Contemporary Culture in the Alps
Contemporary Culture in the Alps
Since 2010, the online magazine on contemporary culture in South Tyrol and beyond in the Alpine environment.

Sign up for our weekly newsletter to get amazing mountain stories about mountain people, mountain views, mountain things and mountain ideas direct in your inbox!

Facebook/Instagram/Youtube
© 2025 FRANZLAB
Slow Fashion

Unisex-Pyjamas und Loungewear für Nacht und Tag

avonté arbeitet mit hochwertigen Restmaterialien und macht daraus nicht nur sehr tragbare, sondern auch sehr schöne Stücke

26.11.2025
Susanne Barta

avonté-Gründerinnen Pia Egelkraut und Marlene Marx, © Nirén Mahajan

Kennengelernt habe ich avonté auf einer der GREENSTYLE-Messen. Pyjamas und Loungewear hatten ja einen unglaublichen Boom während und nach der Pandemie erfahren. Aber nur wenige Labels machen so schicke Stücke und produzieren so bewusst. Mehr denn je brauchen Brands, die diesen Weg gehen, unsere Unterstützung. Nachhaltigere und faire Produktion rückt leider gerade immer weiter in den Hintergrund. Zum Teil verständlich, die Zeiten sind schwierig, gute Stücke kosten mehr als konventionell produzierte. Dennoch: lieber weniger, dafür besser.

Marlene Marx und Pia Egelkraut haben sich auf diesen Weg eingelassen und gehen ihn mit viel Enthusiasmus. Ich kenne die avonté-Produkte zwar vom Anschauen, aber jetzt trage ich sie auch. Die beiden haben mir ein Pyjamaset, eine Schlafbrille und eine Tasche geschickt. Love them!

Pyjamaset Pine Lake Check mit über 10 Jahre altem Puffer-Rock, Rollkragen von Oscalito, Collegeschuhe und weissen Lederhandschuhen meiner Grossmutter, © Susanne Barta
 

Marlene, Pia, was hat euch dazu bewogen, avonté zu starten?
Die Idee zu avonté ist aus unserer gemeinsamen Arbeit in der Modebranche entstanden. Über die Jahre haben wir beide – auf unterschiedlichen Positionen – immer wieder gesehen, wie viele hochwertige Stoffe ungenutzt in Lagern liegen. Materialien, die ursprünglich für Kollektionen gedacht waren, aber nie verarbeitet wurden. Das hat uns nicht losgelassen. Wir wollten zeigen, dass man aus diesen sogenannten „Deadstock“-Stoffen etwas Neues, Wertvolles schaffen kann – und dabei ein Produkt entwickeln, das Menschen wirklich brauchen: hochwertige, zeitlose Pyjamas und Loungewear, die Komfort, Design und Verantwortung verbinden. Nachhaltigkeit war dabei keine Entscheidung, sie war der Ausgangspunkt.

avonté AW 2025, © avonté
 

Ihr verfolgt einen konsequenten Nachhaltigkeitsansatz. Was ist euch da wichtig?
Für uns bedeutet Nachhaltigkeit vor allem, mit dem zu arbeiten, was schon da ist. Wir produzieren keine neuen Stoffe, sondern nutzen ausschließlich vorhandene Materialien – hochwertige Restbestände, die sonst ungenutzt bleiben würden. Unser Ziel ist es, Ressourcen zu schonen, ohne Kompromisse bei Qualität und Design zu machen. Dabei legen wir großen Wert auf Langlebigkeit: Unsere Stücke sollen viele Jahre Freude bereiten, nicht nur eine Saison. Außerdem kennen wir unsere Partnerbetriebe persönlich und arbeiten eng mit ihnen zusammen. Transparenz und Fairness gehören für uns genauso dazu wie ästhetische Ansprüche.

Perfektion gibt es nicht, sicher nicht bei Nachhaltigkeit, aber ihr scheint mir recht nahe zu kommen. Wie herausfordernd ist es, sich Tag für Tag dafür einzusetzen?
Es ist definitiv herausfordernd, aber im besten Sinne. Wir müssen oft umdenken, spontan reagieren und kreative Lösungen finden, weil wir eben nur mit vorhandenen Materialien arbeiten. Das bedeutet, dass Farben, Muster oder Qualitäten immer begrenzt sind. Gleichzeitig ist genau das der Kern unserer Arbeit: bewusst zu gestalten, flexibel zu bleiben und mit jeder Entscheidung Verantwortung zu übernehmen. Perfekt wird’s nie, dafür aber ehrlich, nah dran und mit sehr viel Liebe zum Detail.

© avonté
 
 

Ihr produziert in Portugal. Wie läuft das?
Wir arbeiten mit renommierten Stofflieferanten zusammen, von denen wir die Reststoffe direkt beziehen. Dadurch haben wir absolute Transparenz über die Herkunft und Qualität der Materialien und können sie in unserem Auswahlprozess gezielt nach Haptik, Langlebigkeit und anderen Qualitätsparametern prüfen.
Verarbeitet werden die Stoffe anschließend in einem kleinen, familiengeführten Betrieb in Nordportugal, der seit über 100 Jahren in der Textilindustrie verankert ist. Dort nähen rund 30 erfahrene Näherinnen unsere Kollektionen – jedes Teil entsteht in enger Abstimmung und mit viel Handarbeit. Uns ist wichtig, dass die Menschen, die unsere Produkte fertigen, unter fairen Bedingungen arbeiten und stolz auf ihre Arbeit sind. Wir stehen in engem, persönlichem Austausch mit unseren Partnern, besuchen sie regelmäßig und wissen genau, wer hinter jedem einzelnen Stück steckt. Dieses Vertrauen ist die Basis für alles, was wir tun.

Pyjamahemd mit Secondhand-Lederhose, Tasche und Heels, © Susanne Barta
 

Es geht bei euch immer auch um gutes Design. Hat das mit eurem Background in der Modeindustrie zu tun?
Ja, absolut. Wir kommen beide aus der Mode. Pia ist ausgebildete Damenschneiderin und Modedesignerin und war viele Jahre als Designerin bei nachhaltigen Marken tätig. Marlene kommt aus dem Produktmanagement. Diese Kombination hilft uns sehr, weil wir beide Seiten kennen: das Gestalten und das Umsetzen.
Unser Designanspruch ist klar: zeitlos, unisex, hochwertig und vielseitig tragbar. Wir entwerfen Stücke, die man von Tag bis Nacht tragen kann und sich dabei einfach wohlfühlt. Für uns bedeutet Design nicht, Trends hinterherzulaufen, sondern Dinge so zu gestalten, dass sie Bestand haben. Auf die Details kommt es an – sie machen aus einem simplen Pyjama ein Lieblingsstück, das man immer wieder gern anzieht.

© Nirén Mahajan

Eure Pyjamas, Morgenmäntel, Hemden etc. sind, wie gesagt, vielseitig einsetzbar. Tun eure Kund*innen das auch? Gibt’s da Feedback?
Ja, total! Genau das war von Anfang an unsere Idee: Kleidung zu schaffen, die sich nach Entspannung anfühlt – egal, ob man gerade schläft, frühstückt oder durch die Stadt spaziert. Dieses Gefühl denken wir auch bei jeder neuen Entwicklung mit. Mittlerweile sind unsere Pyjamas längst zu „Dayjamas“ geworden, ein Begriff, der sich bei uns und unseren Kund*innen etabliert hat. Wir bekommen oft Rückmeldungen, dass unsere Pyjamahemden zum Lieblingshemd werden oder die Hosen zum Wochenend-Allrounder. Das freut uns sehr, weil es zeigt, dass Komfort und Stil wunderbar zusammenpassen.

Pyjamahemd mit Lederrock, vor über 20 Jahren bei H&M gekauft, Oscalito-Unterhemd, Secondhandtasche und ältere Lederstiefel, © Susanne Barta
 
 

Wo steht ihr gerade und wohin soll es gehen?
Wir sind mitten in einer spannenden Phase. avonté gibt es seit zwei Jahren, in denen wir viel über unsere Kundinnen gelernt und unser Geschäftsmodell weiter geschärft haben. Wir wachsen organisch, bauen unsere Sichtbarkeit kontinuierlich aus und gewinnen Kundinnen, die sich mit unserer Haltung identifizieren. Aktuell liegt unser Fokus auf unserem Onlineshop sowie ausgewählten Boutiquen, Concept Stores und Hotels, die unsere Werte teilen. Langfristig wünschen wir uns, dass avonté als Marke für bewussten Rückzug und gutes Leben bekannt wird – mit einem Sortiment, das sich sinnvoll erweitert, aber immer unserem Grundgedanken treu bleibt: weniger, aber besser.

Ich bin ja ein Schlafbrillen-Fan!
Diese „Uggs“ sind keine richtigen „Uggs“, sondern eine nachhaltige Alternative von Thies.
© Susanne Barta

Die hochwertigen, zeitlosen und limitierten Unisex-Pyjamas und Loungewear könnt ihr online erwerben, eine kuratierte kleine, feine Auswahl gibt’s im Hotel Muchele in Burgstall.

SHARE
//

Tags

Slow Fashion, Fair Fashion, Pyjama, avonté, Loungewear, Deadstock
ARCHIVE