© Silbersalz/Caroline Renzler/Fabian Haspinger
Vor einigen Wochen bin ich nach Bruneck gefahren, um mir den Offenen Kleiderschrank anzuschauen. Ich war neugierig, eine Bekannte hat das Projekt empfohlen. Die neuen Räumlichkeiten im Gedicenter sind großzügig, die Secondhand Ware ist übersichtlich und ansprechend präsentiert. Organisiert wird er von der Pfarrcaritas und freiwilligen Helfer*innen. Alles was eingenommen wird, geht als Spende an soziale Projekte wie das Haus der Solidarität, Familie in Not, Plattform für Alleinerziehende und den Bäuerlichen Notstandsfond. „Nachhaltig, sozial, schön“ ist das Motto der Initiative. Die verschiedenen Kleiderkammern im Lande sind ja unterschiedlich organisiert und zugänglich. Der Offene Kleiderschrank in Bruneck ist für alle da.
Wie bei jedem Secondhand Projekt oder Shop braucht es ein wenig Zeit und Geduld um sich zu orientieren und das Angebot durchzuschauen. Wie ihr wisst mag ich das. Und erfreulicherweise auch immer mehr Leute. Eine Rekordzahl von Konsument*innen hat 2024 Secondhand gekauft. Getrieben wird diese Zunahme vor allem von jungen Leuten, also der Gen Z. (Quelle: ThreadUp)
Der Offene Kleiderschrank ist gut sortiert, ich habe zum Beispiel eine 80ies Escada Jacke gefunden. Ich mag die 80ies sehr, das könnt ihr hier auch nachlesen.
Kleidung so lange als möglich im Kreislauf zu halten ist das Gebot der Stunde. Sie vor allem in lokalen Kreisläufen zu halten. „Jede Woche werden etwa 15 Millionen Altkleider nach Ghana verschifft, die größtenteils aus den Kleiderschränken nordamerikanischer, chinesischer und europäischer Verbraucher*innen stammen“, schreibt das Branchenportal Business of Fashion.
Wichtig auch, ich wiederhole mich: diese Projekte dienen nicht als persönliche Kleider-Müllentsorgung. Nur gut erhaltene Kleidung wird angenommen.
Ich habe mit Monika Gasser gesprochen, die das Projekt mit viel Engagement mitbetreut:
Monika, ihr seid vor kurzem übersiedelt, wie kommt der Offene Kleiderschrank in den neuen Räumlichkeiten an.
Der offene Kleiderschrank wird von den Bürger*innen sehr wohlwollend aufgenommen. Die Helligkeit, das angenehme Raumklima, die Ordnung vermitteln offensichtlich Wohlbefinden, wir werden eher als Geschäft wahrgenommen.
Euer Angebot setzt sich aus Kleiderspenden zusammen. Wie würdest du eure Angebotspalette beschreiben?
Als buntes Angebot aus Markenartikeln, Folklore, Sportbekleidung, Vintage, dazu viele Accessoires wie Schuhe, Modeschmuck, Mützen, Gürtel… Für Frauen und Männer, Kinderbekleidung führen wir nicht.
Wer kommt zu euch?
Unsere Klientel ist hauptsächlich weiblich, aus jeder gesellschaftlichen Schicht. Sehr beliebt sind wir bei Jugendlichen, Student*innen, auch Urlauber*innen finden uns über Google.
Sich Secondhand zu kleiden ist nicht jedermanns und jederfraus Sache. Gibt es nach wie vor Vorbehalte? Wie schätzt du das für Bruneck ein?
Grundsätzlich kann ich sagen, dass Secondhand in aller Munde ist und bewusst wahrgenommen wird. Meiner Meinung nach sind die Jugendlichen hier unser Vorbild. Nicht nur weil sie gebrauchte Kleidung lieben, sondern diesbezüglich auch sehr genügsam sind.
Wie kleidest du dich?
Ich trage seit Jahrzehnten Kleider mit „Geschichte“, aber nicht ausschließlich.
Im Offenen Kleiderschrank gibt es keine fixen Preise, sondern Spendenempfehlungen. Für Kostüme und Anzüge zum Beispiel zwischen 10 und 15 Euro, für Taschen und Schuhe 5 bis 15 Euro und für Jacken und Mäntel 12 bis 20 Euro.
Der Offene Kleiderschrank im Gedicenter in Bruenck ist jeden Mittwoch von 14 bis 17 Uhr, jeden Donnerstag von 9 bis 11 Uhr und jeden letzten Samstag im Monat von 9.30 bis 17 Uhr geöffnet. Ein Besuch lohnt sich.