Contemporary Culture in the Alps
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Literature

Wilde Stille

Wer Gedichte liebt, ist hier genau richtig

05.11.2025
Kunigunde Weissenegger

© Christine Zanon

Kürzlich hat mich eine schöne Einladung erreicht: Das Lyrikkollektiv Wilde Stille lädt am kommenden Donnerstag, 6. November um 18:30 im Plattenhof in der Vill bei Neumarkt zum offenen Poesiekreis. Unabhängig von Erfahrung, Alter oder Schreibstil kann im wertfreien Raum Poesie geteilt werden, können lyrische Texte genossen werden – in einem inspirierenden Miteinander, im kreativen Kreis, heißt es weiter. 

Einzige Voraussetzungen sind die Begeisterung für Poesie, ein bisschen Mut, ein selbst verfasster Text von 3 bis 5 Minuten zum Thema „Mut. Auf. Bruch.“ und 12 Euro als Teilnahmegebühr. Die Plätze sind begrenzt, aber einer ist noch frei … Anmeldung bei Ines unter 347 283 8424. Die Einladung steht. 

So viel zu den Fakten. Aber! Wer steckt hinter dem Lyrikkollektiv? Und warum überhaupt brauchen Welt und Universum mehr Poesie? Das und mehr lassen wir uns unbedingt von Ines Visintainer und Patrizia Raffeiner genauer erzählen …

Euer Lyrikkollektiv heißt „Wilde Stille". Was hat es mit dem Namen auf sich?
Poesie ist für uns eine sanfte Form des Selbstausdrucks – eine leise Möglichkeit, Gedanken und Gefühlen Gestalt zu verleihen. Lyrik verstehen wir als eine metaphysische Bewegung zwischen dem Wort und dem Schweigen, das sich zwischen den Zeilen entfaltet. Gerade im Stillen, im Zarten, liegt eine unglaubliche Wirkkraft: Aus der Stille erwächst das Wilde, aus den Möglichkeiten und Grenzen der Sprache entsteht Freiheit. Gedichte sind für uns ein Raum, in dem das Unsagbare sprachliche Form annimmt – ein Ort, an dem Emotionen zu Wort kommen. Im wahrsten Sinne. 

WILDE STILLE, © I bin Festival

Warum ein Lyrikkollektiv? Wer steht hinter dem Kollektiv? Wer sind Patrizia Raffeiner, Ines Visintainer, Lissy Pernthaler, Verena Spilker, Markus Doggy Dorfmann, Margareta Gurschler? 
Das Lyrikkollektiv WILDE STILLE besteht bisher aus 6 Personen, die Poesie auf sehr ähnliche Weise verstehen, lieben und leben und sich gerne über sie austauschen, also sich gegenseitig selbst verfasste Gedichte vortragen, in die Poesie des Gegenübers eintauchen, in einen poetischen Austausch gehen. Das Lyrikkollektiv möchte das Thema Poesie vermehrt – und in Leichtigkeit! – in den öffentlichen Raum bringen. Es geht dem Lyrikkollektiv WILDE STILLE darum, Menschen einen unbeschwerten Zugang zur Lyrik zu ermöglichen, Plattformen des poetischen Ausprobierens zu bieten (z. B. in Form von Poesiekreisen), aber auch mit Spoken Word Performances oder Poesie-Events Botschaften in Form von Lyrik in die Welt zu bringen. Insgesamt schweben viele Ideen im Raum: Poesie und Musik zu verbinden, Poesie-Reisen zu veranstalten ... so einiges steht 2026 an, darunter ein ganz besonderes Projekt, das noch für ein Weilchen geheim bleiben darf. 

Patrizia Raffeiner, © Johanna Jörg

Am 6.11.2025 ladet ihr zu einem offenen Poesiekreis. Wie das?
Zum ersten Mal möchten wir als Lyrikkollektiv unsere Gruppe öffnen und poesieliebende Menschen in unseren Kreis bitten. Wir werden selbst verfasste Texte teilen, dazu in den Austausch gehen, sie in Klänge übersetzen, poetisch berühren und uns berühren lassen und das alles in spielerischer Leichtigkeit. Ein Poesiekreis ist ein wertfreier, geschützter Raum voller Möglichkeiten! Eine lyrische Spielwiese, wenn man so will. Ein Treffen sprachlich kreativer Menschen mit ähnlicher Gesinnung.  

Warum habt ihr das Thema „Mut. Auf. Bruch." gewählt?
Weil es immer einiges an Mut bedarf, selbst verfasste Texte vorzubringen. Poesie ist für Dichter*innen immer etwas sehr Intimes. Wer die eigenen Texte vorbringt, ermöglicht Einblicke in die Seele. An diesem Abend dürfen wir gemeinsam mutig sein. Mit „Auf. Bruch.“ ist natürlich „Aufbruch“ im Sinne von „Start“ oder „Beginn“ gemeint – schließlich ist dies der erste von hoffentlich vielen Poesiekreisen – andererseits bedeutet Mut auch immer mit etwas zu brechen: Mit der Komfortzone. ;-) 

Schreiben oder sprechen?
In der Kombination liegt etwas Magisches! Dichter*innen oder Poesieliebhaber*innen schreiben allerdings sehr oft für sich, teilen ihre Texte nur im engsten Kreis oder auch gar nicht. Social Media oder Poetry Slams sind natürlich eine Möglichkeit des Nach-Außen-Gehens mit eigenen Texten. Aber sie stellen keinen wertfreien Raum dar. Es fühlt sich für manche (noch) nicht sicher oder zu früh an. Die Poesiekreise bieten eine Plattform, um die Kombination aus Schreiben und Sprechen erfahren zu dürfen oder sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.  

Ines Visintainer, © Christine Zanon

Blatt + Feder oder Bildschirm + Tastatur? 
Ines:
 Mal so, mal so. Je nachdem, ob mich eine Idee gerade von selbst anspringt (was häufig im Bus der Fall ist) oder ich mir bewusst Zeit nehme, einen Text zu verfassen. Im ersten Fall kommt rasch das Handy zum Einsatz, im zweiten mein Notizbuch mit Bleistift. Fall 1 erweist sich meist als der effizientere. Inspiration folgt ihrem eigenen Willen – da bin ich mir sicher. Schon die Rückseite eines Kassabons diente als Unterlage für ein Gedicht, während sich mein Notizbuch nur zögerlich füllt.

Patrizia: Es kommt ganz drauf an, was und wo und warum ich schreibe. Auf meinen Waldspaziergängen habe ich mein Notizbuch meist mit dabei und lasse immer bewusst das Handy zuhause. Spontane Ideen oder Gedanken, die schon viel zu lange Kreise ziehen und erste Poesiefragmente finden allermeistens Raum auf Papier. Für die Ausarbeitung und das Festhalten meiner Gedichte und Texte gleiten meine Finger über die Tastatur.

 Warum braucht die Welt viel mehr Poesie?
Ines:
 Ich weiß, DASS, die Welt Poesie braucht. Die Frage nach dem Warum ist nicht ganz so leicht zu beantworten. Zumindest nicht in dieser Form. Ich könnte es mit einem Gedicht versuchen! Soll ich? ;-) 

Patrizia: Hmm – ich glaube, weil Poesie eine Lichtquelle ist. Wie Musik, Malerei, Theater, Tanz und andere Kunst- und Ausdrucksformen schenkt Poesie, Licht und Brücken. Kann heilsam sein, deshalb brauchen wir sie.

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Tags

Poesie, lissy pernthaler, Markus Doggi Dorfmann, Wilde Stille, Ines Visintainer, Verena Spilker, Margareta Gurschler, Patrizia Raffeiner
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