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August 4, 2021
Shop your closet!
Susanne Barta
Ich predige hier ja gerne, dass der eigene Kleiderschrank das bevorzugte Geschäft sein sollte. Deshalb räume ich gerne Kleidungsstücke hin und her, denn: aus den Augen aus dem Sinn. Gerade heute habe ich ein altes T-Shirt herausgezogen aus einer Schachtel in der Abstellkammer, von dem ich schon mehrmals dachte, es weiterzugeben, aber erfreut war, dass ich es noch habe. So ergeben sich immer wieder neue Styling-Möglichkeiten. Natürlich ist es nicht so, dass ich zero einkaufe, dafür mag ich Mode zu sehr, die Abwechslung, die sie bietet, vor allem kann ich mich begeistern an den neuen und überraschenden ästhetischen Statements der Designer*innen.
Das T-Shirt aus der Abstellkammer hat mich dazu inspiriert, einige „Ladenhüter“ aus meinem „Shop“ herauszuholen, sie zu stylen und auch zu verstehen, warum ich sie nicht trage. Sie werden hergeräumt, wieder weggeräumt, hergeräumt, wieder weggeräumt ohne jemals angezogen zu werden. Mal schauen also, ob ich sie so stylen kann, dass ich sie gerne anziehe, oder sonst eben doch besser weitergebe.
Derzeit lese ich immer wieder Begriffe wie „Revenge Dressing“ oder „Revenge Shopping“. In der letzten Instyle zum Beispiel. Was damit gemeint ist? Man zieht sich so an oder kauft drauf los, um es der Pandemie und den erlittenen Einschränkungen heimzuzahlen. Wie bitte? Ich dachte mir, wenn man sich schon belohnen oder das Mehr an Freiheit feiern möchte, könnte man doch am besten zuerst im eigenen Kleiderschrank nachschauen, ob es noch unentdeckte Teile gibt?
1. Ein etwas fragwürdiges Band-T-Shirt
Irgendwann war es mal sehr angesagt, ein Band-T-Shirt zu allem möglichen zu stylen. Es gehörte zur Basic-Garderobe wie die Lederjacke. Ich habe das vermutlich so oft gesehen, dass ich irgendwann dachte, das sollte ich doch auch tragen. Beziehungsweise passte es gut zu meinem Stil, Sachen, die eigentlich nicht zusammengehören, zusammen zu tragen. Da ich seit langem kein besonderes Nahverhältnis zu einer Band hege, kam mir das aber affig vor. Beim Blick zurück in die Vergangenheit hätte ich mir vorstellen können, ein Shirt der Beatles zu tragen. Ich habe sie viele Jahre sehr verehrt, hatte alle Platten, habe Bücher über Bücher gelesen. Gefallen hätte mir auch ein Shirt von Blondie oder Nina Hagen. Hab aber nichts Brauchbares, sprich Unpeinliches gefunden. Als ich eines Tages vor einigen Jahren in Innsbruck unterwegs war, sah ich in einem Plattengeschäft ein Beatles-T-Shirt hängen. Ok, ich hinein, ohne probieren gekauft, sollte laufen. Ich hatte es vielleicht einmal an. Irgendwie ist der Stoff zu dick, kam ich mit dem Schnitt nicht zurecht und mit den Beatles auf der Brust kam ich mir auch komisch vor, jedenfalls räume ich es jeden Frühling raus, trage es nie und räume es wieder weg. Das wird sich nun aber ändern, denn beim Herumprobieren hab ich gemerkt, dass das T-Shirt durchaus vielseitig einsetzbar ist und ich auch mit den Beatles auf der Brust gut zurechtkomme.
Look 1: Anzug > Arket, Sandalen > Alohas, Tasche > Cornelia Kraske, Silberarmband > Atelier Kompatscher
Look 2: Jeans > peppino peppino (gibt’s bei Sublime!), Schuhe > Lemon Jelly, Blouson > Secondhand von meiner Schwester, Brille > Secondhand Ray Ban
2. Eine blaue Culotte bzw. ein Hosenrock, wie man früher sagte
Die Culotte hab ich vor zwei Jahren mit einer Freundin gekauft, sie wollte unbedingt ins neue COS in Bozen gehen, ich war noch nie drin, also bin ich mit rein, es war Ausverkauf und ich kam dann mit der blauen Culotte heraus. Was Ähnliches hatte ich schon einige Zeit im Kopf. Da ich aber H&M, bis auf ihre Marke Arket, seit ziemlich langer Zeit vermeide, hatte ich schon beim Rausgehen ein schlechtes Gewissen. Vielleicht hat sich das auf den Hosenrock übertragen, denn der hängt seit damals ungetragen herum. Dabei wäre er grundsätzlich vielseitig einsetzbar, ein easy Teil. Also her damit.
Look 1: Blazer > Secondhand Hugo Boss, Sandalen > Alohas, T-Shirt > Claw & Co
Look 2: Bluse > Secondhand, Schuhe > Vintage Prada
Look 3: Hemd > Ralph Lauren von meinem Sohn, Schuhe > Ed Maier, Rucksack > Sanqvist, Sonnenbrillen > Retrosuperfuture
Muss sagen, funktioniert! Auch sportlicher, sozusagen für „Urban Walking“.
3. Eine ziemlich auffällige Secondhand-Bluse
Ich mag Blusen sehr, in den letzten Jahren hab ich sie, mit wenigen Ausnahmen, nur Secondhand gekauft. Besagte Bluse erstand ich in Innsbruck bei Nowherevintage, das seit einigen Monaten auch in Bozen ein Geschäft hat. Die Bluse hat einen etwas schräg-damenhaften 80ies Style, den ich grundsätzlich gerne mag, und ich war sicher, sie wird vielfach und über Jahre im Einsatz sein. Sie ist ziemlich auffällig und ich stand eher ratlos vor ihr, vor allem weil es meist schnell gehen muss bei mir mit dem Anziehen in der Früh. Vermutlich ist aber auch Corona beteiligt daran, dass sie bisher nie ihr Coming-Out hatte.
Die Bluse ist zwar auffällig, aber eigentlich doch einfacher zu stylen, als ich dachte. Ich muss es nur tun und nicht zögern, sie einfach wild zu kombinieren. Am besten finde ich zu Casual Wear, sonst wird es zu sehr ein Wohnzimmer-alte-Damen-Look.
Look 1: Jogginghose > Topshop (über 10 Jahre alt), Sandalen > Birkenstock, Armband > Atelier Kompatscher, Ring > Valentina Romen
Look 2: Jeansshorts > Drodenim, Gürtel > Chanel, Schuhe > Zara (viele Jahre alt), Sonnenbrillen > Retrosuperfuture
Look 3: Und hier nochmals alle Teile zusammen, gefällt mir auch. Schuhe > Secondhand Roger Vivier
Mein Fazit: Ich behalte die Teile und trage sie öfters. Wie geht’s euch da? Habt ihr viele ungetragene Sachen in euren Schränken? Was macht ihr damit? Wenn ihr Lust und Laune habt, kann ich eure ungetragenen Teile gerne mit euch stylen.
Fotos © Susanne Barta
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