Contemporary Culture in the Alps
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© 2025 FRANZLAB
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Literatur & Wissen(schaft)

Druckfrisch erschienen von Eurac und Literatur Lana bei franzLAB

31.10.2025
Ludwig Mehler

© Massimiliano Mariz/typeklang

Vor Kurzem ist in Zusammenarbeit mit Eurac Research und Literatur Lana im Verlag franzLAB unter Mitwirkung von SAAV | Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung die Publikation Literatur & Wissen(schaft) erschienen: Der von Thomas Streifeneder, Christine Vescoli und Josef Prackwieser anlässlich des im Oktober 2023 stattgefundenen gleichnamigen Workshops herausgerausgegebe Band versammelt Texte, Essays und Gespräche über die produktive Unschärfe zwischen Fiktion und Fakt, zwischen poetischer Sprache und empirischer Beobachtung von einer bemerkenswert heterogenen Runde an Autor:innen, Forscher:innen und Denker:innen. Gestaltet hat das Druckwerk Massimiliano Mariz vom Bozner Studio typeklang, die Fotos stammen von Andreas Bertagnoll.

Romane beschreiben das Unbewusste, Ungesagte, an den Rand Gedrängte, das, wenn es nicht von der Literatur beschrieben wird, gar nicht existieren würde.
Thomas Streifeneder

Mit dieser Feststellung bringt Thomas Streifeneder das Herz des Projekts auf den Punkt: Literatur als Erkenntnisform. Nicht als Ausschmückung wissenschaftlicher Ergebnisse, sondern als Ort, an dem Wissen selbst entsteht.

„Ich halte mich gerne mit einer Hand am Geländer der Realität fest“, schreibt Eurac-Präsident Roland Psenner im Vorwort und man ahnt, dass dieses Geländer manchmal ins Schwingen gerät. Denn dort, wo Literatur und Wissenschaft sich begegnen, wird die Welt weniger fest, dafür umso spannender.

© Massimiliano Mariz/typeklang

„Literatur ist vielfach der Auslöser, ein Thema aus der anderen, der wissenschaftlichen Perspektive zu behandeln“, schreibt Psenner weiter und trifft damit den Kern dieses Projekts: Nicht nur liefert die Wissenschaft den Stoff für Romane, oft ist es umgekehrt: Das Gedicht, der Roman, die Erzählung stoßen Fragen an, auf welche die Forschung Antworten sucht.

Aus dem Workshop Literatur & Wissen(schaft) hat sich ein vielstimmiges Kompendium entwickelt, in dem Forscher:innen wie Hans Heiss, Ulrike Tanzer oder Marc Weiland gemeinsam mit Autor:innen wie Sepp Mall, Oswald Egger oder Tanja Raich über die Verhältnisse zwischen Erkenntnis und Erzählung nachdenken. Es geht um Südtiroler Geschichtsromane und deren historische Tiefenschärfe, um poetische Gebirgsräume zwischen Dolomiten und Ladinien, um Dörfer, die sich im Klimawandel verwandeln, und um Geschichten, die sich dem linearen Denken entziehen.

Die wesentliche Frage der Literatur gilt der Verwandlung von geschichtlichen Fakten ebenso wie von Erinnerung in ein Erzählen, das eine Annäherung zwischen dem Vergangenen und der Gegenwart möglich macht.
Christine Vescoli

Hier zeigt sich, wie Literatur historische Erfahrung nicht nur abbildet, sondern aktiv in Bewegung bringt – als Erkenntnisform, die Gedächtnis und Gegenwart verknüpft.

„Schreiben Sie einfach so, dass ich nicht mehr aufhören kann zu lesen“, appelliert Psenner augenzwinkernd an alle zukünftigen Autor:innen. Und genau das gelingt dieser Publikation: Sie liest sich wie ein vielstimmiger Dialog zwischen den Disziplinen, zwischen Labor und Literaturhaus, zwischen Daten und Dichtung.

Literatur ermöglicht, über die Oberfläche der Fakten hinauszusehen – dorthin, wo Geschichte sich in Erzählungen verwandelt und Erkenntnis zur Erfahrung wird.
Josef Prackwieser

Denn was bleibt, wenn das Geländer der Realität wankt? Vielleicht genau das, was Literatur und Wissenschaft verbindet: die Suche nach Sinn, nach Erkenntnis, nach einer Sprache für die Welt.

Erhältlich ist der schöne Band im E-Shop von franz hier zu einem ganz speziellen Preis ... Erstmals vorgestellt wird die Publikation im Rahmen der Bücherwelten 2026 am 26. Jänner im Foyer des Waltherhauses in Bozen.

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Tags

literatur lana, eurac, Literatur und Wissenschaft, SAAV, Thomas Streifeneder, christine vescoli, Josef Prackwieser, Roland Psenner, Andreas Bertagnoll
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