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October 17, 2016
Trienala Ladina 2016:Fokus auf Nessi
Allegra Baggio Corradi
Die Graffitis von Nessi beschreiben eine visuelle Reise auf den Spuren des inneren Wesens: Natur und Kultur halten sich über eine höchstpersönliche Ausdrucksform, die Malerei, Illustration und Typografie verbindet, das Gleichgewicht. Solch eine Hybridität ähnelt jener der ladinischen Kultur, die vielfältig komponiert und verschiedene Interpretationen zulässt. Nach der Entdeckung seines unbekannten Doppelgängers wird der Betrachter durch das Bild „Blau“ geführt. Kunst bewirkt damit eine gegenseitige Bereicherung, die Künstler und Publikum verbindet.
Nessi, Deutsch-Italienerin aus Sinsheim, checkte nach der Ausbildung zur Bürokauffrau in einem Jahr die Fachhochschulreife, gründete 2014 die Film- & Video-Produktion N&N Production und schloss 20 ihr Studium zur Dipl. Illustratorin ab. Anlässlich der Trienala Ladina präsentiert sie erstmals ihre Arbeiten.
Wie bedeutend sind deiner Meinung nach Projekte wie die Trienala Ladina, welche die ladinische Kultur mit dem Zeitgenössichen in Verbindung bringen?
Meiner Meinung nach, ist die Trienala Ladina von großer Bedeutung. Hier sieht man, wie vielseitig, kreativ und vor allem Aktiv die ladinische Kultur ist: nicht nur für die Einheimischen ein spannendes Ereignis – auch für die internationale Bühne zeigt sich, was für eine besondere und aufgeweckte Kultur hinter der Trienala steckt.
Denkst du, dass die Trienala Ladina Auswirkungen auf das gemeinschaftliche Verständnis der ladinischen Kultur hat?
Auf jeden Fall.
Was bedeutet es, im Jahr 2016 eine ladinische Künstlerin zu sein? Worin unterscheidet es sich als allgemein Künstlerin zu sein?
Ladinische KünstlerInnen sind sehr offen, frei und kraftvoll. Ich denke, das ist abhängig vom Gleichgewicht zwischen Kultur und Natur. Ich weiß nicht, ob es anders ist, aber es ist definitiv eine Bereicherung.
Denkst du, dass Kunst nur Möglichkeiten eröffnen kann, wenn sich eine Künstlerin ihrer Identität bewusst ist?
Kunst verbindet Menschen – sie macht dich glücklich, traurig oder kann auch ein politisches Statement sein. Ob der Künstler nun auf Identitätssuche ist oder diese bereits gefunden hat, spielt – glaube ich – in den wenigsten Fällen eine Rolle. Wichtig ist, dass er etwas vermittelt und den Betrachter mitreißen kann.
Was hast du für diese Edition der Trienala Ladina geschaffen? Worin besteht deine Arbeit?
Das Bild „Blau“ sowie ein Graffiti „ödli6mandl“. Das Bild ist für mich persönlich wichtig, da ich durch dieses Bild eine neue Ausdrucksform für mich entwickelt habe, die Malerei, Illustration und Typografie verbindet. Aus dieser Verbindung sind auch die neusten Werke entsprungen. Ich beschäftige mich mit der Befreiung der Gedanken und dem Sich-in-Gedanken-Verlieren. Insbesondere das Sich-Verlieren zieht sich momentan bei mir durch – der Wahnsinn steht bei mir im Fokus, ausgedrückt durch das Motiv des Doppelgängers. So bezieht sich das Graffiti ebenfalls auf den Doppelgänger.
Während der Trienala Ladina hat das Publikum die Möglichkeit, mit den Werken in Dialog zu treten, sich mit ihnen auseinander zu setzen, an sie anzuknüpfen. Was im Speziellen möchtest du mit deiner Arbeit kommunizieren und bewirken?
Ich bin sehr gespannt auf Feedback und die Gespräche mit den BetrachterInnen meines Bildes. Ich möchte mit Beschreibungen meiner Bilder nie zu sehr ins Detail gehen – jeder sollte die Möglichkeit haben, selbst herauszufinden, was er gerade sieht, fühlt und damit verbindet. So lerne ich auch aus meiner Umgebung und den Menschen, die mir neue Perspektiven zeigen.
Fotos: Nessi
Trienala Ladina 2016 „High Five“
Museum Ladin Ćiastel de Tor
St. Martin in Thurn, Gadertal
Vernissage: 9.9.2016, 18 H
10.9.2016–11.6.2017
Fotos: Nessi
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