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April 12, 2023

VIELÄUGIG OCCHIUTO #03: Raum und Bildung

Elisa Barison

Was ist ein Museum? Eine Frage, die nicht selten von den falschen Menschen gestellt und instrumentalisiert wird. Dabei könnte es so einfach sein: Was wollen wir denn eigentlich von einem Museum?

Ok, ganz so einfach ist zweitere Frage nun auch nicht, jedoch ist sie zukunftsorientiert, nicht an Altbewährtem festgeklammert. Sie reflektiert und agiert in der Gegenwart, schaut sich um und hält auch mal den Spiegel vor. Sie organisiert sich von unten nach oben und wird nicht umgekehrt diktiert. Sie versucht Platz für alle zu schaffen, nicht nur welchen für einige zu reservieren.

Im Rahmen des MUSEION Art Club Forum versuchen aktuell neun unabhängige, junge und kreative Personen an der Seite einiger Mitarbeiter*innen von MUSEION eben dieser Frage nachzugehen. Dafür sind sie in drei Gruppen unterteilt: Content, New Audiences und Public Program. 

Während sie alle ihren Berufen und Tätigkeiten nachgehen, reflektieren sie – gemeinsam und alleine – und agieren – gemeinsam – in Form des MUSEION Art Club, welcher laufend spannende Formate und Projekte umsetzt, die allesamt den oben erwähnten Fragen nachgehen (und noch viel mehr Fragen generieren).2022_11_17+11_04_Museion_Opening_the_Pill+Teatro de los sentidos (c) Samira MoscaLetztes Mal ging es um Poesie (und ihre Wahrheiten), das Erzählen von Geschichten (und denen, die unerzählt bleiben) und unserer Wahrnehmung (von alledem und der Kunst). Heute fragen wir uns, ob sich all diese Gedanken gezwungenermaßen in einem physischen Raum manifestieren müssen und wenn ja oder aber, unabhängig davon, welche Vorkenntnisse, falls überhaupt, dafür nötig sein könnten?

>>> RÄUME / RAUM / SPAZI / SPAZIO

Ein im Rahmen des MUSEION Art Club entstandenes Format, welches laufend in diverser Form stattfindet, ist die Veranstaltungsreihe OCCUPY MUSEION. Der Titel ist ziemlich selbsterklärend: eine Einladung zum Besetzen. Ironischerweise ist der besetzte Raum (und dessen Leitung) damit einverstanden. Weist das auf eine Raum-Krise in Südtirol hin?

Servono delle mura perché un’idea si possa sviluppare? Perché non basta mai per tutte/i lo spazio?Ada Keller VIELÄUGIG OCCHIUTO - MUSEION art club forum (c) Sarah Mair franzmagazine

Ada Keller (membro del gruppo New Audiences, designer presso insalatamistastudio e produttrice di attività socioculturali):
Si dice che le idee possono nascere ovunque, e credo sia vero, ma per poi realizzarle si necessita di uno spazio, di cui ognuno ne definisce i propri confini, fisici o meno, creandosi la propria zona protetta ma anche libera dove poterle sviluppare. Tuttavia disporre di spazi fisici e risorse permette di dar forma e visibilità alle proprie idee, di renderle tangibili, e quindi di poter anche mostrare il loro valore ad una società poco interessata a comprenderne processo e potenziale.2022_11_04+11_17_Museion_Teatro de los sentidos (c) Samira Mosca+Opening_the_PillCristina Ferretti (Group Leader del gruppo Public Program e Head of Marketing, Sales and Business Development presso MUSEION):
Le idee nascono dalle persone e non necessitano di spazi fisici, bensì di curiosità, energia, visioni, empatia e dialogo. Idealmente vi è anche lo spazio per tutti per proporre delle idee, ma decisamente mancano le strutture in cui poterlo fare e di momenti di dialogo e confronto. Una volta bastavano le piazze, oppure si strillava per strada nei posti di passaggio. In una società più organizzata e a volte meno coraggiosa, gli spazi fisici sono anche organizzativi e danno valore al contesto e ai contenuti proposti. Questi sono gli spazi di cui oggigiorno siamo alla ricerca; spazi in cui parlare, ma soprattutto scambiare idee. Luoghi che fungano da piattaforma per la condivisione e diffusione. 

Braucht eine Idee vier Wände, um sich zu entfalten? Warum ist nie genug Raum für alle da?Philipp Kieser VIELÄUGIG OCCHIUTO - MUSEION art club forum (c) Sarah Mair franzmagazinePhilipp Kieser (Mitglied der Gruppe Public Program, Booker, Promoter, Labelhead, Südtiroler Techno-Landeshauptmann):
Das Raum-Defizit im spirituellen sowie soziopolitischen Kontext ist, radikal betrachtet, eine systemische Frage und hat seinen Ursprung unter anderem in der Monopolisierung von Ressourcen, insofern auch in der Monopolisierung von Räumen. Diese Entwicklung wirkt sich direkt und indirekt auf die Entfaltung von Ideen aus: Kreativität und Ideenreichtum kann auch aufgrund eines Defizits hervorbrechen.

Roberta Pedrini (Group Leader del gruppo New Audiences e coordinatrice progetti servizi al pubblico/progetti educativi):
Questa è una domanda che mi attanaglia, non credo servano mura, ma più ampiamente strumenti e ambienti fertili e stimolanti. Siano essi incontri, dialoghi, ma anche riflessioni intime e silenziose e soprattutto possibilità di errore. In questo senso credo che Museion Art Club abbia fornito una piattaforma virtuosa per la cultura urbana e lo sviluppo di nuove idee. Lo spazio è abbastanza per tutti/e se esso è inteso come sinonimo di partecipazione – mi riferisco al formato messo in piedi dal gruppo New Audience in cui convivialità tramite il cibo, residenze partecipative e processi che mettono in campo esplorazioni di corpo e linguaggio sono le premesse per creare spazio.Alex Giovanelli VIELÄUGIG OCCHIUTO - MUSEION art club forum (c) Sarah Mair franzmagazineAlex Giovanelli (Mitglied der Gruppe New Audiences, Poetry Slammer, Spoken-Word-Performer, inhaltlicher Mitarbeiter beim Forum Prävention):
Wenn man nach Räumen sucht, dann findet man eigentlich mehr als genug. Alleine in Bozen gibt es unzählige leerstehende und ungenützte Geschäfte, Lagerhallen, Wohnungen, Grünflächen, Garagen usw. Es gäbe bei weitem genug Raum für alle, aber der ganze schöne Raum ist leider sehr ungünstig aufgeteilt. Da würde man sich wünschen, dass der Raum jenen zu Verfügung gestellt werden könnte, die diesen nutzen, um sich selbst zu entfalten, und ihren Mitmenschen etwas von diesem Raum und ihrem Schaffen zurückgeben möchten. Aber mit reinem physischem Raum allein ist vielen vermutlich noch nicht geholfen. Vier Wände (und ein Dach!) sind tatsächlich nützlich, um sich zu entfalten. Viel wichtiger ist mir jedoch ein sicherer Rahmen. Die Möglichkeit mich auszuprobieren und Fehler machen zu dürfen. Die Möglichkeit komplett zu scheitern und dann vielleicht wieder von vorne anfangen zu können. Wenn ich mich so umschaue, habe ich nicht das Gefühl, dass es gerade viel Raum zum Probieren und Fehlermachen und Scheitern gibt.

>>> BILDUNG / EDUCAZIONE

Abbiamo bisogno di conoscenze pregresse per scoprire le cose? Abbiamo perso la capacità di vivere attraverso l’esperienza?FOTO 3_2022_11_08_Museion_TeatroDeLosSentido_Samira Mosca_17Roberta Pedrini:
Nel lavoro che svolgo qui a Museion, mi imbatto spesso in questa domanda, che mi pongo fra me e me, pensando ed immaginandomi a chi sono rivolte le attività e i progetti che concepiamo. Mi piace rispondere che no, la scoperta non dovrebbe essere collegata alla conoscenza, bensì all’apertura, alla curiosità e all’attrazione. Certamente si può allenare il senso di scoperta, si possono fornire degli strumenti per stimolare, per suggestionare e per ispirare, ma le conoscenze pregresse non sono necessarie per scoprire ed esplorare. Non credo abbiamo perso la capacità di vivere attraverso l’esperienza, il nostro stesso vivere nel mondo è la nostra esperienza. A tal proposito mi viene in mente ciò che dice Albert Mayr, di cui ora a Museion è esposto un focus sulla sua opera: noi siamo nel tempo. Ossia, siamo nel flusso, non possiamo esimerci dall’esperire. Nel mio campo, ossia nel campo dell’educazione e della mediazione artistica, Bruno Munari fra tutti/e disse che per apprendere abbiamo bisogno in primis di autoapprendere e quindi, di sperimentare. Quindi direi che è un circolo virtuoso.

Brauchen wir Menschen ein Vorwissen, um den Dingen zu begegnen? Haben wir das Erfahren verlernt?

Alex Giovanelli:
Die Fragen sind spannend, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie wirklich zusammenhängen. Erfahren war vermutlich schon einmal einfacher, was meiner Meinung nach aber nicht wirklich etwas mit der Notwendigkeit von Vorwissen zu tun hat, sondern viel mehr mit ständig zunehmenden Erwartungshaltungen. Wir (und mit „wir“ meine ich in erster Linie mich selbst, beobachte das Phänomen aber auch bei vielen Menschen im Umfeld) hätten am liebsten gerne alles (!!) und zwar sofort und am liebsten günstig und am besten fußläufig. Da kann es dann schon mal passieren, dass die gelebte Realität nicht mehr viel mit eigenen Ambitionen zu tun hat. Hier wünsche ich mir privat und beruflich, aber auch gesellschaftlich ein wenig weniger Perfektionszwang. Weniger Filter und mehr Fehler, weniger Erwarten und mehr Erleben.

Und als kleine Vorschau auf die kommenden Themen und Veranstaltungen: VERGISSMEINNICHT >>> Am 20.04.2023 präsentiert das Museion Art Club Forum die Veranstaltung FORGET ME NOT, Eine digitale Ausstellung zum Thema Gedächtnisverlust.

Illustrationen: Sarah Mair
Fotos: (1, 4) Opening the Pill @ Museion 17.11.2022 (c) Museion; (2, 3, 5) Teatro De Los Sentidos @ Museion 08.11.2022 (c) Samira Mosca.

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