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March 6, 2017
“Ich bin Malerin, Frau und Mutter.” Rätselhafte Cornelia Lochmann
Kunigunde Weissenegger
„Werdet handgreiflich“, schreibt Cornelia Lochmann 2015 an der Ostsee und setzt das in engen Zusammenhang mit ihren Werken: „Ich will viele Steine werfen, in eine Masse die stur und dreist das tut, was opportun ist, und für ihre geistige & emotionale Faulheit nicht zur Rechenschaft gezogen wird! Ich will nicht bequem sein!“
Da öffnen sich Fragen: Wie und wo finden Widerstand und Traumwelt zueinander? Denn das sind Lochmanns Arbeiten. Ein Phantasmaextremtauchgang. Auf eigene Gefahr. Ohne Gewähr auf Rückkehr.
Fragen – nach Existenz und Identität, nach Individuum und Gesellschaft – stellt die Südtiroler Malerin. Antwortet abstrakt und figurativ. Versuchen wir uns der Sehnsucht der Künstlerin über die Reibung unserer Fragen zu nähern.
Cornelia, glaubst du, Geister beeinflussen uns? Hast du eine Verbindung zu Geistern?
Ich bin weder Forscherin von paranormalen Aktivitäten, noch esoterisch angehaucht, nicht einmal sonderlich spirituell … Der Gedanke, von Geistern beeinflusst zu werden, klingt für mich eher psychotisch. Ich bin Malerin, Frau und Mutter, das definiert meine Position in der Gesellschaft. Darüber könnte ich sprechen, doch von Geistern weiss ich nichts.
Was wohnt deinen Bildern Geisterhaftes inne?
Seelenlandschaften, Traumbilder, gesteuerte Zufallsprodukte. Wer darin Geister sehen will, wird fündig.
Du meinst auch: „Meine Bilder sind Geheimnisse, persönlich und intim.“ – Inwiefern ist ein Geheimnis noch ein Geheimnis, wenn es einem Publikum in einer Ausstellung präsentiert wird?
Wenn ich von Geheimnissen spreche, meine ich natürlich nicht die Art von Geheimnissen, die im Klassenzimmer heimlich unter der Schulbank weitergegeben oder nach einem Glas Wein oder Gin Tonic zu viel unglücklicherweise ausgeplaudert werden. Das sind in der Regel keine Geheimnisse, sondern persönlicher Tratsch. Ein wahres, tiefes Geheimnis bleibt für mich selbst in seiner Thematisierung und Tradierung rätselhaft.
Wie wichtig ist dir die Titelgebung deiner Bilder? – beispielsweise „V wie Vendetta“, „Schoolgirl“ …
Begrenzt. Teilweise ändern sich die Titel im Laufe der Jahre. “Ein Bild ohne Titel, ist kein fertiges Bild”, daran kann ich mich halten . Manchmal finden aussenstehende Personen treffende Titel für meine Arbeiten. Manchmal dauert es lange, dass ich mich für einen Titel entscheiden kann.
Wie hast du dich mit Vera Comploj, der anderen Künstlerin der Ausstellung „Phantasma“ im Zott Artspace, auseinander gesetzt?
Ich habe sie erst am Eröffnungsabend kennengelernt. Von einer Auseinandersetzung kann man wahrscheinlich nicht sprechen.
Du hast lange in Berlin gelebt, kehrst immer wieder dorthin zurück, wie hat dich diese Stadt beeinflusst? Was gibt dir Südtirol?
In Berlin bin ich „aufgewachsen“. Ich habe dort sechs Jahre lang studiert und meine Tochter bekommen. Es war die schönste und unabhängigste Zeit meines Lebens und oft sehne ich mich danach zurück. Ich hoffe, ich schaffe es ein bisschen Berlin und damit mehr freie und offene Mentalität nach Bozen zu bringen, dahin gehen zur Zeit all meine Bestrebungen.
Apropos: Was beschäftigt dich im Augenblick? Wie verarbeitest du diese Themen?
Wir renovieren gerade unsere neuen Werkstatträume in der Altstadt. Anfang des Jahres habe ich zusammen mit William D’Alessandro einen Verein gegründet: „Shifting Islands“. Mit diesem Verein und in unserem gemeinsamen Vereinssitz verbinden sich die Aktivitäten der Kunsthalle Bozen mit denen von Connect Identity. Mehr dazu gerne im April!
Fotos (c) Cornelia Lochmann: (1) Suicide Daydream, (2) Portrait by Hanna Battisti, (3) God Breaks
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