Lebensstil ermöglichen. Genau das ist das Ziel von Biolife: die Sektoren Bekleidung, Kosmetik und Einrichtung weiterzuentwickeln, um einen besseren und umweltfreundlichen Lebensstil zu unterstützen und zu fördern. 

Welche Impulse sollen von der Biolife ausgehen?

Katja Insam: Wir sehen die Biolife als DEN Treffpunkt zwischen Verbraucher*innen, die nach konkreten Alternativen für eine gesunde Ernährung und einen bewussten Lebensstil suchen, und den Hersteller*innen, die Zeit und Mühe investieren, um zu beweisen, dass diese Alternativen existieren. Die Besucher*innen der Biolife haben die Möglichkeit, die Produzent*innen persönlich zu treffen, sich zu informieren und Antworten auf ihre Fragen zu finden. Darüber hinaus gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm. Alles in allem will die Biolife mehr und mehr ein Netzwerk werden, das verbindet und informiert: Ein 360°-Erlebnis, das es sonst nirgendwo gibt und Menschen und Kräfte für ein gemeinsames Ziel zusammenführt.biolife_5 (c) marco_parisiMirjam, die GREENSTYLE ist bereits zum dritten Mal Partner der Biolife. Wie bisher gibt’s ein Pop-up mit nachhaltigen Modeangeboten. Worauf können sich die Besucher*innen heuer freuen?

Mirjam Smend: Wir haben auch diesmal versucht, mit den GREENSTYLE Brands vor Ort möglichst viele Facetten der nachhaltigen Mode abzubilden, weil wir immer wieder gefragt werden, was „nachhaltig’“in Bezug auf Mode eigentlich genau bedeutet. Heißt: In der GREENSTYLE Area wird es den „less is more“-Ansatz in Form des 3IN1 Coats von Akjumii genauso geben, wie die Zero-Waste-Strickkleider von C/OVER oder die Vintage-Stücke von Crea.S. Die Macher*innen der Brands sind vor Ort und stehen für alle Fragen zur Verfügung. Erstmals in dieser Saison wird es tägliche Styling-Sessions geben, die Konsument*innen näher an die nachhaltigen Kollektionen bringen sollen.biolife_6+7 (c) Bad Seads Company Barbara Trenti + Mirjam GREENSTYLEDie Modeindustrie ist nur sehr zaghaft bereit, nachhaltige Prozesse zu integrieren, leider noch zaghafter darin, Geschäftsmodelle zu verändern. Braucht es mehr Druck von Konsument*innen?

Mirjam Smend: Der Druck bzw. die Nachfrage von Konsument*innenseite nach den richtigen, fair produzierten Produkten ist sehr wichtig und kann sich sofort umsetzen lassen. Das ist gut und wichtig. Jede Kaufentscheidung (auch die, die man nicht tut) ist ein Stimmzettel, der Druck aufbaut. Wirklich spürbare Veränderungen wird es aber erst geben, wenn dieser Druck von der Politik kommt. Mit eindeutigen Gesetzen, die nachhaltige Kriterien für Hersteller und Vertreiber verpflichtend machen.

Katja, welchen Stellenwert hat nachhaltige Mode im Rahmen der Biolife?

Katja Insam: Mode oder besser Bekleidung ist Teil unseres täglichen Lebens. Vor allem in den letzten Jahren haben wir gelernt, dass die Herstellung von Kleidung negative Auswirkungen auf die Umwelt haben kann. Wir von Biolife wollen zeigen, dass es sehr schöne und auch erschwingliche Alternativen gibt.biolife_8 (c) crea.sMirjam, ein wichtiger Aspekt ist auch die soziale Komponente. Viele unserer Kleidungsstücke werden unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt. Wie können wir als Konsument*innen hier mithelfen, dass sich das verändert?

Mirjam Smend: Wir müssen lauter werden und dürfen nicht akzeptieren, dass Mode weiterhin soviel Unheil anrichtet. Frauen, die misshandelt werden, keine (gesunde) Nahrung für ihre Kinder kaufen können, die kein akzeptables Zuhause haben, die ihre Kinder nicht zur Schule schicken können, weil wir im Globalen Norden massenhaft billigste Klamotten kaufen (und wegwerfen) wollen. Den Preis für diese Textilien zahlen die Arbeiter*innen im Globalen Süden. Wie man Kinderarbeit stoppen kann? Indem man den Eltern existenzsichernde Löhne zahlt. Lust auf easy activism? Hier und jetzt für die EU-Kampagne Good clothes – fair pay für existenzsichernde Löhne unterschreiben.biolife_9+10 (c) Cora Happywear + MontreetThomas, braucht es neue Formate, um das Publikum für die entsprechenden Inhalte der Biolife zu begeistern? Müssen „klassische“ Messeformate neu gedacht werden?

Thomas Mur: Wenn Menschen, zumindest einige davon, insgesamt schwieriger zu bewegen sind, an Veranstaltungen teilzunehmen, dann muss man verstärkt an attraktiven und innovativen Formaten arbeiten und bewusst auf die veränderten Rahmenbedingungen, Wünsche und Bedürfnisse eingehen. Wir machen das, indem wir mit der Biolife und Herbstmesse erstmals auf das Thema ganzheitliches Wohlbefinden setzen. Das ist gerade in dieser, immer noch schwierigen Zeit ein Thema, das alle Menschen aus der Region beschäftigt, und wir wollen gemeinsam mit unseren Aussteller*innrn dafür gezielte Angebote präsentieren. Wir sind uns bewusst, dass der Wandel im Bereich der Publikumsmessen radikaler und schneller als in der Vergangenheit vorangetrieben werden muss. Daran arbeiten wir gemeinsam mit ganz vielen Partnern und Ausstellern.biolife_11 (c) marco parisiDie Biolife dauert heuer wieder vier Tage – sie findet vom 3. bis 6. November 2022 in der Messe Bozen statt. Hier geht’s zum umfangreichen Rahmenprogramm. Unbedingt auch bei den zahlreich vertretenen sozialen Plattformen vorbeischauen.

GREENSTYLE @ Biolife findet ihr in der Halle B Stand 09/14. Jeden Tag von 11:00 bis 12:00 und von 15:00 bis 16:00 Uhr Uhr bieten Mirjam und ich Styling-Beratungen an, am besten schon vorab hier anmelden. Am Freitag, dem 4. November um 13 Uhr stellen euch franzLAB und ich am GREENSTYLE-Stand die erste Sustainable Fashion Map South Tyrol vor.biolife_12+13 (c) Frijda Juni + Helena HarfstNeben den GREENSTYLE Brands ist auch das nachhaltige Turiner Wäschelabel Oscalito bei der Biolife dabei, ebenso einige andere Textillabels. Oscalito CEO Dario Casalini stellt am Sonntag, 6.11. um 15:00 Uhr auf der Biolife Stage sein Buch „Vestire buono, pulito e giusto. Per tornare a una moda sostenibile” vor. Anschließend beantwortet er am GREENSTYLE Stand Fragen dazu. Und am Samstag und Sonntag gibt’s eine Modenschau mit den nachhaltigen Labels, die auf der Biolife ausstellen.biolife_14+15 (c) GREENSTYLEHinweisen möchte ich auch auf das erstmals stattfindende Format Biolife loves Hanf. Da gibt es Informationen, Gespräche und Geschichten über diese „Alleskönner“-Pflanze.

Noch vor der Messe stelle ich euch hier zwei Labels vor, die ihr vielleicht noch nicht kennt und die ihr dann am GREENSTYLE-Stand näher kennenlernen könnt: die Münchner Brand Akjumii und das Südtiroler Label Grenz/gang. Stay tuned.

 

Fotos: (1, 3, 4, 5, 11) © Marco Parisi x Messe Bozen; (2) © Akjumii; (6) © The Bad Seeds Company; (7) Mirjam Smend im Gespräch mit Barbara Trenti von The Bad Seeds Company © GREENSTYLE; (8) © Crea.S; (9) © Cora happywear; (10) © Montreet; (12) © Frijda Juni; (13) © Helena Harfst; (14, 15) © GREENSTYLE

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There are 8 comments for this article.
  • Mirjam Smend · 

    Vielen Dank, für diesen großartigen Ein-, Rück- und Vorblick auf die GREENSTYLE @ Biolife, Susanne. Wir freuen uns sehr, dass wir nun schon zum dritten Mal mit unseren nachhaltigen Brands auf der Biolife in Bozen zeigen könne, welche vielfältigen Facetten die nachhaltige Mode hat, wie großartig die Kollektionen aussehen und was für begeisterte Macher*innen hiner jeder Marke stehen. Come by and say hi!

    • Susanne Maria Barta · 

      #bettertogether – wir brauchen Plattformen wie die GREENSTYLE um möglichst viele Leute für nachhaltige, stylische Mode zu begeistern.

  • Katja · 

    Vielen Dank für den spannenden Einblick in die Welt der nachhaltigen Mode. Wir von Biolife freuen uns ganz besonders, den heurigen Modesektor zu präsentieren und zusammen mit unserem Partner Greenstyle unsere Besucher zu begeistern!

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